Mit einem lauten „Plopp“ knallte der Korken aus der Sektflasche. Eislingens Oberbürgermeister Klaus Heininger hob die historische Bedeutung des Tages hervor. Die Landesbauministerin Nicole Razavi (CDU) unterstrich angesichts der langen und komplizierten Planungsphase: „Geht nicht - Gibt´s nicht!“.
Die Jüngeren denken kaum noch daran. Doch Eislingen besteht historisch aus zwei Orten: Groß- und Klein-Eislingen, Eislingen-Nord und Eislingen-Süd. Der Zusammenschluss wurde im Jahr 1933 unter nationalsozialistischer Regie angeordnet. Das Zusammenwachsen dauert bis heute an. „Eislingen hat keine historisch gewachsene Stadtmitte“, erinnerte Heininger. Nach dem Bau der Mühlbachtrasse kann diese gemeinsame Stadtmitte Eislingens geschaffen werden.
Die Mühlbachtrasse ist die Voraussetzung für den Abriss der vierspurigen Brücke über Fils und Gleise. Ohne eine innerörtliche Verkehrsachse - allein mit der Ost- und Westtangente - wäre der Verkehr nicht zurechtgekommen. Heininger sprach während des offiziellen ersten Spatenstichs von einer „einmaligen Chance“, die sich biete. Zwischen Rathaus und Schloss könne der neue Marktplatz, man könne ihn auch Schlossplatz nennen, gestaltet werden. „Eine erkennbare, erlebbare Stadtmitte, genau an der damaligen Nahtstelle (Grenze) der beiden einst selbstständigen Gemeinden Klein-Eislingen und Groß-Eislingen“, so Heininger. Dort könne im Herzen der Stadt ein Mittelpunkt, ein Identifikationspunkt ohne motorisierten Durchgangsverkehr und mit hoher Aufenthaltsqualität geschaffen werden.
Heininger lobt die Rahmenbedingungen
Die Rahmenbedingungen seien „bestechend“, meinte der Oberbürgermeister. Neben dem Kulturdenkmal Schloss gebe es den Marstall, den Schlosspark als grüne Oase, den Mobilitätspunkt mit dem Bahnhof und die Fils. Der Fluss könnte im Zuge der weiteren Gestaltung der Eislinger Mitte besser als bisher eingebunden und erlebbar gemacht werden. Ideen dazu gibt es bereits seit einigen Jahren. „Die Schaffung dieser attraktiven Stadtmitte ermöglicht einzig und allein dieses Verkehrsprojekt Mühlbachtrasse“, verdeutlichte Heininger die Bedeutung des Bauprojekts.
Allerdings gab es in der Vergangenheit auch andere Visionen für die Eislinger Mitte, die den Erhalt der großen Brücke vorsahen. „Wie ein Wanderprediger“ sei er seit dem Jahr 2010 umhergezogen, um den großen städtebaulichen Wurf zu verdeutlichen, erinnerte Heininger. Kritik gab es an den Kosten, rund 17,3 Millionen Euro, für die Mühlbachtrasse. Auch die Möglichkeiten für die technische Realisierbarkeit wurden bezweifelt.
Geplant, finanziert, genehmigt
„Geht nicht - Gibt´s nicht!“, das sagte die Landesbauministerin Nicole Razavi beim offiziellen Spatenstich. Das große Bauprojekt sei geplant, finanziert und genehmigt. Razavi betonte ebenfalls, dass der große Wurf für die Eislinger Mitte nur mit einer Neuregelung des motorisierten Verkehrs gelingen könne. „Sie schaffen Raum für morgen“, sagte sie auch an die vielen anwesenden Kommunalpolitiker gewandt, die dem Spatenstich bewohnten. „Endlich“ könne in Eislingen eine Stadtmitte entstehen. Das Land gibt, nach derzeitigem Stand, rund 6,4 Millionen Euro nach dem nach dem Landesgemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (LGVFG) hinzu.
Begonnen haben die Bauarbeiten bereits vor der Sommerpause. Kern der Arbeiten ist eine neue Unterführung unter den Gleisen hindurch, was nicht ohne Einschränkungen für den Bahnverkehr gemacht werden kann. Die Eröffnung ist im Juni 2026 geplant. Anschließend kann die Hauptstraßenbrücke, vermutlich im Jahr 2027, abgerissen werden. bra