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Die Bedeutung von Weihnachten: „Gott kommt zu uns"
St. Leon-Rot. Was macht Weihnachten so besonders? Auf diese Frage gibt es viele Antworten. Zwei, die es wissen sollten, sind als Hörfunkpfarrer im Radio zu hören.
Nussbaum-Redakteurin Tanja Mostowski hat bei Thomas Steiger, Hörfunkpfarrer und Leiter der Katholischen Rundfunkarbeit am SWR sowie Martina Steinbrecher, Rundfunkbeauftragte der Evangelischen Landeskirche in Baden nachgehakt.
Was macht die kirchliche Rundfunkarbeit gerade an Weihnachten für Sie so interessant?
Thomas Steiger: Weihnachten ist ein emotional hoch aufgeladenes Fest. Frieden, Liebe, Hoffnung – die Sehnsucht danach verbindet viele Menschen, wohl noch immer die meisten in unserem Kulturkreis. Zumal in einer Zeit, wo täglich vom Krieg in den Nachrichten zu hören ist und der liebevolle Umgang untereinander zu wünschen übrig lässt. Weihnachten steht dafür, dass unsere Wünsche wahr werden: nach einer Welt, in der das Gute stärker ist als das Böse. Von dieser Hoffnung sprechen wir in unseren Radiobeiträgen immer wieder, an Weihnachten ganz ausdrücklich. Und hoffen, dass unsere Hörer dafür besonders ansprechbar sind.
Martina Steinbrecher: Ich glaube, dass viele Menschen in der Advents- und Weihnachtszeit spirituell empfänglich sind. Das hat mit der starken Verwurzelung von christlichem Brauchtum in der Öffentlichkeit und im Alltag zu tun – kein anderes christliches Fest hat eine solche Präsenz und Breitenwirkung. Und noch im tausendsten Deko-Engel, der im Dezember die Welt bevölkert, klingt der Nachhall jenes ursprünglichen Rufes „Fürchtet euch nicht!“ Jeder leuchtende Stern transportiert einen Schimmer vom Licht des Sterns von Bethlehem, der einmal den Weg durch die Dunkelheit gewiesen hat. Da wirkt noch was!
"In diese emotionale Gemengelage hinein spricht die christliche Botschaft"
Ich erlebe Menschen im Dezember aber auch als empfindsam, manchmal dünnhäutig. Erlittene Verluste beginnen neu zu schmerzen in Erwartung auf das erste Weihnachtfest ohne einen Verstorbenen, Konflikte werden im Hinblick auf familiäre Zusammenkünfte plötzlich virulent, die katastrophale Weltlage erscheint im Kerzenschein noch grotesker als in nüchtern ausgeleuchteten Jahreszeiten. In diese emotionale Gemengelage hinein spricht die christliche Botschaft von einem Licht am Horizont, von tragfähigem Trost, von der begründeten Hoffnung auf eine Änderung fataler Machtverhältnisse zugunsten der Schwachen, von einem Kind, an das sich zurecht große Erwartungen knüpfen. Davon reden wir in unseren täglichen Sendungen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Wir werben für ein Gottvertrauen, das Menschen in ihren täglichen Herausforderungen stärkt.
Die Geburt von Jesus teilte die menschliche Zeitrechnung in zwei Teile – vor und nach Christus. Warum ist dieses Ereignis so wichtig, dass Christen es 2.000 Jahre später immer noch feiern?
Steiger: Weil Gott mit der Geburt Christi einen entscheidenden Punkt gesetzt hat. Er kommt selbst in die Welt, ist uns nahe, Mensch wie Du und ich, macht sich verletzlich. Seither ist Gott nicht mehr fern und übermächtig und unantastbar, sondern ein Teil von uns allen. Er sagt uns in Jesu Worten: Ihr seid nie ganz verloren, komme, was da wolle. Wer das verstanden hat und daran glaubt, für den gibt es nichts Größeres in seinem Leben.
Steinbrecher: Ich will es einmal so beschreiben: Mit der Geburt von Jesus ist Gott ein einzigartiges Experiment eingegangen. Wir sprechen von der Inkarnation Gottes. Das bedeutet, dass Gott sein transzendentes Wesen, quasi seinen himmlischen Standort aufgegeben hat, um eine menschliche Biographie zu durchleben. Er schreibt Geschichte: Als Jesus von Nazareth kommt er zur Welt. Eine historische Person an einem historisch zu bestimmenden Ort. Statt über den Dingen zu schweben, liefert er sich mit Haut und Haar allen menschlichen Bedingungen aus. Er lässt sich noch nicht einmal die Möglichkeit, das Experiment zwischendurch abbrechen zu können.
"Dieser göttliche Selbstversuch bringt uns Gott in radikaler Weise nahe"
Einmal auf der Welt, ist er auf Gedeih und Verderb seiner selbst gewählten Menschlichkeit ausgeliefert. Am Ende kann er sich noch nicht einmal dem Tod entziehen. Und wozu das Ganze? Christen glauben: Dieser göttliche Selbstversuch bringt uns Gott in radikaler Weise nahe. Nichts Menschliches ist ihm mehr fremd, weil er von der Geburt bis zum Tod alles selber erlebt hat. So klein wird Gott! So nah kommt er uns! Unfassbar! In der ritualisierten Wiederholung, sprich im Feiern mit allem, was dazu gehört, in der Inszenierung, im Erzählen und Spielen, im Singen, kommt uns dieses Geheimnis viel näher, als wenn wir es mit noch so klugen Worten beschreiben wollten. Weihnachten feiert, dass Gott atemberaubend nahe bei uns ist, gerade in einer oft so gottlos scheinenden Welt.
