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Juwelen unter Bäumen

Park Jansen - Rhododendronpark

Juwelen unter Bäumen - Ein Rhododendronparadies für Traum-Wandler

Mein Ländle / Simone Mathias

Ralf Jansen ordnet seine Anlage nicht nach Farben, aber die Natur mischt sie virtuos.

Es gibt sicher kaum eine Familienangelegenheit, die größer ist als die der Jansens – und keine andere wird schöner blühen. In Karlsbad pflegt die badische Familie auf zwölf Hektar Tausende von blühenden Schmuckstücken. Natürlich auch für rund 10.000 Besucher jährlich. Und doch bleibt der Park eine ganz persönliche Sache …

Der Traum aller Rhododendronfans: von Blütenbergen gesäumte Wege

Mein Ländle / Simone Mathias

Umgeben von Blüten ist gut lachen: Ralf Jansen und seine Mutter Waltraud.

Wenn Ralf Jansen mit dem Spaten unter Bäumen zugange ist, sucht er nicht nach einem Schatz, er pflegt einen. Hier in Karlsbad unter seiner Obhut, beschattet von turmhohen Fichten, Föhren, Birken und Hainbuchen, gedeihen Tausende Rhododendronbüsche. Bekäme er für jede Blüte an diesen eleganten Gehölzen nur fünf Cent – er wäre längst Millionär. Aber er ist Gärtner, kein Spekulant. Auch wenn der zwölf Hektar große Park einen großen Wert hat für ihn. Zum einen, weil er natürlich als Baumschulprofi selbst vermehrt und verkauft und das Gelände auch als Schaugarten dient. Zum anderen, weil der Park eine Familienangelegenheit im besten Sinne ist. „Mein Vater hatte die Idee und begann, ihn anzulegen“, sagt Ralf Jansen. Das war irgendwann Anfang der Siebzigerjahre.

Juwelen unter Bäumen - Ein Rhododendronparadies für Traum-Wandler

Mein Ländle / Simone Mathias

Der Traum aller Rhododendronfans: von Blütenbergen gesäumte Wege

Diese Idee brachte der Vater, Friedbert Jansen, aus Norddeutschland mit ins Ländle. Auf der Einkaufstour für seinen frisch gegründeten Baumschulbetrieb verliebte er sich rettungslos in die weitläufigen Rhododendronanlagen – eine Liebe, die ihn vor Herausforderungen stellen sollte. Denn natürlich sind dort, nahe der Küste, die Bedingungen für die beliebten Büsche mit den XXL-Blüten wesentlich günstiger. In der Anfangszeit ging deshalb im badischen Klima auch so ziemlich alles schief, was schiefgehen kann: Die Sonne brannte den kaum einen Meter hohen Jungpflanzen aufs Haupt (was Rhododendren wenig schätzen), manche Sorten fühlten sich auf dem hiesigen Boden so gar nicht heimisch (und verabschiedeten sich gleich ins Nirwana), und dann biss auch noch der Frost ungebremst ins junge Holz. Der frisch gepflanzte Wald, der die Kolonie Jungpflanzen vor Sonne, Wind und Wetter abschirmen sollte, steckte damals mit zwergigen 1,50 Meter Höhe selbst noch in den Kinderschuhen. „Dazu war der Sommer 1978 extrem trocken – da kam allerhand zusammen“, erinnert sich Ralf Jansen, „es gab viele Verluste.“

Rhododendren brauchen

  • saure Erde,
  • keine pralle Sonne, sondern wandernden Schatten,
  • einen windgeschützten Standort, der vor allem im Winter wichtig ist, und:
  • bloß nicht zu feucht halten: „Die meisten Ausfälle gibt es durch zu viel Gießen“, sagt Ralf Jansen. „Rhodos sind zwar sogenannte Moorbeetpflanzen, aber damit meint man ein ausgetrocknetes Moor. Die stehen nicht mehr im Wasser.“

