Wenn am Sonntag die Sonne scheint, am Montag der alte Schulfreund Herr Mon vor der Tür steht, am Dienstag alles den gewohnten Gang eines Werktags nimmt und die Arbeit dienstgemäß verrichtet wird, der Mittwoch einfach Mittwoch, also die Mitte der Woche ist, es am Donnnerstag gewitterbedingt gewaltig donnert und der Freitag unvorhergesehen wirklich zum freien Tag wird, weil der Chef wichtige Schlüssel verlegt hat, dann …
… ja, was dann? Dann kann das eigentlich nur eines heißen. Und alle, die den Kinderbuch-Klassiker kennen, und das sind wohl einige, können das locker beantworten: Klar, dann wird der Samstag zum Sams-Tag! So auch im theater am puls in Schwetzingen, wo Paul Maars wohl bekanntester Kinderbuch-Held in dieser Spielzeit die Bühne unsicher macht, reimt, springt, nervt und Wünsche erfüllt, was das Zeug hält.
Premiere feierte das Sams dort bereits im November, seitdem konnte das Ensemble um Regisseur Joerg Mohr stets ausverkaufte Vorführungen verzeichnen.
Kein Wunder, denn wie gewohnt sprüht auch diese Inszenierung vor Fantasie, Witz und unvorhersehbaren Wendungen, die nicht nur Kinder, sondern durchaus auch Erwachsene zu verzaubern wissen.
Mit einer kindlich-farbenfrohen Ausstattung (Teresa Ungan), der bereits aus anderen Produktionen bekannten Drehbühne und einer schwungvollen Inszenierung entführt das Stück das Publikum in eine Welt voller (Un-)Möglichkeiten, in der Wünsche Realität werden und selbst das Alltägliche außergewöhnlich erscheint. Zumindest für den unfreiwilligen Helden Martin Taschenbier (Hauke Weber-Liel), der das seltsame rüsselige, blausommersprossige Wesen, das einfach eines Samstags morgens in einer Kiste vor dem Haus steht, nach der obigen Logik als Sams identifiziert hat und deswegen von diesem als Papa angesehen wird.
Teil von Herrn Taschenbiers Leben
Folge: Das Sams (Léonard Georgi) ist von nun an einfach Teil von Herrn Taschenbiers Leben – eine umgekehrte Adoption quasi. Und nicht nur das: Das Wesen erweist sich als (vor-)laut, neugierig und rotzfrech, hat keinen Respekt vor Autoritäten und schon gar nicht vor Taschenbiers Haushälterin Frau Rotkohl (herrlich kurpfälzisch-derbe: Susanne von Grumbkow). tap-Urgestein Klaus Herdel und Johanna Withalm schlüpfen in die verschiedenen Nebenrollen und müssen so einiges an Sams-Chaos über sich ergehen lassen.
Das alles hat für den eher biederen und harmoniebedürftigen Taschenbier natürlich Folgen und sorgt für mancherlei Stress, ob beim Einkauf im Kaufhaus mit Verkäufer und Abteilungsleiterin oder mit Chef Oberstein. Doch mit dem Sams geht es auch irgendwie magisch zu, gehen auf einmal Wünsche einfach so in Erfüllung und der einsame Herr Taschenbier bekommt auf einmal einen Freund, mit dem er wohl nicht gerechnet hat.
Lebendig und humorvoll
Überhaupt lässt Joerg Mohrs Regie das Stück mit humorvollen und skurrilen Details erstrahlen. Die Schauspielerinnen und Schauspieler begeistern durch ihre lebendige Darstellung, und die Figuren, die sie verkörpern, sind ebenso schrill wie charmant.
Selbst wenn sie mal poltern und schimpfen, wie die stets knurrige Frau Rotkohl, hat man sie irgendwie doch gerne. Gerade die Mischung aus kindlicher Unbefangenheit und tiefgründigem Humor macht das Stück zum Erlebnis für alle Altersgruppen. Die Kleinen bringt das Sams ein Garant für Lachen und Staunen, während Erwachsene durch die Geschichte an die Wichtigkeit von Spontanität und dem Mut, anders zu sein, erinnert werden.
Kluge Botschaft
Die Botschaft: Es ist voll okay, Wünsche zu haben und das Leben mit Freude und Leichtigkeit anzugehen!
Apropos Wunsch. Einen teilen die Zuschauenden wohl am Ende auch mit Herrn Taschenbier: Dass das Sams noch ein wenig länger bleibt, um das Leben weiterhin so bunt und lebendig zu gestalten. Ein Theaterbesuch, der nicht nur unterhält, sondern auch das Herz berührt und inspiriert.
Info
Weitere Aufführungen
19. Januar, 16 Uhr – ausverkauft
2. Februar, 16 Uhr - ausverkauft
23. Februar, 16 Uhr – ausverkauft
2. März 18 Uhr
Tickets und Infos:
theater-am-puls.de