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Der fast vollständige Verlust des alten Dorfes durch die Zerstörung am 21. April 1945 hat nach dem abgeschlossenen Wiederaufbau des neuen Deckenpfronn die Suche nach der Vergangenheit erweckt und bestärkt.
Die ersten Ergebnisse sind im Jahr 1987 mit diesem Museum in bildhaften Szenen aus dem früheren Alltag der Einwohner sichtbar geworden. Die erhalten gebliebene Zehntscheuer ist damals nicht nur zum Bürgerhaus geworden, sondern hat vielmehr in mehrfacher Weise in den beiden obersten Dachgeschossen die Erinnerung an das frühere Leben wachgerufen. Das Museum ist eine sozialkritische Dokumentation der Lebensverhältnisse etwa ab 1850.
Der Besucher wird in der alten Bauernküche empfangen, wo der Herd, die Wassereimer und Handgeräte zur Einrichtung der sog. "schwarzen Küche" gehören. Dort essen die einfachen Familienmitglieder aus einer Schüssel, während der Hinterladerofen das Essen für den Gutsherrn und seine Frau hinüber in das Speisezimmer bringt und den sozialen Unterschied deutlich macht.
Daneben sitzt die Bäuerin am Spinnrad während die Knechte beim Räppeln von Holz und der Fertigung von Dachschindeln sich ihr Brot verdienen. Gegenüber zeugt die dörfliche Kirche vom frommen Menschenschlag und dem Stundenwesen. Auch die Krankenpflegearbeit im Ort wird dort spürbar.
In der Mitte der Szenen aber ist es die Deckenpfronner Tracht, die arm und reich verbindet, weil sie von allen getragen werden darf.
Zurück zum Eingang, kommt der Besucher an einer fast kompletten Schumacherwerkstatt vorbei, doch deutlicher sozialkritisch beleuchtet wird unter dem Dach die Schlafkammer der Mägde, Knechte und Kind. Strohsäcke sind die Betten, doch aus ihnen erheben sich auch die jungen Mädchen, die herausgeputzt zum "Dienen" in die Stadt vermittelt werden.
Auf der anderen Seite beeindruckt die Auswandererszene als Erinnerung an das Jahr 1852, in dem über 70 Deckenpfronner ihr Dorf verließen und in Amerika ihr Glück suchten. Die Originalreisetruhe der Familie Heinrich steht dort und wurde von deren Nachfahren "Henry" aus Amerika der Gemeinde zurückgegeben.
Wer noch die Wendeltreppe hochsteigt, kommt in die Werkstatt des Malers Gottlob Beuttler, der nicht nur Truhen bemalt, sondern auch auf Erntesäcken die Initialen der Besitzer hinterlassen hat.
Gegenüber erinnert der Tante-Emma-Laden an das Einkaufsverhalten jener alten Zeit.
In das erste Dachgeschoß der Zehntscheuer zurückgekehrt, kann der Besucher in der Dinkelkammer an einem großen beleuchteten Schaubild des alten Dorfes das Ausmaß der Zerstörung nachvollziehen und sich in dem Bewusstsein vertiefen, dass im Jahr 1945 nicht nur Gebäude vernichtet wurden, sondern auch eine menschenfeindliche Zeit in Deutschland zu Ende ging, die Wachsamkeit für alles fordert, was in der Zukunft geschieht.
Eine vor allem für Kinder unterhaltsame Darstellung ist ein kleiner Zug, der daneben symbolisch seine Runden dreht und an die Ablehnung einer Bahnlinie über Deckenpfronner Markung im Jahr 1879 erinnert.
In der benachbarten Haberkammer finden in der Regel dreimal im Jahr Sonderausstellungen zu Zeitthemen oder zur Deckenpfronner Ortsgeschichte statt.
Am runden Holztisch im Eingangsbereich dieses Geschosses bewirten die Frauen des Museumsteams die Besucher mit Kaffee und Kuchen.
Dieses Museum ist an jedem 4. Sonntag im Monat von 14 – 17 Uhr geöffnet. Führungen werden bei Bedarf angeboten und über die Gemeindeverwaltung Deckenpfronn vermittelt.