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Comic Con Stuttgart 2024: So war die Messe für Popkultur
Stuttgart. Die Comic Con Stuttgart in der Landesmesse am Flughafen konnte 2024 unzählige Besucher ins Herz von BW locken. Was macht solche Messen besonders?
Rund 48.000 Besucher, 800 Ausstellerinnen und Aussteller aus allen möglichen Bereichen der Popkultur, überfüllte Hallen voller verkleideter Menschen – die Comic Con in Stuttgart hat eine enorme Anziehungskraft. Laut einer Umfrage der Comic Con Germany GmbH hätten ungefähr 38 Prozent der Teilnehmer eine Anfahrt von mehr als 100 Kilometern, 11 Prozent sogar von weiter als 300 Kilometern auf sich genommen, um die riesige Messe in der Landeshauptstadt von Baden-Württemberg zu besuchen.
Bewegt man sich in eine der vier Hallen, hält man sich dort unweigerlich länger auf – vor allem, weil man aufgrund der Menschenmassen kaum vorankommt. Woher kommt aber dieser gewaltige Andrang, unter so vielen verkleideten Menschen Stände mit Videospielen und Comics, Drag-Shows und Lichtschwertershows, Wettbewerbe, importierte Süßigkeiten aus Japan und vieles mehr zu besichtigen? Woher kommt diese Attraktivität, die Veranstaltungen wie die Comic Con ausstrahlen?
Stars und Artists
Unbestreitbare Anziehungskraft haben auf jeden Fall die teils namhaften Schauspieler:innen und Synchronsprecher:innen, die aus aller Welt angereist sind. Ian McElhinney, den manche in seiner Rolle des Ritters Barristan Selmy aus Game of Thrones kennen, die für Anime-Fans sicherlich bekannte und allseits beliebte Synchronsprecherin Erika Harlacher, Komiker Torsten Sträter sowie Schauspieler aus dem weltbekannten Marvel Cinematic Universe waren anwesend. Lange Schlangen bilden sich vor den Autogrammtischen, an denen Fans Fotos mit ihren Stars machen konnten. „Für Nerds wie uns ist eine solche Plattform wichtig”, meint Staz Nair, Schauspieler und Gaststar.
Wer einmal auf Instagram gestöbert hat, weiß, wieviele versteckte Künstler:innen und Zeichner:innen in den sozialen Medien darauf warten, entdeckt zu werden. Die Comic Con stellt kleineren Artists eine halbe Halle zur Verfügung, an kleinen Tischen zeichnen und malen sie, kommen mit Fans ins Gespräch, können untereinander netzwerken. „Ich kenne viele, die hier ihr ganzes Geld ausgeben“, meint eine Besucherin scherzhaft. Aber geht es wirklich nur darum, Stars zu treffen und Geld auszugeben?
Galactic Cantina
Die Comic Con ist in erster Linie ein Treffpunkt für Fans – darunter fallen auch die Fans von Star Wars. Man fühlt sich wie ein Bewohner des Wüstenplaneten Tatooine, fühlt sich wie auf Mos Eisley oder dem kalten Hoth, wenn man die sogenannte Galactic Cantina betritt, ein seit letztem Jahr existierender Bereich speziell für die Science-Fiction-Reihe. Piepsende Droiden, marschierende Sturmtruppler, im Hintergrund der kultige Cantina-Song – für Star-Wars-Fans ein Himmel auf Erden. Wookie-Darsteller Jonas Suatomo begeistert die Besuchenden mit seinem täuschend echt wirkenden Chewbacca-Outfit. Keine zwei Meter kann er gehen, bevor ihn jemand um ein Foto bittet.
