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Hochburg bei Emmendingen

Die Dichter Lenz und Goethe besuchen die Hochburg

Hochburg

Axel Brinkmann/SSG

Die Hochburg bei Emmendingen ist auch im Herbst einen Besuch wert.

Am 4. Juni 1792, heute vor 230 Jahren, verstarb der Autor Jakob Michael Reinhold Lenz, der heute vor allem durch die Erzählung „Lenz“ von Georg Büchner bekannt ist. 1775 besuchte er die mächtige Ruine der Hochburg bei Emmendingen gemeinsam mit Johann Wolfgang von Goethe – und fand Inspiration.

Ein Lob auf die Hochburg

„Nirgends“, so betonte der Dichter Jakob Michael Reinhold Lenz, „habe ich die Wahrheit … lebhafter empfunden, dass alle Kunst ewig ist, als in den Gemäuern von Hochburg.“ Die beeindruckende Festungsanlage im Oberrheintal faszinierte den Poeten, der einer der herausragenden Schriftsteller unter den „Stürmern“ und „Drängern“ war. Sturm und Drang war eine Bewegung der deutschen Literatur, die in etwa von 1765 bis 1785 reicht. Junge Autorinnen und Autoren revoltierten gegen die starre Gesellschaftsordnung mit ihrer lebensfeindlichen Moral.

Dichter Jaokob Michael Reinhold Lenz

Wikipedia gemeinfrei

Dichter Jaokob Michael Reinhold Lenz

Vom angehenden Theologen zum Schriftsteller

Lenz wurde im Januar 1751 in Livland, heute ein Teil von Lettland, geboren. Er studierte ab 1768 zunächst Theologie im, heute estnischen, Tartu und dann an der Albertus-Universität in Königsberg. Dort besuchte er Vorlesungen des berühmten Philosophen Immanuel Kant – und kam von seinem eigentlichen Ziel ab: Sein Interesse an Theologie ließ stark nach; Literatur und Philosophie wurden wichtiger. Schließlich brach er 1771 sein Studium ab und ging nach Straßburg, um dort in den Militärdienst einzutreten. Eine lebensverändernde Entscheidung: Denn in der elsässischen Stadt traf Lenz Johann Wolfgang von Goethe.

Freundschaft zu Goethe

Lenz bewunderte Goethe. Der Dichter aus Frankfurt arbeitete gerade an dem Drama „Götz von Berlichingen“, das 1773 erschien und ihn bald darauf berühmt machte. Lenz war inspiriert. Im darauffolgenden Jahr entschied er sich, als freier Schriftsteller und Privatlehrer zu arbeiten. Zwischen Goethe und Lenz entwickelte sich allmählich eine Freundschaft. 1775 besuchten beide gemeinsam Goethes Schwester, die in Emmendingen lebte. Dabei unternahmen sie auch einen Ausflug zur Hochburg. Die hohen Mauern der einst größten Festung Badens inspirierten Lenz: „Ich weiß nicht durch was für unbekannte Gesetze der Seele mir, wenn ich auf diesen nackten Felsen herumhüpfe, Shakespeare so gern einfällt.“

Hochburg

Corinna Greb/SSG

Gefäße und Teller aus Ton und Krüge sind im Burgmuseum in einer Küchenecke zusammengetragen worden.

Shakespeare auf Deutsch

Shakespeare war ein Vorbild für die Dichter der „Sturm und Drang“-Bewegung. Der Engländer lieferte den Beweis, dass vollendete, perfekte Dichtung nicht aus der Antike stammen musste. 1774 veröffentlichte Lenz das Werk „Anmerkungen übers Theater“ zusammen mit einer Übertragung von Shakespeares Komödie „Love´s Labour´s Lost“ („Verlorene Liebesmüh“) ins Deutsche. Das Werk gehört zu den wichtigsten Nachweisen der frühen Verehrung Shakespeares in Deutschland. Ende März 1776 folgte Lenz Goethe an den berühmten Hof nach Weimar. Doch bereits im Dezember verwies man ihn wegen einer „Eseley“ – mehr ist nicht bekannt. Goethe brach den Kontakt zu Lenz ab. Er kehrte zurück nach Emmendingen, wo er zunächst von Goethes Schwester aufgenommen wurde. 1779 reiste Lenz nach Russland. Am 4. Juni 1792 fand man ihn am frühen Morgen tot in einer Moskauer Straße.