„Es ist ein Erinnerungsstück und es ist gut, dass wir hier wieder zusammen gekommen sind. Es ist schön, dass wir die Mühle hier anschauen können und dass auch der Name 'Ölmühle Diedelsheim' noch draufsteht. Wir hätten sie gerne noch behalten. Aber es hat sich keiner dafür interessiert. Das hat die Grötzinger Gemeinde bezahlt und hergerichtet.“ Das sagte Hubert Steiner, der letzte Besitzer der Ölmühle aus Bretten-Diedelsheim, die in der Ecke Friedrichstraße in Grötzingen ihren Platz gefunden hat.
„Hier kann man immer wieder Erinnerungen auffrischen und der Jugend zeigen, wie das funktioniert hat", freute er sich. Harald Schwer von den Heimatfreunden Grötzingen regte an, auch Schulen in Bretten-Diedelsheim oder anderswo einzuladen, die Mühle zu entdecken und zu erforschen.
Zeitzeugnis sehen und erhalten
Zweimal im Jahr, am Deutschen Mühlentag und am Tag des offenen Denkmals, sind Mitglieder der Heimatfreunde, allen voran Harald Schwer, vor Ort, um geschichtsinteressierten Besucherinnen und Besuchern Rede und Antwort zu Geschichte und Funktion der Ölmühle zu stehen. An diesem Pfingstmontag ließ es sich auch der Ortsvorsteher von Bretten-Diedelsheim, Martin Kern, nicht nehmen, der Ölmühle einen Besuch abzustatten. Er sei sehr überrascht davon gewesen, zu hören, dass die Ölmühle hier in Grötzingen stehe. Im Februar habe Harald Schwer ihn angerufen und gefragt, aus welchem Jahr die Ölmühle tatsächlich stamme, weil er seinerzeit von unterschiedlichen Angaben gehört habe. Er selbst sei völlig überrascht davon gewesen, dass sie überhaupt eine Ölmühle hatten. Er dachte, das sei nur eine Getreidemühle gewesen. Dann habe er herausgefunden, dass die Mühle einer Familie Steiner gehört hatte. Der ursprüngliche Besitzer war Leopold Steiner. Dann habe er Harald Schwer die Nummer von Hubert Steiner weitergereicht und der habe ihm weitergeholfen. Harald Schwer hat ihm dann alle Daten gegeben und die Geschichte der Ölmühle erzählt. „Ich freue mich, dass das wertvolle Zeitzeugnis gerettet worden ist. Ich bin stolz, dass es aus Diedelsheim stammt. Ich bin Landwirt und da hat man eine Mosterei und Vatertierhaltung gehabt. Eine Mühle hat für mich immer zum Alltag gehört. Mein Bruder hat von der Ölmühle gewusst. Die Mühle ist wirklich ein Zeitzeugnis, egal, wo sie steht."
Von früher bis heute
Harald Schwer sagte, dass es 1969 bekannt wurde, dass 1962 eine Ölmühle stillgelegt wurde. Davon habe der damalige Bürgermeister Herbert Schweizer gehört und gesagt: „Jetzt holen wir die nach Grötzingen.“ Dann habe er die Mühle, die Mühlsteine und die Holzwelle mit einem Kran herausgeholt und hier dann hingestellt. Egon Siegrist ist seit der diesjährigen Hauptversammlung am 15. März zweiter Vorsitzender der Heimatfreunde. "Hier war Platz. Die Mühle und die Pfinz haben sich gut ergänzt. Mit Unterstützung der Grötzinger Gemeindemitarbeiter wurde sie hier wieder aufgebaut. In den letzten Jahren wurde sie komplett renoviert, mit Unterstützung der Heimatfreunde. Das Dach wurde wieder komplett instand gesetzt. Idealerweise wird ständig etwas renoviert. Das Licht wird mal ausgewechselt etc. Wir wünschen uns, dass irgendwann eine Arbeitsgruppe existiert, die sich nur um die baulichen Belange der Ölmühle kümmert.“
Geschichtszeugnis erhalten
„Wir freuen uns, dass die Heimatfreunde Grötzingen dieses Schmuckstück zum Leben wiedererweckt haben und dass wir dies anlässlich des Mühlentages und Tag des Offenen Denkmals feiern. Die Wertschätzung von solchen historischen Bauwerken ist wichtig für die technischen Errungenschaften heute. Wenn man nicht weiß, wo das alles herkommt und sich entwickelt hat, weiß man heute auch nicht, wie das funktioniert.“ Das sagte Veronika Pepper, die stellvertretende Ortsvorsteherin und Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft der Grötzinger Vereine und Kulturschaffenden e. V. Die Ölmühle stammt aus dem Jahr 1372 und ist im 18. Jahrhundert zu einer Ölmühle umgebaut worden, sagte Harald Schwer.