Karlsruhe wurde 1715 gegründet. 1718 verlegte Markgraf Karl Wilhelm die Residenz von Durlach nach Karlsruhe. 1722 war die Concordia-Kirche auf dem Marktplatz fertig – und damit dort auch der erste Karlsruher Friedhof. „Zuvor wurden die Menschen weiterhin in Durlach bestattet“, berichtet Georg Hertweck von „stattreisen“ bei einer Führung zum „Tag des offenen Denkmals“ auf dem Alten Friedhof in Durlach.
Dort befinden sich auch die Grabplatten für die nichtehelichen Kinder von Karl Wilhelm (1679 – 1738) und seinem Bruder Christoph (1696 – 1723). Sie sind sehr schlicht aus Sandstein, eingemeißelt sind Buchstaben und Zahlen.
Bodenplatten außen an der Nikolauskapelle
Fast alle hängen außen an der Nikolauskapelle. „Beide Brüder hatten eine Vereinbarung unterzeichnet, dass sie den ‚außerhalb des Ehebettes gezeugten Kindern‘ und ihren Müttern Unterhalt zahlen würden“, sagt Georg Hertweck. Das sei sehr ungewöhnlich gewesen. Es sei von keinem anderen Fürsten bekannt, dass er sich zu seinen unehelichen Kindern bekannt habe. „Karl Wilhelm war ein stolzer Vater“, berichtet er weiter. Untertanen, die Ehebruch begangen hätten, seien allerdings in den Kerker gekommen.
Keine Grabplatten, sondern Bodenplatten
Genau genommen seien es allerdings keine Grabplatten, sondern Bodenplatten aus der Nikolauskapelle. Gebeine hätten sich keine darunter befunden. Insgesamt habe es zehn Platten für 13 Kinder gegeben. Zwei seien verschwunden, zwei im Lapidarium im Schlossgarten ausgestellt. Der Rest sei noch vor Ort vorhanden. Viele seien sehr schlecht zu lesen oder fehlerhaft beschriftet.
Manchmal schlecht zu lesen
„Die Steinmetze konnten kein Latein“, sagt Georg Hertweck. „Auch die Zahlen stimmen manchmal nicht.“ Erkennbar sind jedoch die Namen. Alle Kinder, egal, ob von Karl Wilhelm oder von Christoph gezeugt, hätten die ersten Namen Carl oder Carolina erhalten, die von Christoph zusätzlich die zweiten Namen Christoph oder Christophina.“ Erst der dritte Name war individuell.
Tod schon im Kindesalter
Gestorben seien die Kinder meist bereits als Kleinkinder. Die Mütter waren Hofsängerinnen, die als des Markgrafs Mätressen in Kämmerchen im Schlossturm wohnten. 60 Frauen, die meist vom Land kamen, gab es. Sie hätten keine andere Wahl gehabt als den Wünschen des Herrn Folge zu leisten. „Das war insgesamt sehr viel billiger als es adlige Mätressen gewesen wären“, so Georg Hertweck.
Einsicht zur Umkehr
Allerdings habe der Markgraf irgendwann kalte Füße bekommen. An anderen Höfen sei die Rede von „Hurerei am Karlsruher Hof“ gewesen. Mit Hilfe von zwei katholischen Priestern habe der Markgraf alles unter den Teppich kehren können und er habe dann nicht mehr so viele Nachkommen in die Welt gesetzt. (rist)