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Vielfalt, Festivals und Großprojekte

Das Theater präsentiert das Programm der Spielzeit 2023/24

Spielplanpräsentation im Alten Saal des Theaters

Susanne Reichardt

Spielplanpräsentation im Alten Saal des Theaters

In der kommenden Theatersaison stehen neun Uraufführung in den verschiedenen Sparten, vier Festivals, darunter die 3. Ausgabe des iberoamerikanischen Theaterfestivals ¡Adelante! und zwei außergewöhnliche Produktionen auf dem Programm. Das Publikum darf sich auf das spartenübergreifende Projekt »Zusammenstoß« freuen, bei dieser Uraufführung werden alle fünf Sparten des Heidelberger Theaters beteiligt sein. »Die Reise des G. Mastorna«, Fellinis nie verfilmtes Drehbuch, wird in der Regie von Bernadette Sonnenbichler auf gleich beide Bühnen des Theaters gebracht, es spielt sowohl im Alten, wie auch im Marguerre-Saal. In der Interimsspielzeit des Philharmonischen Orchesters Heidelberg unter der Leitung von Dietger Holm stehen wie gewohnt acht Philharmonische Konzerte, zahlreiche Kammerkonzerte und vier Bachchorkonzerte im Kalender. Der Vorverkauf für die Vorstellungen im September und Oktober 2023 sowie für die Weihnachtsfeiertage und Silvester startet am 30. Juni 2023.

Intendant Holger Schultze sieht große Chancen in den Herausforderungen, die ihm und seinem Haus in der Spielzeit 2023/24 bevorstehen: »Großprojekte wie diese geben uns die Möglichkeit, künstlerisch besondere Akzente zu setzen. Für unser Publikum sind sie eine Einladung, sich inhaltlich und ästhetisch mit ganz besonderen Themen zu beschäftigen.«

Musiktheater: spartenübergreifendes Großprojekt und Rückkehr einer Rarität

Das Musiktheater eröffnet seine Saison mit großer Oper im Marguerre-Saal: ab September 2023 ist Peter I. Tschaikowskys »Eugen Onegin« unter der musikalischen Leitung von Roland Kluttig und in der Regie von Sonja Trebes zu erleben. Im Januar 2024 folgt »Death in Venice (Tod in Venedig)« von Benjamin Britten in einer Inszenierung von Magdalena Fuchsberger, bevor im März eine festliche Operngala gegeben wird. Im April folgt die Uraufführung des Auftragswerks »Zusammenstoß« mit Musik von Ludger Vollmer und einem Libretto von Kurt Schwitters in der Regie von Christian Brey. In dieser spartenübergreifenden musikalischen Komödie gesellen sich Schauspiel, Tanz, Junges Theater und Konzert zum Musiktheater. Alle fünf Sparten des Theaters und Orchesters Heidelberg werden für »Zusammenstoß« gemeinsam im Marguerre-Saal zu sehen sein. Das Musiktheater freut sich außerdem besonders darüber, »Die heilige Ente« wieder aufnehmen zu können. Uraufgeführt vor über 100 Jahren und als Werk eines jüdischen Komponisten und mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten von den Spielplänen verbannt, feierte die Oper von Hans Gál 2020 in Heidelberg in der Regie von Sonja Trebes erstmals wieder Premiere, musste aber coronabedingt direkt nach der ersten Vorstellung wieder abgesetzt werden. Das Musiktheater nimmt u. a. auch »Il barbiere di Siviglia« in einer Inszenierung von Inga Levant wieder auf.

Vom 1. Dezember 2023 bis 4. Februar 2024 findet im Schloss Schwetzingen das traditionsreiche Barock-Fest Winter in Schwetzingen statt. Anlässlich des 350. Geburtstags von Reinhard Keiser steht – wie schon in der letzten Spielzeit – eine Oper des deutschen Komponisten im Fokus des Festivals, das sich seit 2019 der Wiederentdeckung deutscher Opern des Barock widmet. In der Spielzeit 2023/24 fällt die Wahl auf »Nebucadnezar«.

