Dass Mathias Richling mit dem Spitzenpersonal in der Politik wenig anfangen kann, daraus macht er keinen Hehl. Mit gewohnt atemberaubenden Tempo fegt er durch sein anderthalbstündiges Programm „Richling #2022“ und parodiert dabei alles‚ was in der Politik was und Namen hat. Besonders gut gelingt das dem gebürtigen Schwaben, wenn er Baden-Württembergs Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann mit seinen unverwechselbaren sprachlichen Merkmalen aufs Korn nimmt. Die Nachahmung sitzt dabei nicht immer so gut, etwa, wenn er Mark Zuckerberg auf Deutsch mit amerikanischem Akzent parodiert oder bei Personen, die im Deutschen keine prägnanten Merkmale bei der Aussprache haben. Vor allem geht es Mathias Richling aber darum, Politikerinnen und Politiker in ihrer Ambivalenz, in Gegensätzlichkeit zwischen Sprache und Handeln abzubilden. Dabei tigert der nimmermüde wirkende Kabarettist die Bühne auf und ab und macht nur selten am Pult halt, um in die Rolle eines Politikers zu schlüpfen.
Corona nimmt natürlich auch bei Richling viel Raum ein und so arbeitet er sich an den vergangenen beiden Jahren ab und lässt durchaus Verbitterung über Lockdowns und Schließungen in Kultur und Wirtschaft heraushören. Und so aktuell wie die Themen, so aktuell ist auch das politische Personal, an dem Richling sich abarbeitet: Von Steinmeier und Scholz, über Baerbock und Lindner ist auch Mathias Richling in der Nach-Merkel-Ära angekommen. Und natürlich darf auch der Gesundheitsminister Karl Lauterbach nicht fehlen, dessen rheinischen Sound Richling ganz gut imitiert. Aber nicht nur Corona kommt im Programm vor, auch Klimapolitik, Genderdebatten und der Missbrauchsskandal in der Kirche wird von thematisiert oder genauer. Nicht immer trifft Mathias Richling dabei den Nerv des Publikums, was am mal zustimmenden, mal erhaltenen Applaus abzulesen ist. Mathias Richling mag wie ein Getriebener auf der Bühne wirken, der nichts auslassen will, wenn es darum geht, den Finger in die Wunde zu legen. Mit den Werkzeugen Sarkasmus und Ironie punktet Richling jedenfalls nicht selten und wird am Ende des Abends mit wohlwollendem Applaus vom Publikum verabschiedet. (dom)