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Böblingen: Ungewöhnlicher Anblick

Amphibienfahrzeug geht dem Murkenbachsee auf den Grund

Das Amphibienfahrzeug kann auf dem Wasser und zu Land fahren.

Elbers

Das Amphibienfahrzeug kann auf dem Wasser und zu Land fahren.

Ein Amphibienfahrzeug arbeitet sich langsam auf dem Böblinger Murkenbachsee vorwärts. Ein ungewöhnlicher Anblick. Aktuell wird das Gewässer mithilfe des sogenannten Truxor – so heißt das Amphibiengefährt – entschlammt. Gesteuert wird der Truxor von Jörg Barth. Der Rüssel wird abgesenkt, am Ende sitzt eine Schnecke, die das Sediment auflockert. Der Schlamm entsteht über die Jahre beispielsweise durch Blätter, die von den Bäumen und Pflanzen am Gewässerrand ins Wasser fallen. Auch Tierkot spielt eine Rolle, wie Claudia Osswald von der Abteilung für Umwelt und Grünflächen der Stadt Böblingen erklärt. Und auch durch den Gansseegraben und den Murkenbach wird Material in den Murkenbachsee gespült. Das Gewässer wird etwa alle 15 bis 20 Jahre entschlammt.

Je weniger Sediment sich im Wasser befindet, desto besser, da die nährstoffreiche Masse dem See Sauerstoff entzieht. Dadurch kann der See umkippen. „Im Winter wurde die Sedimentdicke untersucht“, erklärt Claudia Osswald. Das Sediment, das die Schnecke lockert, wird von einer Pumpe über eine Druckleitung zu einer Aufbereitungsfläche am Ufer befördert. Der gesiebte und gepresste Schlamm wird mit Lastwagen zu einer Bodenbehandlungsanlage in Stuttgart gebracht und kann beispielsweise dafür verwendet werden, Deponien abzudecken. „Das ausgepresste Wasser filtern wir und leiten es zurück ins Gewässer“, erklärt Joachim Beiler, Geschäftsführer der Gewässersanierungs-Firma Vebiro mit Sitz in Sachsen-Anhalt. Vebiro übernimmt die Entschlammung, das Ingenieurbüro BGS Wasser in Darmstadt steht beratend zur Seite.

„Der Vorteil des Verfahrens ist, dass der Schlamm stark verdichtet wird. Dadurch sind die Entsorgungskosten geringer“, sagt Claudia Osswald. Wenn der Murkenbachsee vom Sediment befreit ist, kommt der Reiterhofsee an die Reihe. Durch diesen See fließen der Langgraben und der Wasserberggraben. Die Entschlammung von Murkenbachsee und Reiterhofsee kosten zusammen rund 800.000 Euro. „Es gibt nicht viele Firmen, die das machen“, verdeutlicht Claudia Osswald.

Fische bleiben im Wasser

Für das Unterfangen muss kein Wasser aus den Seen abgelassen werden. Auch die Fische können in ihrem Lebensraum bleiben. Im Murkenbachsee schwimmen unter anderem Barsche, Brassen, Hechte, Karpfen, Rotaugen, Rotfedern und Schleien. Alle städtischen Seen sind an den Kreisfischereiverein verpachtet.

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