„Star-Wars-Fan war ich schon immer. Ich war 14, als Star Wars damals in die Kinos kam – das war so meine Kindheit“, sagt Stefan Fischer, Gründer der Star Warriors Südwest aus Reutlingen. Der vor 12 Jahren gegründete Fanclub hat ein Einzugsbereich in ganz Baden-Württemberg, weshalb die Comic Con in der Landeshauptstadt Stuttgart besondere Bedeutung besitzt. Die Interaktion mit der Community sei ihnen „absolut wichtig“, vor allem jüngere Leute wolle man nämlich animieren, dem Fanclub beizutreten. „Comic Cons halten solche Fandoms am Leben. Ohne das, würde das sicher auf Dauer einschlafen.“
Brettspiele und Gaming
„Videospiele sind aus einer Popkultur-Convention wie der CCON einfach nicht mehr wegzudenken“, sagt Freyja Melhorn, Director Marketing Communication der BXDXO GmbH. In der „Gaming Zone“ tummeln sich tatsächlich besonders viele Menschen, spielen Tanzspiele oder testen teils noch unveröffentlichte Spiele an den PC-Stationen. Kinder und Jugendliche sowie Väter mit ihren Söhnen spielen gemeinsam an den Retro-Arcades. Die ältere Generation zeigt der jüngeren, mit was man aufgewachsen ist.
Mitten in der Zone wacht die riesige, aufgeblasene Nitrado-Ente, aka „Nitraduck“, über den Besuchenden. Am Stand des deutschlandweit aktiven Server-Hosts aus Karlsruhe konnten Besuchende mit der Ente als spielbarer Charakter das Videospiel ARK: Survival Ascended ausprobieren. Der Kundensupport sei für Nitrado eine Priorität, die Comic Con biete eine starke Plattform, um sich mit Fans auszutauschen. Der ein oder andere Gamer mag sie kennen: Sie hosten private Server für Minecraft.
Ein weiterer Aussteller aus Baden-Württemberg zeigt sich ebenso begeistert: Magnificum GmbH. Magnificum ist ein vor vier Jahren gegründetes Autorenteam aus Stuttgart, das Krimispiele konzipiert und herausbringt. „Jeder, der spielbegeistert ist, hat schnell eine Affinität dafür“, sagt das Unternehmen in Bezug auf die realitätsnahen Verbrechen, die in den Spielen abgebildet werden. Auf Brettspielmessen sowie eben auch auf der Comic Con sei die direkte Rückmeldung der Fans besonders wertvoll. Wenn man nämlich rund 10 Monate mit einem Spiel beschäftigt ist, sei es „toll, wenn man diese Rückkopplung bekommt.“
Bei Befragungen der Besuchenden wurde immer wieder die „tolle Atmosphäre“ betont. „Es herrschte eine tolle, fast familiäre Atmosphäre. Hier kam die Community zusammen, es war wie bei einem Klassentreffen”, sagt zum Beispiel Bianca Andersen, Content Creator. Familien mit Kindern, Jugendliche mit ihren Freunden, Erwachsene und Junggebliebene – sie alle vereint die Liebe zur Popkultur, das gemeinsame Interesse an Anime, Videospielen oder Filmen. „Hier geht es in erster Linie um unser Hobby und um unsere Leidenschaft“, strahlt eine Cosplayerin. Tatsächlich sind die Besuchenden sehr nahbar.
„Kontakte kann man nie genug haben“, sagt ein Aussteller am Stand von Jabo GbR. Das kleine Unternehmen aus Affalterbach im Rems-Murr-Kreis verkauft gebrauchtes Lego und Playmobil und freut sich über die idealen Vernetzungsmöglichkeiten, die die Messe bietet. Auf der Comic Con seien die Menschen offen und kommunikativ, eigentlich jeder ist bereit für ein Foto oder einen kurzen Austausch über das gemeinsame Lieblingsthema, erzählen Besucherinnen und Besucher. „Es ist allgemein das Wichtigste auf Cons, mit anderen Leuten zu kommunizieren“, schwärmt eine 16-jährige Mannheimerin, die mit ihren Freunden gekommen ist.
Fragt man die Besucherinnen und Besucher, was ihr größtes Highlight war, wurde überdurchschnittlich oft der Cosplay Contest und die Drag-Show genannt. Schon letztes Jahr begeisterte die Comic Con mit ihrer Queer Zone, die als Safe Space für die LGBTQ-Community konzipiert ist. An der kleinen Bar neben der großen Bühne tauschen sich die schrill gekleideten und geschminkten Drag Queens mit Fans aus, als würde man sich schon seit Jahren kennen.
