Obst- und Gartenbauverein Berkheim e. V.
Filderstraße 63, 73734 Esslingen-Berkheim
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www.ogvberkheim.de
Liebe OGVler (liebe zukünftige Baumbesitzer/-innen),
die beiliegende Pflanzanleitung der Obstbauberatung Stuttgart soll euch Hilfestellung geben bei der Pflanzung eures Obstbaumes. Des Weiteren solltet ihr nach einem Wühlmauskorb aus blankem Draht schauen. Der BayWa-Shop oder die Fa. Kerbl bieten diesen an. Der Durchmesser sollte ca. 60 cm groß sein. Der Grund ist folgender: Ein blanker Draht löst sich nach ein paar Jahren leichter auf und die Gefahr eines Einwachsens der Baumwurzeln ist geringer.
Ein weiterer Punkt, den ihr beachten solltet, ist ein Weißanstrich mit einer speziellen Baumfarbe zum Schutz gegen das Einreißen der jungen Rinde bei Frost und gegen Hitze im Sommer. Dies verhindert eine Infektion mit dem Schwarzen Rindenbrand, einer Pilzart, die sich in heißen Jahren gerne verbreitet. Dilpodia ist ein sogenannter Schwächeparasit, der über Wunden am Holz eintritt. Auf ungepflegten Obstwiesen tritt dieser durch den Klimawandel vermehrt auf. Vor allem die Sorten Topaz und die Novemberbirne zeigen da Anfälligkeiten. Behandelt werden in den Anfangsjahren die tragenden Elemente des Obstbaumes, wie der Stamm, die Mitte und die Leitäste. Diese Baumfarben gibt es in 1-Liter-Gebinden und sind mit einem Pinsel sehr leicht aufzutragen. Je nach Witterung hält der Anstrich 1 bis 2 Jahre. Zu empfehlen sind Anstriche von z.B. Neudorf oder Etisso Lac Balsam.
Auf den ersten Blick sind das Kosten und ein gewisser Aufwand, aber wenn der Baum kaputt ist, sind das Gejammer und die Enttäuschung groß. (Die Zeichnungen und Bilder zu der Pflanzanleitung werden wir auf unserer Homepage veröffentlichen, denn das würde hier im Blättle zu klein herauskommen.)
Pflanzung von Obstbaum-Hochstämmen
Bei der Pflanzung sollten ein notwendiger Grenzabstand und ein ausreichender Baumabstand (8 bis 10 m) eingehalten werden. Jeder Baum braucht Platz, um seine typische Kronenform auszubilden. Eine gute Belichtung der Krone ist die Voraussetzung für einen guten Ertrag und für einen geringeren Schädlings- und Krankheitsdruck. Um Misserfolge zu vermeiden, sind einige Grundregeln bei der Pflanzung von Obstbäumen zu beachten:
Pflanzmaterial: mind. 3 bis 4 sternförmig angeordnete Seitentriebe im Abgangswinkel von ca. 60° vom Stamm, gesundes, sortenechtes Pflanzmaterial, keine Beschädigungen, Wurzeln nicht ausgetrocknet.
Pflanzloch: Braucht nur etwas größer als der Wurzelballen zu sein, um die gewachsene Bodenstruktur nicht unnötig zu zerstören. Grasnarbe abheben und die Sohle des Pflanzloches auflockern. Bei Wühlmausproblemen ist es ratsam, in das Pflanzloch einen Drahtkorb auszulegen. Dieser ist im Fachhandel erhältlich oder kann aus engmaschigem, am besten unverzinktem Draht mit einer Maschenweite von ca. 16 mm selbst gefertigt werden. Dieser Drahtkorb sollte groß genug sein, dass die Wurzeln in den ersten Jahren ungehindert wachsen können, und sollte nach dem Pflanzen auch ca. 5 bis 10 cm aus dem Boden überstehen.
Pfahl: Wird vor dem Pflanzen ins Pflanzloch eingeschlagen, und zwar gegen die Hauptwindrichtung auf der Süd- bis Südwest-Seite des Baumes (gleichzeitig Schutz vor der Wintersonne); Länge: ca. 2 m, Dicke: ca. 5 cm. Der Pfahl soll nicht bis in die Krone hineinreichen und kann nach einigen Jahren wieder entfernt werden.
Pflanzung: Vor dem Pflanzen ist es sinnvoll, den Baum einige Stunden ins Wasser zu stellen. Kommt man nicht gleich zum Pflanzen, in feuchten Boden oder Sand einschlagen. Die Wurzeln werden direkt vor der Pflanzung so weit zurückgeschnitten, bis das Wurzelinnere weiß erscheint. Den Aushub zur Bodenverbesserung mit gut verrottetem Kompost vermischen. Bei schwerem Boden (bleibt am Spaten kleben) Sand zumischen. Der Baum wird eingeschüttelt, um die Bildung von Hohlräumen im Boden zu vermeiden, und dann festgetreten. Die Veredlungsstelle sollte ca. 10 cm oberhalb des Bodens sein. Mit der restlichen Erde einen Gießrand machen und den Baum ggf. angießen. Wenn das Wasser restlos versickert ist, Gießrand einebnen. Vorhandene Drahtetiketten entfernen, damit sie nicht einwachsen! Der Baum wird mit geeignetem Bindematerial (Kokosstrick, PE-Baumbinder) in Form einer 8 angebunden, der Abstand zwischen Baum und Pfahl sollte etwa eine Handbreit betragen. Unbedingt notwendig ist ein Wildverbissschutz gegen Hasen und Rehe (Drahthose, Wildschutzspirale) oder ein Stammanstrich mit Baumschutzfarbe. In den Folgejahren immer wieder Wildverbissschutz und Anbindung kontrollieren, damit nichts scheuert oder gar einwächst.
Pflanzschnitt: Die zu steil stehenden Triebe (Astabgangswinkel eher bei 45°) werden entfernt oder auf eine "Nase" (nach oben schräger Zapfen, der Neuaustrieb erfolgt aus dem schlafenden Auge unten am Astring = flacher Trieb) geschnitten. Die für den Kronenaufbau nötigen 3 bis 4 Seitenäste werden auf ein Auge nach außen zurückgeschnitten (um ca. 1/2), dabei sollen alle angeschnittenen Triebe eine Höhe haben ("Saftwaage"). Die Mitte wird ebenfalls zurückgeschnitten (mind. 30 cm über dem letzten Leitast), und zwar gegen den letzten Anschnitt, damit ein gerader Stamm entstehen kann. Wunden mit geeignetem Wundverschlussmittel verstreichen.
Baumscheibe: In den ersten 5 bis 6 Jahren sollte die Baumscheibe von Pflanzenbewuchs (Wasser- und Nährstoffkonkurrenz) freigehalten werden. Dies kann z.B. durch eine 10 cm dicke Mulchschicht aus verrottetem Grün- oder Häckselkompost erreicht werden. Der Bereich um den Stamm muss ausgespart bleiben. Später braucht nur noch direkt um den Stamm freigehalten werden, um Pilzbefall oder auch Mäusefraß vorzubeugen. In trockenen Frühjahren rechtzeitig gießen!
Düngung: Zur Wachstumsförderung ist in den ersten 5 bis 6 Jahren eine angepasste Düngung mit einem mineralischen Volldünger (im Frühjahr) oder mit organischen Düngern wie Kompost, Mist, Hornspänen etc. (eher schon im Herbst) vorzunehmen.
DiWa