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Bürgerhaus und Museum in Deckenpfronn

Dorfmuseum Zehntscheuer

Die Deckenpfronner Tracht.

Zehntscheuer Deckenpfronn / Winfried Kuppler

Die Deckenpfronner Tracht war für alle Einwohner gleich und unterschied nicht nach arm oder reich. Rechts im Bild ist die Nikoluskirche in ihrer Gestalt vor der Zerstörung zu sehen.

Der fast vollständige Verlust des alten Dorfes durch die Zerstörung am 21. April 1945 hat nach dem abgeschlossenen Wiederaufbau des neuen Deckenpfronn die Suche nach der Vergangenheit erweckt und bestärkt.

Die ersten Ergebnisse sind im Jahr 1987 mit diesem Museum in bildhaften Szenen aus dem früheren Alltag der Einwohner sichtbar geworden. Die erhalten gebliebene Zehntscheuer ist damals nicht nur zum Bürgerhaus geworden, sondern hat vielmehr in mehrfacher Weise in den beiden obersten Dachgeschossen die Erinnerung an das frühere Leben wachgerufen. Das Museum ist eine sozialkritische Dokumentation der Lebensverhältnisse etwa ab 1850.

Der Besucher wird in der alten Bauernküche empfangen, wo der Herd, die Wassereimer und Handgeräte zur Einrichtung der sog. "schwarzen Küche" gehören. Dort essen die einfachen Familienmitglieder aus einer Schüssel, während der Hinterladerofen das Essen für den Gutsherrn und seine Frau hinüber in das Speisezimmer bringt und den sozialen Unterschied deutlich macht.

Die sogenannte schwarze Küche.

Zehntscheuer Deckenpfronn / Winfried Kuppler

In der sog. schwarzen Küche, die rußgeschwärzt ist, aber auch zum Essen für die Mägde, Knechte und Kinder benutzt wird. Alle essen aus einer Schüssel.

Daneben sitzt die Bäuerin am Spinnrad während die Knechte beim Räppeln von Holz und der Fertigung von Dachschindeln sich ihr Brot verdienen. Gegenüber zeugt die dörfliche Kirche vom frommen Menschenschlag und dem Stundenwesen. Auch die Krankenpflegearbeit im Ort wird dort spürbar.

In der Mitte der Szenen aber ist es die Deckenpfronner Tracht, die arm und reich verbindet, weil sie von allen getragen werden darf.

Zurück zum Eingang, kommt der Besucher an einer fast kompletten Schumacherwerkstatt vorbei, doch deutlicher sozialkritisch beleuchtet wird unter dem Dach die Schlafkammer der Mägde, Knechte und Kind. Strohsäcke sind die Betten, doch aus ihnen erheben sich auch die jungen Mädchen, die herausgeputzt  zum "Dienen" in die Stadt  vermittelt werden.

Auf der anderen Seite beeindruckt die Auswandererszene als Erinnerung an das Jahr 1852, in dem über 70 Deckenpfronner ihr Dorf verließen und in Amerika ihr Glück suchten. Die Originalreisetruhe der Familie Heinrich steht dort und wurde von deren Nachfahren "Henry" aus Amerika der Gemeinde zurückgegeben.

Frauen am Spinnrad.

Zehntscheuer Deckenpfronn / Winfried Kuppler

Die Frauen saßen dagegen abends an den kalten Tagen am Spinnrad und verarbeiteten den selbst angebauten Flachs für die Textilindustrie.
Holzbearbeitung sicherte den Lebensunterhalt der Bauern im Winter.

Zehntscheuer Deckenpfronn / Winfried Kuppler

Die Bauern mussten im Winter durch die Holzbearbeitung ihren Lebensunterhalt sichern. Aus dem gesägten Holz des Gemeindewaldes wurden in mühsamer Arbeit am sog. Schnitzbock Dachschindeln hergestellt und an die Hausbesitzer in den Städten verkauft.
Die Schlafzimmer der Knechte, Mägde und Kinder mit Strohbetten.