War es zunächst wie an einem entspannten Abend in einer hippen Bar, füllt sich die Queer Zone am Nachmittag rasch. Die bombastische Drag-Show, die selbst Ru Paul in den Schatten stellen kann, erobert Halle 6, wie kaum ein anderes Event es gekonnt hätte. Die Queer Zone überzeugt als Ort der Inklusion und untermalt den gemeinschaftlichen Charakter der Comic Con: Jeder ist hier willkommen.
Faszination Cosplay
Cosplayer – sie sind aus solchen Veranstaltungen gar nicht mehr wegzudenken. Egal, in welcher Halle man sich befand, wo man hinschaute, mit wem man redete – überall waren kostümierte Menschen, sogenannte Cosplayer. Cosplay ist ein Markenzeichen solcher Conventions, manche Besuchenden finden gerade den Austausch mit anderen Cosplayern auf Messen maßgebend. Woher kommt diese Faszination?
„Wie ist es, auch so ein Charakter zu sein?“ – diese Frage motiviert ein Mitglied der Cosplay Helden, eine deutschlandweite Gruppe „von Cosplayern, für Cosplayer“, dessen Gründer aus Walldorf kommt. Das Hobby habe mit ihrem Interesse an Videospielen und Anime begonnen, die Interaktion mit Gleichgesinnten finden die Cosplay Helden sehr wichtig. An ihrem Stand pflegen sie eine Repair-Station für Cosplayer, man wolle der Community helfen und sie stärken. Die Station wird „sehr viel genutzt“. Es gibt offenbar großen Bedarf.
Somit ist es nicht überraschend, dass das allergrößte Highlight der Cosplay Contest ist. Auf hunderten Stühlen im Atrium der Landesmesse, auf den Treppen und den Rängen über der Bühne – überall sammeln sich die bunten Besuchenden, um dem heiß ersehnten Kostümwettbewerb beizuwohnen. Aria Addams, eine Drag-Queen, die dem ein oder anderen vielleicht noch aus Germany’s Next Topmodel bekannt ist, moderiert die Show. Bei tobendem Applaus und Jubelrufen präsentieren die Cosplayer ihre Kostüme, in die sie oft mehrere Monate Arbeit hineingesteckt hatten. Der erste Platz bekommt 1000, der zweite 750, der dritte 500 Euro von der Landesmesse Stuttgart – ein krönender Abschluss für den Messetag.
„Die Messe hat sich in allen Themenbereichen weiterentwickelt und wieder ihr ganzes Potenzial auf die Bühne gebracht“, sagte Dirk Bartholomä, Geschäftsführer der Comic Con Germany GmbH und Veranstalter der CCON. 40 Prozent waren laut Angaben der Veranstalter zum ersten Mal dabei, 97 Prozent würden nächstes Jahr wieder kommen. Die Comic Con war ein wirtschaftlicher Erfolg – doch was bedeutet sie für die Besuchenden?
Solche Popkulturmessen sind wie heilige Pilgerorte. Gemeinsam mit der Animagic in Mannheim findet sich auch in Stuttgart einer dieser Pilgerorte in Baden-Württemberg. „Es ist Heimat“, antwortet eine Cosplayerin aus Heilbronn auf die Frage, was die Comic Con in Stuttgart besonders mache. „Der große Unterschied, wenn man selbst aus Stuttgart kommt, ist, dass es in Stuttgart ist“, meint ein weiterer Besucher. Die Comic Con hat für die Bürger von Baden-Württemberg Bedeutung, weil es in Baden-Württemberg ist.
Die Convention in Stuttgart ist nicht nur ein schrulliges Fest für Nerds, sondern ein inklusiver Austauschort für Fans von Popkultur. „Man hat relativ wenig Vorurteile gegenüber anderen, weil wir machen doch eigentlich alle das Gleiche“, sagt eine Ausstellerin und bestätigt damit die aufgeschlossene Grundstimmung der Comic Con. Das gemeinsame Hobby, das für Außenstehende vielleicht nicht immer nachvollziehbar ist, vereint und ermöglicht eine diverse Community, die trotz oberflächlicher Unterschiede zusammenhält. Wenn wirklich 97 Prozent nächstes Jahr wiederkommen, dann wahrscheinlich deswegen.