Die Ruine zu Dießen steht auf einem Bergsporn oberhalb des im Tal gelegenen Dorfes. Dem Dießener Bach, dessen Name sich vom Mittelhochdeutschen „diezen“ (fließen, rauschen) ableitet, verdanken das Tal und die Ortschaft ihren Namen. Der Fischereireichtum des Baches war schon immer bekannt. So zeigt das Wappen von Dießen seit 1441 einen springenden, halben Fisch.
Die Burg war ursprünglich als Schildmauerburg angelegt. Von ihr sind heute noch die Grundmauern sowie ein Teil der Schildmauer erhalten. Die mächtige Schildmauer hatte auf der Westseite der Burg eine Tiefe von 3,10 m und fast eine Höhe von 15 m. Anhand der heute noch sichtbaren Kragsteine lässt sich die Höhe leicht errechnen. Der Graben davor wurde später aufgefüllt.
Die Dießener Burg wurde trotz Ihrer Wehrhaftigkeit mehrfach zerstört. So auch während der Schleglerkriege um 1395. Danach wurde die Schildmauerburg wiederaufgebaut. Im Bayerisch-Pfälzischen Krieg um 1460 wurde „die Festin Diessen“ erneut gestürmt und durch die Grafen von Württemberg gebrochen und abgebrannt.
Von der Schildmauerburg zum Schloss
Die Schäden an der Burg durch den Krieg waren wohl so gravierend, dass sich Ritter Burkhard von Ehingen, als er die Herrschaft von Burg und Dorf Ende des 15. Jahrhunderts übernimmt, zum Neubau eines Schlosses entschied.
Burkhard von Ehingen, Sohn des Rudolf von Ehingen, heiratet 1478 Barbara von Neuneck, die Tochter des Hans von Neuneck. Zusammen mit seinem Schwiegervater gelingt es Burkhard am oberen Neckar eine neue Herrschaft aufzubauen. 1481 kommt Burkhard durch den Ankauf des Besitzes des Stefan von Ow zu Frundeck, zu einer Hälfte an Dorf und Burg samt Gericht und Vogtei.
Hans von Neuneck tritt 1491 seinen Besitz an Burg und dem Dorf Dießen an Burkhard ab und erlaubt ihm, das „Schloß Dießen samt der Capellen darinnen“ zu bauen. 1491 bis 1498 wird dann auf den alten Grundmauern der Palas mit Einbeziehung eines Großteils der ehemaligen Schildmauer errichtet. Der von Burkhard von Ehingen neu errichtete stattliche Palas hat, laut eines Inventarverzeichnisses des Hans Veit von Wernau aus dem 16. Jahrhundert, Wohn- und Gebrauchszimmer, Lager-, Versorgungs- und Verwaltungsräume auf verschiedenen Ebenen.
Während der Herrschaft des Klosters Muri (1708 bis 1803) wird die Anlage um das Jägerhaus, die Stallungen vor der inneren Ringmauer, das Back- und Waschhaus (1750) und das Wirtschaftsgebäude mit Wohnungen erweitert. Die Benediktiner sind vorbildliche Ökonomen, unter denen sich die Herrschaft in Dießen ausgezeichnet entwickelt.
Nach dem Frieden von Luneville (1801) verleibt sich das Fürstentum Hohenzollern-Sigmaringen die Herrschaft Glatt und Dießen ein und lässt am 3. September 1803 alle Bürger der Herrschaften den Huldigungseid ablegen. 1812 verkaufte die Fürstliche Verwaltung das intakte Schloss zum Abbruch. Der Verwalter Oberamtmann Mattes veranlasst den Abbruch des Schlosses. Er hält es für unnütz und der Unterhaltskosten nicht für wert.
Um einen weiteren Verfall des ehemaligen Palas aufzuhalten, kauft schließlich Hans Otto von Ow 1889 die Ruine. 1965 überschreibt Sigurd Freiherr von Ow-Wachendorf, der Enkel von Hans Otto von Ow, auf Bitten des Bürgermeisters die Ruine der Gemeinde Dießen.
Die Sanierung und die Nutzung
In Abstimmung mit dem Kreis Hechingen und dem Amt für Denkmalpflege in Tübingen erfolgt ab 1969 eine Grundsanierung und Absicherung der einsturzgefährdeten Mauern. Gleichzeitig wird der Architekt Anton Beuter aus Dettingen beauftragt, die Ruine auch für die Nutzung durch das Dießener Volkstheater umzugestalten.
Unter der Regie des „Förderverein zur Erhaltung und Sanierung der Burgruine Hohendießen“, gegründet im Jahre 2006, wurden in Zusammenarbeit mit der Stadt Horb und dem Denkmalamt in Karlsruhe die vorhandenen Mauerteile vom Grünbewuchs befreit, ausgebessert, aufgemauert, nachhaltig saniert und mit Abdeckungen vor eindringendem Wasser gesichert. Die brüchigen Holzgeländer werden durch Metallkonstruktionen ersetzt. Für die zukünftige Nutzung für Veranstaltungen wurde der vorhandene Wirtschaftsraum saniert, neu zugängig und bewirtungsfähig gestaltet. Durch eine Überdachung konnte ein zusätzlicher Lagerraum geschaffen und der Wirtschaftsraum vor eindringendem Regenwasser geschützt werden. Die Toiletten im Burgvorhof wurden umfänglich saniert. Die Elektroinstallation in und um die Burg Hohendießen wurde vollständig erneuert. Die Belegungen sind gebührenpflichtig und müssen bei der Ortschaftsverwaltung Dießen angemeldet werden.
Quelle: geschichtliche Aufarbeitung nach Beendigung der Sanierungsmaßnahmen durch den Förderverein der Burgruine Hohendießen (2021). Texte wurden von Benno Müller zusammengetragen und dokumentiert.