„Die Medizin ist meine gesetzliche Ehefrau, die Literatur meine Geliebte. Wenn mir die eine auf die Nerven geht, nächtige ich bei der anderen.“
Tschechow an seinen Verleger Suworin, 24.9.1888
Literaturbrücke zwischen West und Ost
Literarisches Museum Badenweiler "Tschechow-Salon"
Anton Tschechows Sterbeort, das Heilbad Badenweiler, wurde literarisches Dialogzentrum zwischen Russland, Westeuropa und den USA.
Der Tschechow-Salon
Seit dem 19. Jahrhundert spielt Literatur im Leben von Badenweiler eine gewichtige Rolle. 1998 entstand der erste, „Tschechow-Salon“ im Kurhaus als einziges Literaturmuseum Westeuropas, das den Namen des russischen Dichters trägt. Nach dem Umzug ins Rathaus 2015 erfahren die Besucher im neuen Museum nicht nur, warum Schriftsteller und Dichter aus Deutschland und dem Ausland seit rund 200 Jahren ihre Spuren im Heilbad hinterließen, sondern auch, wie das Netzwerk von Kultur und Literatur grenz überschreitend funktioniert. Die Ausstellung vermittelt dies durch modernste Ausstellungsdidaktik und -technik.
Anton Tschechow
Der Schriftsteller und Dramatiker Tschechow (1860–1904) ist ein Schwerpunkt der Ausstellung. Sie beschreibt dessen Leben und seinen Tod durch Tuberkulose 1904 in Badenweiler. Eine biografische Zeitachse und viele Exponate informieren zudem über Politik, Geschichte und Kunst seit 1860. Die lebendige Tschechow-Gedenkkultur in Badenweiler und deren Bedeutung für den friedlichen Dialog innerhalb der deutsch russischen Beziehungen sind weitere Hauptlinien des Museums. Zeugnis davon geben auch die zahlreichen Tschechow-Denkmale in Badenweiler.1908 wurde hier das erste Denkmal für ihn errichtet – überhaupt das erste Denkmal für einen russischen Schriftsteller außerhalb seines Heimatlandes.
Weitere Denkmale, vor allem als Geschenke Russlands, verbinden das Heilbad mit vielen russischen Städten bis zum Fernen Osten. Eine Monitorwand bietet aktuelle Interviews zur weltweiten Bedeutung Tschechows als Dramatiker.
Konstantin Stanislawski
Der Theaterreformer und Schauspieler Konstantin Stanislawski (1863–1938), Mitbegründer des berühmten, „Moskauer Künstlertheaters“, verbrachte zwischen 1908 und 1932 viele Monate seines Lebens in Badenweiler, wo er sich gesundheitlich erholte und sein dramatisches, „System“ weiter entwickelte.
Die anderen Literaten in Badenweiler
Die zweite Abteilung ist vor allem deutschen Schriftstellern gewidmet. Hier lädt eine Audiostation zum Hören originaler Texte ein. Hermann Hesse (1877–1962) weilte 1909 zur Kur in Badenweiler und schrieb darüber. Rene Schickele (1883–1940), der deutsch-elsässische Schriftsteller, Essayist und Vorkämpfer der deutsch-französischen Aussöhnung, war von 1922 bis 1933 Bürger Badenweilers und verfasste hier seine wichtigsten Werke. Seine Idee eines „geistigen Elsass" wurde Modell für ein friedliches Europa. Annette Kolb (1870–1967), die deutsch-französische Zeitzeugin der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, war ab 1922 Nachbarin Schickeles und wurde Ehrenbürgerin Badenweilers.
Noch 19 weitere deutsche Schriftstellerinnen und Schriftsteller von Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart, die alle durch Werk und Leben mit Badenweiler verbunden sind, werden im Museum vorgestellt. Auch hier sind ausländische Autoren von Bedeutung: Der amerikanische Dichter Stephen Crane (1871–1900), einer der Begründer der amerikanischen literarischen Moderne, verstarb wie Tschechow in Badenweiler.
Das Heilbad vergibt ihm zu Ehren gemeinsam mit der Universität Freiburg einen Crane-Forschungspreis für nordamerikanische Literatur und Kulturwissenschaft.
Und Jawaharlal Nehru (1889–1967), der erste indische Ministerpräsident, weilte 1935 bei seiner erkrankten Gattin Kamala im Kurort und vollendete hier seine Autobiografie.