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Katholische Pfarrkirche

St. Maria Magdalena Kirche

St. Maria Magdalena Kirche

Bernd Lachenmaier

Inmitten des alten Ortskerns von Tiefenbronn erhebt sich die gotische Basilika St. Maria Magdalena, eine über die Landesgrenzen hinaus berühmte Kirche.

Ihren außergewöhnlichen Rang unter den badischen Kirchen des Mittelalters zieht die von Tiefenbronn nicht aus ihrer bescheidenen Baugestalt, sondern aus ihrer zum großen Teil original erhaltenen Innenausstattung mit fünf spätgotischen Altären, wunderschön erhaltenen Glasfenstern (um 1370 in Straßburg entstanden), gut erhaltenen Fresken (um 1400) einer wertvollen gotischen Turmmonstranz (um 1500 in Augsburg entstanden), einem eindrucksvollen Chorgestühl (um 1500) und einem wertvollen Sakristeischrank aus dem Jahre 1464, um nur einige wichtige Ausstattungselemente der Tiefenbronner Kirche zu nennen.

Viele Besucher aus nah und fern kommen jedoch eigens wegen zwei weltberühmten Altären nach Tiefenbronn: Im gotischen Chorraum steht einer der bedeutendsten spätgotischen Flügelaltäre Südwestdeutschlands, der Hochaltar des bekannten Ulmer Meisters Hans Schüchlin aus dem Jahre 1469. Die ausdrucksvollen Schnitzwerke im Mittelteil stammen aus der berühmten Ulmer Werkstatt in der Nachfolge von Hans Multscher, wobei diese Künstler eine ältere Pietá (um 1400 bereits in der Kirche erwähnt) in ihr Altarwerk mit einzubeziehen hatten. Der geöffnete Altar zeigt alle wichtigen Szenen aus der Passions- und Ostergeschichte.

In der Advents- und Weihnachtszeit wird der Altar geschlossen und zeigt die stimmungsvollen, ganz in Pastellfarben gehaltenen Weihnachtstafeln.

St. Maria Magdalena Kirche

Bernd Lachenmaier

St. Maria Magdalena Kirche

Bernd Lachenmaier

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Ältestes und bekanntestes Tiefenbronner Altarwerk ist der Magdalenenaltar des Lucas Moser aus dem Jahre 1432, ein Hauptwerk der deutschen Tafelmalerei des 15. Jahrhunderts von europäischen Rang. Von diesem Meister Lucas Moser ist nur dieser eine Tiefenbronner Magdalenenaltar erhalten. Weitere Arbeiten scheinen verlorengegangen zu sein, vielleicht auch zu Zeiten des Bildersturms vernichtet worden. Die Quellen seines Stils liegen nicht im Schwäbischen, sondern fernab in der burgundisch-niederländischen Malerei. Wohl vom damaligen berühmten Abt des Klosters Hirsau (Wolfram Maiser von Berg) in Auftrag gegeben, war dieser Altar Ziel einer berühmten Bußwallfahrt im Mittelalter. Dargestellt ist die Geschichte der Hl. Maria Magdalena, wie sie Jakob von Voragine in seiner berühmten „Legenda Aurea“ aus den Jahren 1263/73 erzählt. Anhand dieser Geschichte, die mit der biblischen Maria Magdalena nicht mehr viel zu tun hat, wird den Menschen, die im Mittelalter zur Wallfahrt nach Tiefenbronn kamen, die Gewissheit vermittelt, dass im Leben jedes Einzelnen so eine radikale Umkehr zu Gott möglich ist wie im Leben der Maria Magdalena, die sich als große Sünderin bekehrte. Durch die Begegnung mit Jesus begann sie ein vollkommen neues Leben.

Neben der großen kunsthistorischen Bedeutung des Lucas-Moser-Altares ist es bis heute unser wichtigstes Anliegen, die religiösen Aussagen des Kunstwerkes zu vermitteln in einer Zeit, wo viele Menschen von der kirchlichen Verkündigung nicht mehr erreicht werden.

Seit Generationen bewahrte sich die Maria-Magdalenen-Kirche Tiefenbronns mit ihren vielen Sehenswürdigkeiten einen hervorragenden Rang unter den heimischen Kunstdenkmälern. Spätgotischer Bau, die Altarbauten Hans Schüchlins, Lucas Mosers und die kostbare Originalausstattung aus dem 15. Und 16. Jh. reizen nicht nur Fachleute und Kunstliebhaber zu immer neuer Forschung und Diskussion an, sondern laden ebenso zu stiller, andächtiger Betrachtung ein. Zu Recht gilt Tiefenbronn als ein Pilgerziel der Freunde christlicher Kunst.

St. Maria Magdalena Kirche

Bernd Lachenmaier

Führungen werden auf Anfrage angeboten und können beim katholischen Pfarramt in Tiefenbronn unter der Tel. Nr. 07234/4210 erfragt werden.