Die Schauspiel-Sparte setzt auf kulturelle Vielfalt, Uraufführungen und renommierte Klassiker. Den Anfang machen gleich zwei Uraufführungen, das VR-Stück »Freud träumt :: Anna O.« des Künstler*innen-Kollektivs RAUM+ZEIT (Lothar Kittstein, Bernhard Mikeska und Maria Schneider) inszeniert von Bernhard Mikeska und die Stückentwicklung »Die gleißende Welt« in einer Inszenierung von F. Wiesel (Hanke Wilsmann, Jost von Harleßem). Es folgt u. a. »Der Trafikant« von Robert Seethaler unter der Regie von Marcel Kohler, Georg Büchners »Dantons Tod« (Regie Stephan Kimmig), »Herkunft« von Saša Stanišić (inszeniert von Nick Hartnagel) und »Meine Hölle« von Oksana Savchenko (die Inszenierung übernimmt Simone Geyer), bevor im März die große Schauspielproduktion »Die Reise des G. Mastorna« auf zwei Bühnen zeitgleich stattfindet. Das Theater und Orchester Heidelberg nutzt für dieses Spielzeithighlight die architektonische Besonderheit des sanierten Theatergebäudes und gibt dem Publikum – auf der Hinterbühne sitzend – den Blick in den Marguerre-Saal zur linken und den Alten Saal zur rechten frei. Inszeniert wird die außergewöhnliche Produktion von Bernadette Sonnenbichler. Neben den zahlreichen Premieren freut sich das Schauspiel auf die Rückkehr von Erfolgsstücken aus vergangen Spielzeiten. Neben Klassikern wie »Hamlet«, »Der Besuch der alten Dame« und »Mord im Orientexpress« kehren u. a. auch »Biedermann und die Brandstifter« und »Pirsch« zurück.

Das ¡Adelante!-Festival präsentiert vom 3. bis 10. Februar 2024 die Vielfalt und den Charakter der Theaterlandschaft Iberoamerikas. Seit der letzten Ausgabe kurz vor der Corona-Pandemie im Februar 2020 wurden nicht nur neue Theatergruppen gewonnen, sondern auch neue Länder für das Heidelberger Festival an Bord geholt. 2024 versammelt ¡Adelante! Gastspiele, Künstler*innen und Gesprächspartner*innen aus Lateinamerika, Spanien und Portugal. Das detaillierte Programm wird zum Vorverkaufsstart im November 2023 veröffentlicht.

Den 41. Heidelberger Stückemarkt eröffnet in der Spielzeit 2023/24 das Schauspiel »Blaupause« von Leonie Lorena Wyss, für das die Autorin kürzlich mit dem Autor*innenpreis des Stückemarkts ausgezeichnet wurde. Das traditionsreiche Festival für Gegenwartsdramatik findet vom 26. April bis 5. Mai 2024 statt. Seit 1984 präsentiert der Heidelberger Stückemarkt die Avantgarde des Theaters. Vorverkaufsstart und Zeitpunkt der Programmveröffentlichung des Heidelberger Stückemarkt 2024 werden noch bekannt gegeben.

Jubiläum im Jungen Theater

Das Junge Theater Heidelberg feiert Jubiläum in der kommenden Spielzeit. Seit 40 Jahren findet im Zwinger 3 Kinder- und Jugendtheater statt. Zur Feier setzt die Sparte auf Klassiker, wie eine altersgerechte Bearbeitung von »Antigone« nach Sophokles, inszeniert von der Leiterin des Jungen Theaters Heidelberg Natascha Kalmbach, aber auch die Uraufführungen »südpol.windstill« von Armela Madreiter (Regie Yvonne Kespohl) und »Spiel für uns (AT)« von Milan Gather (Regie: Inda Buschmann) stehen auf dem Spielplan für Kinder und Jugendliche. Das Familienstück der Spielzeit 2023/24 ist eine zeitgemäße Bearbeitung des französischen Volksmärchens »Die Schöne und das Biest« von Catharina Fillers. Die Inszenierung übernimmt Kathrin Sievers. Die jungen Theaterbesucher*innen dürfen sich außerdem auf die Rückkehr von »Heute keine Vorstellung« und »Kleider machen Leute« freuen.

