Die Ausstellung „Guter Ton aus Karlsruhe“ in der Alten Schmiede Malsch ist eine Zeitreise durch die Geschichte der Majolika und auch eine Liebeserklärung an die ruhmreiche Keramikkunst, die es in Karlsruhe seit 2024 nicht mehr gibt. Über 250 Exponate der Majolika Karlsruhe werden bis Sonntag, 5. Oktober, ausgestellt.
Dabei sind klassische Stücke aus der Anfangszeit der Majolika, beispielsweise Körbe aus der Vergissmeinicht-Kollektion von Wilhelm Süs, aus dessen Kronberger Atelier die Majolika Karlsruhe hervorging. Der Bogen der Ausstellungsstücke spannt sich über Werke von Max Laeuger, Teeservices von Ludwig König und Otto Lindig, bis zu Wandtellern, Vasen, Kacheln, Tierfiguren und Madonnen namhafter Künstler. Vertreten sind auch moderne Werke, so die Kacheln mit Ballett-Tänzern von Ulrike Korn oder der Filmpreis „Karlina“ der Karlsruher Independent Days – der kleine Mops der Künstlerin Hannelore Langhans.
Sammelleidenschaft
Bürgermeister Markus Bechler eröffnete am Tag des offenen Denkmals die Ausstellung im Scheunentrakt der Alten Schmiede und dankte für das große Engagement. Die Exponate selbst stehen eine Etage weiter oben – auf 30 Quadratmetern haben alle der Ausstellungsstücke aus Privatbesitz Platz gefunden. Und mehr als das: Ausgestellt werden auch einige Gießformen, die sich Burgl Rademacher, Vorsitzende des Vereins „K15 Alte Schmiede Malsch“, bei der Schlussauktion der Majolika sichern konnte.
Wechselhafte Geschichte
Die Staatliche Majolika-Manufaktur, 1901 gegründet, stellte anfangs vor allem dekorative Keramik her, wurde aber bald bei der Baukeramik führend. Eine enge Zusammenarbeit von Künstlerinnen und Künstlern und Kunsthandwerk prägte die Majolika. Finanzielle Probleme führten dazu, dass die Majolika über Jahrzehnte immer wieder den Eigentümer wechselte: das Land Baden-Württemberg, die Katz-Werke, die Landesbank, die Stadt Karlsruhe und schließlich ein privater Investor. 2024 wurde der Betrieb eingestellt.
„Burgl Rademacher hat mit ihrer Sammelleidenschaft die Lebensdauer der Majolika etwas verlängert“, brachte es Hannelore Langhans bei der Vernissage auf den Punkt. Die Keramikkünstlerin war selbst 20 Jahre freiberuflich in der Majolika. Was sie vermisst, ist die Gesellschaft der Künstler und Künstlerinnen, die von überall nach Karlsruhe kamen, und mit denen sie teils bis heute befreundet ist.
Vom Majolika-Reh zum Filmpreis
Auch die Besucherinnen und Besucher der sehr gut besuchten Eröffnung erinnern sich teils mit Wehmut an die Majolika: Jeder kennt die bunten Teller, die Tierfiguren; viele Gemeinden bestellten jedes Jahr ihre Ehrenteller bei der Karlsruher Manufaktur.
Und dann ist da noch das Reh der Künstlerin Else Bach, später berühmt geworden als Filmpreis „Bambi“. Burgl Rademacher besitzt viele Varianten des Bambi – von tonfarben bis golden. Doch ihr Lieblingsstück ist das Bambi in Blau, das sie als Geschenk für ihre Sammlung bekam.