Das Wir-Gefühl und damit das Vertrauen in Mitmenschen hat laut einer Studie in der Gesellschaft deutlich nachgelassen – wie könnte die Botschaft von Weihnachten daran etwas ändern?
Steiger: Wir starren alle viel zu sehr auf das, was fehlt. Es gibt Probleme und jeder Mensch hat schlechte Eigenschaften, Schattenseiten, macht Fehler. Auch, aber nicht nur. Wir können staunen wie die Hirten über das neugeborene Kind im Stall von Bethlehem. Wir können uns begeistern lassen und aufbrechen wie die Weisen aus dem Morgenland. Wir können auf unsere Träume hören und uns von Gott den Weg zeigen lassen, wie Josef es getan hat, um Maria und das Jesuskind zu retten. Weihnachten betont das Gute in uns, unsere Möglichkeiten, die die Welt besser machen.
Steinbrecher: „Fürchtet euch nicht!“ Mit diesem Aufruf gibt der Engel in der Weihnachtsgeschichte sich den verschreckten Hirten auf dem Feld zu erkennen. Furcht ist ein Einlasstor für Misstrauen und Verschwörungstheorien aller Art. Furchtlosigkeit lässt sich aber auch nicht so ohne weiteres verordnen. Um Ängste dauerhaft loszuwerden, braucht es gute Erfahrungen. In der Weihnachtsgeschichte schweißt das Erlebnis die Hirten zusammen. Als der Engel verschwunden ist, fangen sie an zu diskutieren: Sollen wir, sollen wir nicht? Wollen wir es wagen oder bleiben wir hier?
"Die Weihnachtsgeschichte ist eine einzige Einladung"
Am Ende siegt die Neugier. Sie machen sich auf, sie wollen es wissen, sie kommen nach Bethlehem und finden das Kind in der Krippe. Sie erleben gemeinsam etwas, das sie für den Rest ihres Lebens stärkt. Sie machen die Erfahrung, dass man sich auf das Wort eines Engels verlassen kann. Solche Erlebnisse brauchen Menschen, um sich über das hinwegzusetzen, was sie in ihrer Furcht lähmt. Die Weihnachtsgeschichte ist eine einzige Einladung: Wag dich hinaus ins Leben! Und mach die Erfahrung, dass es dich trägt. Dass du getragen wirst.
Die Jahreslosung für 2025 steht in 1. Thessalonicher 5,12: „Prüft alles und behaltet das Gute!“ Welche Bedeutung hat der Vers für unseren Alltag?
Steiger: Christen sind keine Traumtänzer. Was uns auszeichnet: lieben zu können wider alle Vernunft; aber auch nichts zu tun, was unserer Vernunft widerspricht. Was falsch ist, ist eben falsch, und wo einer lügt, muss es als Lüge enttarnt werden. Fake-News, Querdenker, Verschwörungstheorien – das muss vernünftig geprüft und dann als falsch entlarvt werden. Damit am Ende das Gute gewinnt: was unserem Zusammenleben dient, die Schwachen schützt und mehr Gerechtigkeit schafft.
Steinbrecher: Ein himmlischer Prüfauftrag! Mir gefällt die Beweglichkeit, zu der dieser Satz mich herausfordert, und ich halte sie in einer immer komplexer werdenden Welt auch für unbedingt geboten. Was gestern gut und richtig war, stimmt vielleicht nicht mehr für die Aufgaben von morgen. Es muss auf den Prüfstand. Und es darf auch geprüft werden. Immer wieder auf‘s Neue. Das lässt mich auch meine eigenen Überzeugungen immer wieder kritisch hinterfragen. Und es macht mir Lust zum Austausch mit anderen.
Über die Personen
Martina Steinbrecher (Jahrgang 1968) ist seit 2021 Rundfunkbeauftragte der Evangelischen Landeskirche in Baden. Geboren und aufgewachsen ist sie in Pforzheim. Nach dem Theologiestudium in Tübingen, Wien und Heidelberg war sie Gemeindepfarrerin in Karlsruhe und Heidelberg. 2016 schloss sie die Langzeitfortbildung zur Gottesdienstberaterin ab. Als Rundfunkbeauftragte gestaltet und verantwortet sie die täglichen Verkündigungssendungen auf fünf Wellen des SWR und konzipiert und begleitet Gottesdienstübertragungen in Rundfunk und Fernsehen. Im Kreis der Senderbeauftragten arbeitet sie konzeptionell an der Weiterentwicklung von Sendeformaten in der sich rasch wandelnden Medienlandschaft. Martina Steinbrecher ist verheiratet, hat erwachsene Kinder und lebt mit ihrem Mann in Bad Boll am Albtrauf.
Thomas Steger kam 1964 zur Welt, ging in Markgröningen zur Schule und studierte Theologie, Deutsche Sprache und Literatur in Tübingen und Wien. Nebenbei und im Laufe der Jahre haben sich Stegers Schwerpunkte, Interessen und Vorlieben heraus gebildet: das Singen im Chor, die Oper, das Schreiben von eigenen Texten, das Trinken von Wein und das Kochen am Abend. „So bin ich Pfarrer geworden auf den Stationen, die man da üblicherweise durchläuft, und mithilfe von wunderbaren Menschen, denen ich begegnet bin“, sagt er selbst über sich. Seit Oktober 2013 ist Steger Hörfunkpfarrer am SWR und dort auch ansprechbar als Priester und Seelsorger. Am 1. Dezember 2021 hat er als Senderbeauftragter die Leitung der Katholischen Rundfunkarbeit übernommen.