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NUSSBAUM Trainerschule

Einbeziehung neuer Teammitglieder in die Mannschaft

Ein Trainer kniet vor zwei Spielern und erklärt Regeln

Anpfiff ins Leben

Der Trainer erklärt die Gruppenregeln

Bevor wir in diesem Beitrag darauf eingehen, wie neue Teammitglieder im Sportkontext einbezogen werden können und wie sich das innerhalb einer Mannschaft spielerisch umsetzen lässt, starten wir mit einer Definition des Begriffs Teambuilding. Einen guten Überblick zum Thema bietet das Modell von Bruce Tuckman. Der US-Psychologe zeigt auf, dass die Entwicklung einer Gruppe von Einzelsportlern zu einem Team in vier verschiedenen Stufen verläuft.

4 Stufen der Entwicklung

1. Forming - Kennenlernphase
Hier kommen die Teammitglieder zum ersten Mal in Kontakt und knüpfen in Gesprächen über sportliche und private Themen erste Sympathien oder Antipathien. In dieser Phase gibt es noch keine Regeln oder Normen und es wurde noch kein gemeinsames Ziel definiert. Zu diesem Zeitpunkt ist der Trainer besonders wichtig, da er die bestehenden Erwartungen orientierungsgebend kommuniziert. Im besten Fall entsteht ein Teamziel, das gemeinsam in dieser Saison erreicht werden soll. In der Kennenlernphase ist die Neugier der Spieler sehr hoch und sie sind offen für Orientierung gebende Rahmenbedingungen.

2. Storming - Konfliktphase
Die Storming Phase ist sehr entscheidend, denn nach dem ersten Kennenlernen kann es hier zu Konflikten kommen. Spieler müssen ihre Rolle im Team erkennen und diese im Sinne des Mannschaftserfolgs akzeptieren. Die Bedürfnisse jedes Einzelnen sind handlungsleitend und geben Aufschluss über die Hierarchie der Gruppe. Das Konkurrieren um Plätze und Rollen ist entscheidend und kann zu Auseinandersetzungen führen. Daher sollte der Trainer auf eine offene Kommunikation achten, damit das Feedback und die Orientierung zu einem respektvollen Umgang miteinander führen.

3. Norming - Festigungsphase
In der Festigungsphase sollte klar ersichtlich werden, dass das Teamziel über den Einzelinteressen der Spieler steht. Hier zollt man sich gegenseitigen Respekt und akzeptiert das Vorhandensein von Unterschieden. Die unterschiedlichen Rollen sind gefestigt, sodass das Team kooperativ agieren und einen hohen Zusammenhalt entwickeln kann.

4. Performing - Leistungsphase
In der letzten Phase des Teambuildings sind insbesondere das „Wir-Gefühl“ sowie das Leistungsniveau und der Teamgedanke sehr hoch ausgeprägt. Um langfristig erfolgreich zu sein, sollte der Trainer jedem Spieler, unabhängig von dessen Rolle, das Gefühl der Bedeutsamkeit des Erfolgs vermitteln. Das Konkurrenzdenken des Einzelnen ist in dieser Phase hinten angestellt und eine gewisse intrinsische Motivation ist feststellbar, damit das Teamziel erreicht werden kann. Es ist auch wichtig zu erkennen, dass der Prozess der Einbindung von neuen Teammitgliedern zur kommenden Saison Probleme und Herausforderungen mit sich bringen kann. Beide Seiten müssen sich auf neue Gesichter einstellen. Gleichzeitig wecken neue Mannschaftskameraden bei den Spielern aber auch Interesse und Neugier.

Nussbaum Trainerschule

Anpfiff ins Leben

Im Folgenden ein Beispiel, um das Kennenlernen der Spieler untereinander, aber auch das Lernen von Namen zu vereinfachen. Hier bieten sich vor allem Spiele zum Aufwärmen an. 

Übung: Hütchentausch

Alle Spieler laufen mit einem Hütchen in der Hand durch das Feld (Feldgröße je nach Personenanzahl variieren) und tauschen ihre Hütchen. Auf Kommando des Trainers finden sich die Spieler mit gleichfarbigen Hütchen zusammen. Welche Gruppe schafft es, als Erste den Kreis zu bilden? Solche kleinen, spielerischen Aufgaben bieten sich vor allem für das schnelle Kennenlernen und den intensiven Austausch an. Zusätzlich fördern sie auch die Zusammenarbeit im Team sowie den Teamgeist. Geachtet werden sollte hierbei aber immer auf die Altersklasse und die Zeit. Je älter die Spieler werden, desto weniger Zeit sollte man mit der Übung verbringen. Umso jünger die Spieler sind, desto länger kann man diese Übung auch mit verschiedenen Variationen durchspielen.

Praxistipp: Um die Übung abwechslungsreicher zu gestalten, kann sie variiert werden. Z. B. sollen sich alle Spieler mit der gleichen Farbe an einer Ecke einfinden oder an der Ecke mit der jeweiligen Farbe.

Bisher haben wir den Fokus sehr stark auf das Kennenlernen innerhalb der Mannschaft sowie auf die Interaktion in der Gruppe gelegt. Doch dies kann nur gelingen, wenn der Trainer seiner Rolle als Führungsperson gerecht wird. Nur wenn alle Teammitglieder die Gruppenregeln, die vorab vom Trainer festgelegt und mit der Mannschaft kommuniziert wurden, verinnerlicht haben, können sich Zusammenhalt und Motivation entwickeln. Neben den Gruppenregeln braucht eine Mannschaft aber auch immer eine Führungsperson (den Trainer), die die Richtung der Gruppe vorgibt. Denn ohne Führung ist es einer Gruppe nicht möglich, ihr Ziel zu erreichen. Wichtig ist deshalb, dass der Trainer seine Führungsposition wahrnimmt, indem er Entscheidungen trifft und die Verantwortung für die Gruppe übernimmt (vgl. Linz, 2014).

Der Trainer hat daher die Aufgabe, die neuen Teammitglieder so schnell wie möglich zu kennen und in die bestehende Mannschaft zu integrieren. Er vermittelt ihnen die Regeln und Werte des Vereins, damit die neuen Spieler nicht durch (unbewusstes) Fehlverhalten in der Gruppe vernachlässigt werden (Ausgrenzung im Training durch die anderen Spieler, weniger Spielzeit etc.). Aus diesem Grund sollte der Prozess der Einbeziehung von neuen Teammitgliedern aus Vereins- und Trainersicht eine große Bedeutung beigemessen werden.