Uraufführungen im Tanz

Das Dance Theatre Heidelberg (DTH) präsentiert im Herbst 2023 die langersehnte Uraufführung »Bone Smoke« der javanisch-anglo-australischen Choreografin Melanie Lane: ein poetischer Thriller. Ihm folgt im Frühjahr die Uraufführung »Silk« von Iván Pérez, dem künstlerischen Leiter der Heidelberger Tanzsparte. Neben diesen beiden Stücken holt das DTH den Publikumsliebling »Reality and the Cosmos« zurück auf den Spielplan.

Die Konzertsparte des Theaters und Orchesters Heidelberg erwartet aktuell die Wahl einer neuen Generalmusikdirektion, die ihr Amt 2024/25 antreten soll. Bis dahin übernimmt 2023/24 kommissarisch der 1. Kapellmeister Dietger Holm. Die unterschiedlichen Konzertreihen des Philharmonischen Orchesters Heidelberg werden auch in der kommenden Spielzeit fortgeführt. Bei den Philharmonischen Konzerten stehen unter anderem Bruckners 8. und 9. Sinfonie in der Heiliggeistkirche – letztere unter Leitung des ehemaligen Heidelberger GMD Cornelius Meister – auf dem Programm; außerdem liegt erneut quer durch die Konzertreihen ein Fokus auf Komponistinnen – von Clara Schumann über Emilie Mayer bis zu Sofia Gubaidulina und Anna Thorvaldsdóttir. Mit dem Künstlerinnenpreis ausgezeichnet wird 2024 die deutsche Komponistin Kathrin A. Denner. Mit Werken von Benjamin Britten und Hans Gál in unterschiedlichen Konzertformaten schlägt das Konzert außerdem eine Brücke zu den Premieren des Musiktheaters. Zum Jahreswechsel stehen das Silvester- und das Neujahrskonzert mit Musik von Bernstein, Gershwin und anderen auf dem Programm. Die neue Werkstatt-Konzert-Reihe Hingehört! wird fortgesetzt und neben fünf Kammerkonzerten und vier Bachchor-Konzerten ist mit Jugend-, Piccolo- und mehreren Familienkonzerten auch an die jüngsten Konzertliebhaber*innen gedacht.

zwinger x wird fortgesetzt

Das Theater und Orchester Heidelberg freut sich über die Fortsetzung seiner jüngsten Reihe zwinger x. In der aktuellen Spielzeit äußerst erfolgreich, sucht sie neue und impulsstiftende Wege im Miteinander von Stadtgesellschaft und Theater. Etwa 20 unterschiedliche Formate und Inhalte werden im Zwinger 1 zu sehen sein. Unter dem Motto »Begegnung. Diskurs. Experiment.« wird in den zwinger-x-Veranstaltungen mit diversen Akteur*innen aus der Stadt kooperiert.

Zum Abschluss der Saison zieht das Theater und Orchester Heidelberg vom 9. Juni bis 28. Juli 2024 wieder auf die schönsten Bühnen der Stadt: In Schlosshof, Englischem Bau und Dickem Turm kann das Publikum den französischen Klassiker »Der Graf von Monte Christo« als große Schauspielinszenierung sowie das Broadway-Musical »Der Mann von La Mancha« über den Dächern der Stadt genießen. Die traditionellen Schlosskonzerte des Philharmonischen Orchesters werden gespielt sowie »Die rote Zora« für Kinder und Familien. Das vollständige Programm der Heidelberger Schlossfestspiele 2024 wird zum Vorverkaufsstart im Januar 2024 veröffentlicht.

»Ich freue mich, dass wir wieder so eine ungeheure Vielfalt bieten können. Wir sind für ein ganz breites Publikum aufgestellt. Dass wir mit einer solchen Vielfalt auch ankommen, ist möglich, weil wir eine Stadt haben, die uns unterstützt, und vor allen Dingen auch ein Publikum, das diesem Theater die Treue hält.« - So Intendant Holger Schultze mit Blick auf den Spielplan des Theaters und Orchesters Heidelberg 2023/24.