Mit "Whiteface" zeigt die Kunsthalle Baden-Baden eine konzentrierte Einzelausstellung der südafrikanischen Künstlerin Candice Breitz. Für die raumgreifenden Installationen wurden zwei filmische und installative Arbeiten aus dem langjährigen Oeuvre der Künstlerin ausgewählt – "Whiteface" (2022) und "Extra" (2011) – die Race, Privilegien und asymmetrische Politiken der Repräsentation innerhalb von Kulturen, die von der Ideologie der weißen Vorherrschaft geprägt sind, thematisieren.
Experimenteller Ansatz
Die narrative Politik der Filme, der (selbst-) kritische, mitunter satirische Blick der Künstlerin und ihr experimenteller medialer Ansatz verschränken sich mit der kuratorischen Vision der Kunsthalle Baden-Baden, die durch ihr diskursives Programm traditionelle Denkweisen und gesellschaftliche Hierarchien infrage stellt.
"Whiteface"
Die titelgebende Installation "Whiteface", die in Koproduktion mit dem Museum Folkwang entstanden ist, untersucht die Ästhetik der Repräsentation, die Macht der
Sprache und die Krise der Identitätspolitik auf eine Art und Weise, die den Betrachter zu einer transparenten, offenen und kritischen Auseinandersetzung über
das Selbstverständnis des Weißseins, von Race und einer Politik der Diskriminierung führt. Neben "Whiteface" zeigt Breitz sieben Ein-Kanal-Videos aus einem neuen Werk mit dem Titel White Mantras sowie eine Reihe fotografischer Porträts der Figuren aus "Whiteface".
Candice Breitz: The Woods
Die Macht des Weißseins
In ihrer Aneinanderstellung können die beiden Arbeiten "Extra" (2011) und "Whiteface" (2022) als autoethnografische Reisen in das „Herz des Weißseins“ verstanden werden. Gemeinsam verdichten sich die Arbeiten zu einer schonungslosen Studie des Vokabulars und der Grammatik, die dem Weißsein zugrunde liegen. Sie werden zu einer kritischen Untersuchung der Sprache, mit der die Macht des Weißseins begründet, normalisiert und ausgeübt wird.
Weiße Hegemonie in deutscher Gesellschaft
Die Staatliche Kunsthalle Baden-Baden widmet den beiden Arbeiten von Candice Breitz alle Ausstellungsräume des Hauses – eine kuratorische Entscheidung, die die
weiße Hegemonie der deutschen Gesellschaft sichtbar machen soll. Indem die Arbeiten die ideologischen Bedingungen weltweit zunehmender weißer suprematistischer Gewalt – vom Sturm auf das Kapitol in Washington, über ähnliche Ereignisse in Brasilien bis hin zu Umsturzplänen deutscher Rechtsextremer – herausarbeiten, schaffen sie eine Voraussetzung für weiße Selbstkritik.
Candice Breitz
Candice Breitz (geboren 1972 in Johannesburg) lebt als Künstlerin in Berlin. Während ihrer gesamten künstlerischen Laufbahn hat Breitz die Dynamik erforscht, durch die Individuen in Bezug auf eine größere Gemeinschaft geformt werden, sei es die unmittelbare Gemeinschaft der Familie, oder die realen und imaginierten Gemeinschaften, die nicht nur durch Fragen der nationalen Zugehörigkeit, Race, Gender und Religion, sondern auch durch den zunehmend unleugbaren Einfluss von Mainstream-Medien wie Fernsehen, Kino und anderer Populärkultur geprägt werden.