Die öffentliche Diskussionsrunde zwischen Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer (parteilos) und dem AfD-Landeschef Markus Frohnmaier sorgt jetzt schon für Wirbel in der Stadt. Die Polizei bereitet sich auf mehrere Gegendemonstrationen vor. Das ist über die Veranstaltung am Freitagabend bekannt.
Warum gibt es das Streitgespräch?
Palmer hatte sich im Zuge der Absage einer AfD-Demonstration Mitte Juli dazu bereiterklärt, mit dem stellvertretenden Vorsitzenden der AfD-Fraktion im Deutschen Bundestag zu diskutieren. Die AfD hatte eine Demonstration in der Tübinger Innenstadt geplant, Einzelhändler hatten dadurch Umsatzverluste befürchtet und sich an Palmer gewandt, ob die Demo verlegt werden könne. Die AfD hatte daraufhin angeboten, auf die Demo zu verzichten, wenn Palmer öffentlich mit AfD-Abgeordneten diskutiere.
Wer sind die beiden Diskutanten?
Markus Frohnmaier ist seit 2017 Bundestagsabgeordneter der AfD und gilt als enger Vertrauter von Parteichefin Alice Weidel, deren Sprecher er einst war. Seit 2022 führt er auch den Südwest-Landesverband der AfD. Frohnmaier gilt als einer der einflussreichsten Vertreter des rechten Flügels seiner Partei. Er ist Mitbegründer der mittlerweile aufgelösten AfD-Nachwuchsorganisation Junge Alternative. Er stand wiederholt wegen seiner Kontakte zu russischen Politikern in der Kritik.
Bei der Landtagswahl am 8. März 2026 kandidiert Frohnmaier als «Ministerpräsidentenkandidat». Er hat allerdings keine realistischen Chancen, Ministerpräsident zu werden, da die AfD keine absolute Mehrheit erzielen dürfte und die anderen Parteien eine Koalition mit der AfD ausschließen.
Boris Palmer ist seit 2007 Oberbürgermeister von Tübingen. Der 53-Jährige gilt als streitbar und meinungsstark - und avancierte wohl auch deswegen zu einem der bekanntesten Bürgermeister der Republik. Er bekam Einladungen in zahlreiche Talkshows und galt bei den Grünen einst sogar als möglicher Nachfolger für Ministerpräsident Winfried Kretschmann. Nach mehreren Skandalen wegen Aussagen, die mit seinem Amt als Oberbürgermeister nur wenig zu tun hatten, war er 2023 aus der Partei ausgetreten - zuvor hatte seine Mitgliedschaft schon geruht.
Wie soll das Gespräch genau ablaufen?
Die gut zweistündige Veranstaltung ist in sechs verschiedene Themenblöcke unterteilt - je drei von Frohnmaier und je drei von Palmer vorgeschlagen: Meinungsfreiheit, Klimaschutz, Innere Sicherheit und Migration, Wohnungsbau und Soziales, Wirtschaftsstandort Baden-Württemberg sowie Demokratie und Rechtsstaat. Die Redezeit von Palmer und Frohnmaier soll genau gestoppt werden. Moderiert wird das Streitgespräch von Joachim Knape, der an der Universität Tübingen als Professor für Rhetorik lehrt.
Gibt es noch Karten für den Abend?
Die Veranstaltung startet ab 19 Uhr und ist restlos ausverkauft. Das Streitgespräch soll vor rund 700 Menschen in einer Halle geführt werden. Auch Zuhörerinnen und Zuhörer sollen bei den sechs Themenblöcken zu Wort kommen - ob über vorab eingereichte Fragen oder Statements oder per Mikrofon, ist noch nicht ganz klar.
Wird das Streitgespräch übertragen?
Die Stadt als Veranstalterin plant einen Livestream im Internet. Mit der Übertragung der Veranstaltung auf einer unabhängigen Internetseite sei ein externer Dienstleister beauftragt worden, so die Stadt. Der Link sei am Veranstaltungstag auf der Webseite der Kommune abrufbar.