Kein reines Vergnügen …

Aber der Papa gab nicht auf. Er pflanzte nach. Damals war Ralf noch ein Teenager. In einem Gartenbaubetrieb hieß es auch für die Kinder früh mit anpacken, auch und gerade im Park. Jede Minute, die der Baumschulbetrieb ihnen ließ, verbrachte die Familie mit dem ehrgeizigen Projekt. Dass das nicht immer nur ein reines Vergnügen war, versteht sich von selbst. In Zeiten, in denen es noch keine motorbetriebenen Freischneider gab, brauchten die Arbeiten dort vor allem eins: Muskelkraft. „Gemäht und frei gehalten haben wir das Gelände mit ­Sichel und Sense“, sagt der heute 55-Jährige mit einem Augenzwinkern, „wie in der Landwirtschaft.“ Das Durchhalten hat sich gelohnt. Heute flanieren Besucher über kurz gehaltenen Rasen, und an den bis zu sechs Meter hohen Büschen rechts und links des Weges erscheinen Jahr für Jahr ab Ende April Tausende von Blüten. Ein überwältigender Anblick. Von diesen Bildern muss der Vater damals geträumt haben; jedenfalls in den seltenen Momenten, in denen er mal nicht mit Pflegen oder Pflanzen beschäftigt war. Er starb leider, bevor er sein Lebenswerk in Vollendung erleben konnte.

Juwelen unter Bäumen - Ein Rhododendronparadies für Traum-Wandler

Mein Ländle / Simone Mathias

Auch aus der Nähe ein Traum …

Obwohl – fertig wird so ein Park eigent­lich nie. Der geeichte Garten- und Landschaftsbauer Jansen hat die Anlage inzwischen nicht nur lieben und schätzen gelernt, er verändert auch noch ständig. Neue Blütenträger für Sommer und Herbst kommen hinzu, neue Sorten müssen testweise gepflanzt werden. „Und die Natur sortiert auch – im ­Moment viel in Rosa und Lila“, sagt er und lächelt. Die Zeiten der Handarbeit sind passé, er hat für alles Maschinen. Und trotzdem bleibt es harte Arbeit, oder? Der Park sei immer noch ein „Hobby“, bemerkt Ralf Jansen schmunzelnd, „auch nach 40 Jahren noch“. Und nach wie vor beteiligt sich die ganze Familie daran. Auch die Seniorchefin und gute Seele des Ganzen, Waltraud Jansen, dazu Ralfs Frau Helena und die Kinder. Sohn Sandro, gerade 14, übernimmt das Rasenmähen. Mit dem Aufsitzmäher, versteht sich. Manche Arbeiten laufen inzwischen spielend leicht, weil die dicken Büsche „sich gut etabliert haben“, wie Fachleute sagen. Das heißt, sie sind wie würdige Matro­nen kräftig in die Breite gegangen und machen mit diesem ausladenden Benehmen jeglichen Unterwuchs platt. Unter einem dichten Rhododendron auf großzügig gemulchtem Untergrund geht kaum ein Wildkräutlein mehr auf.

Juwelen unter Bäumen - Ein Rhododendronparadies für Traum-Wandler

Mein Ländle / Simone Mathias

Schlendern und staunen, dafür gibt es in Jansens Park an jeder Ecke gute Gründe.

Hohe Bäume, hohe Ziele

Dafür entstehen in luftiger Höhe neue Gefahren: Bäume wachsen nun mal nach oben und würden den Rhododendren zu viel Licht und Wasser rauben, wenn Parkchef Jansen sie nicht rechtzeitig kürzen oder herausnehmen würde. Was sich in einem halben Satz schnell sagt, ist keine Kleinigkeit. Als 2010 immerhin fast 1000 Bäume fielen, heulten und schnurrten die Motorsägen tagelang. 1500 Riesen stehen noch und schaffen den sanften Flimmerschatten und die windgeschützten Ecken, in denen sich die blühenden Juwelen so wohl fühlen. Inzwischen sind andere Gattungen dazugekommen, vor allem Hortensien. Sie stellen ähnliche Ansprüche an Standort und Umgebung und sollen den Park dem Ziel näher bringen, das Ralf Jansen insgeheim vor Augen hat: Am liebsten wäre es ihm, wenn der Park das ganze Jahr über die Pracht entfalten könnte, die er im Mai zeigt; ein hohes Ziel, aber nicht unmöglich. – Nun, das nötige Durchhaltevermögen für blühende Visionen liegt in der Familie. Möge sie Wurzeln schlagen und gedeihen.