Von Joachim Klaehn
Kurz zusammengefasst:
Die gute Nachricht vorneweg: 14.713 Zuschauer sehen das Topspiel zwischen den MLP Academics und dem FC Bayern Basketball in der ausverkauften SAP Arena. Das gibt einen Eintrag in die Geschichtsbücher, denn damit wird die bisherige Bestmarke (10.454 aus dem Jahr 2022) weit übertroffen. Schade nur, dass es sich sportlich zu einer über weite Strecken einseitigen Angelegenheit des hohen Meisterschaftsfavoriten entwickelt. Die Bayern spielen die Partie topseriös runter, halten das Überraschungsteam der easyCredit Basketball Bundesliga mittels ihrer leidenschaftlichen Defensive im Zaum. Die Jungs vom Neckar erwischen derweil in der Offensive einen schwachen Tag. Selbst der letztjährige Retter Ingo Freyer bringt Heidelberg als Sondergast kein Glück. Die in allen Belangen besseren Bayern gewinnen deutlich mit 87:59 in Mannheim. Es zeigt sich: DJ Horne (gesperrt) ist auf der Guard-Position schwer zu ersetzen.
Zahlenspiegel:
Die Überlegenheit der Gäste spiegelt sich im Zahlenwerk wider. Heidelberg kann nur den dritten Teilabschnitt für sich entscheiden. Die Viertelresultate: 12:22, 12:27, 24:17, 11:21. Die Rebounds (25/39) gehen klar an die Bayern. Bis auf die Freiwürfe (13/18 gegenüber 17/26) treffen sie schlichtweg hochprozentiger von allen Positionen – Zweier 37/68 Prozent, Dreier 29/46 Prozent, Field Goals insgesamt 34/57 Prozent. Die Turnover (15/20) fallen nicht zu sehr ins Gewicht. In Sachen Assists (17/14) und Steals (12/4) haben die Hausherren gute Werte vorzuweisen. Die Academics führen in 40 Minuten lediglich ein einziges Mal und zwar mit 1:0 nach etwas mehr als zwei Minuten.
Auffälligste Akteure:
Bei Heidelberg überzeugen Aktivposten Michael Weathers, Bakary Dibba mit seinem Elan und der Ex-Bayer Erol Ersek (vier Dreier) am meisten. So richtig vermag ansonsten niemand hervorzustechen, die knallharte Verteidigung – insbesondere das Doppeln der Bayern – lassen die Academics selten zur Entfaltung kommen. Beim amtierenden Meister und Double-Gewinner ist es Niels Giffey, der in der ersten Halbzeit glänzt. Der Ex-Speyrer Elias Harris ist immer noch eine grundsolide Bank für die Bayern. Die Stars Devin Booker und Carsen Edwards tun das, wofür sie bezahlt werden. Man spürt: Für den Spitzenreiter ist die Stippvisite in der Kurpfalz ein Härte- und Charaktertest. Nach dem desaströsen 69:112 bei Olympiakos Piräus in der EuroLeague sowieso.
Statistiken:
MLP Academics: Ersek 12 (4 Dreier), Weathers 11 (1), Mikesell 10, Dibba 8, Barcello 5 (1), Keßen 4, Osunniyi 3, Würzner 2, Seric 2, Rietsch 2, Zipser, O’Brien.
FC Bayern Basketball: Giffey 14 (1), Booker 14 (2), Edwards 13 (3), Voigtmann 9 (2), Harris 9, Obst 8 (2), Bitim 6 (1), Napier 5 (1), Brankovic 4, Kharchenkov 4, Yebo 1, Volf.
Statements:
„Ich weiß nicht warum, aber ich hatte das Gefühl, dass wir heute sehr nervös und ängstlich angefangen haben. Wir haben ein paar Fehler gemacht, die wir normalerweise nicht machen sollten und das hat in den folgenden Minuten zu einem völligen Mangel an Selbstvertrauen geführt. Wenn die Bayern einmal merken, dass der Gegner nachlässt, entscheiden sie das Spiel frühzeitig und genau das ist schon im zweiten Viertel passiert. Und dann sind wir zurückgekommen, wir sind ein bisschen ins Rollen gekommen, vielleicht, ich weiß nicht, vielleicht hat sich München im dritten Viertel ein bisschen wohl gefühlt. Wir waren irgendwie da - und dann wieder das Gleiche. Wir haben den Kopf hängen lassen. Das ist irgendwie frustrierend, weil wir jetzt keine Ahnung haben, ob wir mit Bayern mithalten können, wenn wir auftauchen. Aber nicht aufzutauchen, das war heute Abend enttäuschend.“ – Danny Jansson, Headcoach der MLP Academics
„Bayern ist sehr stark rausgekommen und wir haben sehr viel liegen lassen am Anfang. Sobald Bayern sowas riecht, fühlen sie sich wohl, spielen genau so, wie sie wollen und treffen auch harte Würfe. Wir haben einfach am Anfang nicht gezeigt, dass wir mitspielen können und dann erst im dritten Viertel ein bisschen mehr gezeigt, als es schon zu spät war. Danke an alle Fans, die gekommen sind. Es war eine unglaubliche Kulisse und ein superschönes Gefühl. 14.700 waren die meisten Leute, vor denen ich je gespielt habe. Es war echt wahnsinnig.“ – Erol Ersek, Guard der MLP Academics
„Das war eine wirklich gute Antwort der Mannschaft, denn offenkundig waren wir enttäuscht und beschämt nach dem Spiel am Freitag. Man muss die Spieler loben, wie positiv sie reagiert haben, angefangen in der Verteidigung. Das war eine vollständige Mannschaftsleistung.“ – Gordon Herbert, Headcoach des FC Bayern Basketball
„Wir waren heute definitiv in der Bringschuld. Wir hatten von Anfang an einen hohen Fokus und es war an der Zeit, dass wir den ersten Sieg in diesem Jahr einfahren, und darauf können wir aufbauen. Wir dürfen uns nicht ausruhen, das ist ganz wichtig, dass das jeder versteht. Es ist ganz witzig, wieder in seine Urspungsstätte zurückzukommen. Ich habe viele bekannte Gesichter im Publikum gesehen. Das macht natürlich eine Menge Spaß so nah an Zuhause zu spielen und die Kulisse ist fabelhaft. Man sieht, dass Heidelberg riesen Fortschritte macht. Vor Jahren wäre das hier noch undenkbar gewesen.“ – Elias Harris, Center des FC Bayern Basketball
Nächstes Spiel:
15. Spieltag, 18. Januar (Samstag, 20 Uhr): ALBA Berlin – MLP Academics Heidelberg.