Zehntscheuer Deckenpfronn / Winfried Kuppler

Dieses Foto kündet nicht nur von der Armut, sondern auch von der Ungleichbehandlung der Menschen. Die Mägde, Knechte und Kinder hatten ihr Schlafkammer unter dem "hohlen Ziegel" und mussten auf Strohmatten nächtigen.
Die Auswandererszene mit den hoffenden Menschen, die auf der Überfahrt nach Amerika ausharren. Vorne im Bild die zurückgekehrte Auswanderertruhe der Familie Heinrich.

Zehntscheuer Deckenpfronn / Winfried Kuppler

Im Jahr 1852 wanderten aus Deckenpfronn 70 Personen aus. Diese Szene kündet von der Hoffnung auf ein besseres Leben auf der Überfahrt. Nachkommen des Auswanderers Heinrich haben als "Henry" dessen Originalreisetruhe nach Deckenpfronn zurück gebracht.
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Wer noch die Wendeltreppe hochsteigt, kommt in die Werkstatt des Malers Gottlob Beuttler, der nicht nur Truhen bemalt, sondern auch auf Erntesäcken die Initialen der Besitzer hinterlassen hat. 

Gegenüber erinnert der Tante-Emma-Laden an das Einkaufsverhalten jener alten Zeit.

In das erste Dachgeschoß der Zehntscheuer zurückgekehrt, kann der Besucher in der Dinkelkammer an einem großen beleuchteten Schaubild des alten Dorfes das Ausmaß der Zerstörung nachvollziehen und sich in dem Bewusstsein vertiefen, dass im Jahr 1945 nicht nur Gebäude vernichtet wurden, sondern auch eine menschenfeindliche Zeit in Deutschland zu Ende ging, die Wachsamkeit für alles fordert, was in der Zukunft geschieht.

Maler Gottlob Beuttler war ein Künstler.

Zehntscheuer Deckenpfronn / Winfried Kuppler

Maler Gottlob Beuttler war ein Künstler, der nicht nur Mehltruhen und Schränke trefflich bemalte, sondern auch die Schaffelsäcke der Bauern mit deren Namen versah. Ihm ist deshalb eine besondere Museumsecke gewidmet.
Der Tante-Emma-Laden.

Zehntscheuer Deckenpfronn / Winfried Kuppler

Der Tante-Emma-Laden, wo alle Erzeugnisse per Hand in eine Tüte verpackt und dann gewogen werden. Im Gegensatz dazu wird an die Wegwerfmentalität der Gegenwart mit dem Blick auf den Böblinger Müllplatz erinnert.
Deckenpfronn aus der Luft mit den rot eingezeichneten Häusern, die am 21.45.1945 abbrannten.

Zehntscheuer Deckenpfronn / Winfried Kuppler

In der Dinkelkammer kann der Besucher einen Blick auf das alte Dorf werfen und erkennen, welche Häuser am 21.4.1945 zerstört wurden (rote Markierung).
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Eine vor allem für Kinder unterhaltsame Darstellung ist ein kleiner Zug, der daneben symbolisch seine Runden dreht und an die Ablehnung einer Bahnlinie über Deckenpfronner Markung im Jahr 1879 erinnert.

In der benachbarten Haberkammer finden in der Regel dreimal im Jahr Sonderausstellungen zu Zeitthemen oder zur Deckenpfronner Ortsgeschichte statt.

Am runden Holztisch im Eingangsbereich dieses Geschosses bewirten die Frauen des Museumsteams die Besucher mit Kaffee und Kuchen.

Dieses Museum ist an jedem 4. Sonntag im Monat von 14 – 17 Uhr geöffnet. Führungen werden bei Bedarf angeboten und über die Gemeindeverwaltung Deckenpfronn vermittelt.

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