Davon haben über 20 interessierte Bürger beim Rundgang durch die Baustelle mit Bauleiter Markus Voigt, Oberbürgermeister Dr. Stefan Belz und Kulturamtsleiter Sven Reisch einen Eindruck erhalten.
Samstags würden auf der Baustelle des Schulzentrums Stockbrünnele derzeit gut 50 Handwerker arbeiten, unter der Woche zwischen 80 und 100, erläutert Markus Voigt, Bauleiter des Projekts für die Firma Geiger: „Es gibt noch jede Menge zu tun.“
Geschossweise schreitet der Innenausbau derzeit durch 22 Meter hohe Schulgebäude mit insgesamt 14 700 Quadratmetern Bruttogeschossfläche voran – vom Sockelgeschoss mit Gebäudetechnik über das Erdgeschoss, wo künftig die als Veranstaltungssaal nutzbare Mensa und beide Haupteingänge zu finden sein werden, über die drei Stockwerke darüber mit Werk- und Klassenräumen bis zum Halbgeschoss mit Dachterrasse in der vierten Etage: Insgesamt hat das Schulzentrum Stockbrünnele, das am 1. Oktober Richtfest gefeiert hatte, sechs Etagen mit einem Innenhof in der Mitte. Barrierefrei wird das Gebäude über einen Fahrstuhl, für den der Hausmeister einen Schlüssel hat – wer laufen kann, nutzt die Treppe.
Aktuell präsentieren sich die Räume in den verschiedenen Stockwerken in unterschiedlichen Phasen des Ausbaus, was Markus Voigt beim Rundgang mit Stefan Belz und Sven Reich die Gelegenheit gibt, die grundsätzliche Bauweise des Schulzentrums Stockbrünnele zu erläutern: In sogenannter Hybrid-Bauweise erstellt, besteht das Gebäude sowohl aus Beton als auch aus Holz, was als besonders ressourcen- und klimaschonende Bauweise gilt. Geheizt wird per Fernwärme, wobei aufwendige Technik sowohl Heiz- als auch Frischluft über die Decken der Räume verteilt.
Eine Zisterne ermöglicht die Nutzung von Regenwasser, eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach wird Strom liefern, Begrünung von Innenhof und Dach bringt weitere energetische Vorteile: Beim Bau des Schulzentrums Stockbrünnele werden alle Register gezogen, was bei den Themen Klimaschutz und Ressourcenschonung möglich ist – und zwar sowohl beim Bau als auch beim späteren Betrieb, wie Stefan Belz betont. Das hat seinen Preis: Auf 75 Millionen Euro musste der Böblinger Gemeinderat vor kurzem das Budget für den Neubau erhöhen.
„Das ist sehr viel Geld“, so Oberbürgermeister Stefan Belz: „Dies ist das teuerste Hochbauprojekt, das wir in Böblingen je hatten.“ Für die Stadt sei das Schulzentrum Stockbrünnele jedoch ein wichtiges Pilotprojekt, „bei dem wir viel lernen können“, so Stefan Belz: Indem beim Stockbrünnele-Neubau alles umgesetzt werde, was aktuell in puncto Klimaschutz und Ressourcenschonung möglich sei, „gewinnen wir wichtige Erkenntnisse darüber, worauf wir einerseits in Zukunft möglicherweise verzichten können, und was wir andererseits auf jeden Fall bei solchen Neubauten umsetzen sollten.“
"Einbau effizienter Technik"
Am 10. Mai hatte der Böblinger Gemeinderat einstimmig den Grundsatzbeschluss gefasst, dass die Stadt bis 2035 klimaneutral sein soll: Vor diesem Hintergrund seien Neubauten öffentlicher Gebäude in Böblingen künftig zu bewerten, wie der Oberbürgermeister erläutert. Auch gehe es um Nachhaltigkeit: „Das Schulzentrum Stockbrünnele soll zwischen 50 und 100 Jahre in Betrieb sein.“ Die Friedrich-Schiller-Realschule, deren Schüler zum Schuljahr 2025/2026 ins Schulzentrum Stockbrünnele umziehen werden, feiert 2025 40-jährigen Geburtstag. Zwar nicht sofort nach Fertigstellung des neuen Schulzentrums, aber mittelfristig sollen die Gebäude von Friedrich-Schiller-Realschule und Theodor-Heuss-Werkrealschule abgerissen werden.
„Der Einbau effizienter Technik ist nicht nur klimafreundlich, sondern senkt auch die Betriebskosten“, gibt Stefan Belz ein weiteres Argument dafür, beim Neubau eines öffentlichen Gebäudes nicht jeden Cent umzudrehen. Für den Bau eines weiteren wichtigen öffentlichen Gebäudes hat der Böblinger Ausschuss für Technik, Umwelt und Straßenverkehr einstimmig grünes Licht gegeben, entscheiden wird der Gemeinderat am 20. November: 12,7 Millionen Euro Baukosten sind für das „Zentrum am Murkenbach“ samt Kita angesetzt – Erkenntnisse aus dem Bau des Schulzentrums Stockbrünnele sollen hier bereits einfließen.
Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Stadtforum für Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft“ findet der Rundgang mit Oberbürgermeister Stefan Belz und Kulturamtsleiter Sven Reisch durch die Baustelle Stockbrünnele statt: Unter dem Titel „Der Preis ist heiß! - Klimawandel in Böblingen“ präsentiert Sven Reisch, unter anderem unterstützt durch Stadtarchivarin Tabea Scheible und die Leiterin des Bauernkriegsmuseums Lea Wegner, erstmalig Veranstaltungen an verschiedenen Orten als „Stadtforum“. Ausgehend von einem Vorschlag aus der Böblinger Museumskonzeption, soll damit ausprobiert werden, ob ein solches Veranstaltungsformat zu wechselnden Themen die Einrichtung eines eigenen Stadtmuseums überflüssig machen könnte.