Zahlreiche Gebäude in Karlsruhe tragen die Handschrift des Architekten und Stadtplaners Friedrich Weinbrenner. Mit den Plänen für den Botanischen Garten setzte er dem Landesherrn Karl Friedrich bereits zu dessen Lebzeiten ein grünes Denkmal. Auch die Synagoge in der Stadt war ein Werk Weinbrenners: In der Nacht vom 29. zum 30. Mai 1871 brannte das 1798 bis 1800 erbaute Zentrum des jüdischen Lebens in Karlsruhe vollständig nieder. Deutschlandweit wird in diesem Jahr mit einem großen Jubiläumsprogramm an „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ erinnert. Die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg greifen das Thema auf und machen sich auf Spurensuche in den Monumenten.
Friedrich Weinbrenner – ein badischer Architekt
Friedrich Weinbrenner (1766-1826) prägte wie kein zweiter Architekt das Gesicht der Residenzstadt. Der Sohn eines Karlsruher Zimmermanns trat zunächst in die Fußstapfen seines Vaters, doch entwickelte bereits früh ein ausgesprochenes Interesse für die Baukunst. Um 1790 verließ er seine Heimat, um Architektur in Wien und anschließend in Italien zu studieren. Besonders das Erlebnis der der antiken Ruinen im geschichtsträchtigen Italien sollten seinen eigenen Baustil maßgeblich prägen. Weinbrenner wurde zum energischen Vertreter des Klassizismus: Mächtige Säulen, vorgelagerte Giebel und ein eher sparsam bis strenger Einsatz von Dekoration am Bau prägten seine Bauten.
Ein Klassizist für Karlsruhe
Friedrich Weinbrenner war vom strengen griechisch-römischen Baustil der Antike begeistert und gab Karlsruhe mit seinen Entwürfen und Neubauten ein klassizistisches Gesicht. Als Leiter des „Staatlichen Badischen Bauwesens“ plante er zahlreiche öffentliche Bauten und Anlagen, darunter das Rathaus, die evangelische Stadtkirche oder das Markgräfliche Palais. Zugleich hatte Weinbrenner einen „grünen Daumen“: Ab 1806 entstand nach seinen Entwürfen der botanische Garten mit Anzuchthäusern und einer Orangerie, die er allesamt als Holzkonstruktionen ausführen ließ. Mit dem neuen Glanzstück des Schlossgartens schlossen die herrschaftlichen Auftraggeber an eine botanische Tradition in Karlsruhe an.
Großbauprojekt Synagoge
Für die Residenzstadt Karlsruhe entwarf Friedrich Weinbrenner zahlreiche öffentliche Bauten und Anlagen, darunter das Rathaus, die evangelische Stadtkirche oder das Markgräfliche Palais. Sein erstes Großprojekt in Karlsruhe war die Synagoge. Bereits seit der Stadtgründung 1715 hatte die badische Planstadt eine jüdische Gemeinde. Markgraf Karl Friedrich genehmigte 1798 den jüdischen Einwohnern den Bau einer neuen Synagoge. Bei seinen Entwürfen ließ sich Weinbrenner von antiken Bauten inspirieren: Zwei Pylonen flankierten den Eingang auf das Grundstück, im Hof wurden dorische Säulen errichtet, die den Gläubigen zum Haupteingang lenkten. Kaum zwei Jahre später fanden die ersten Gottesdienste in der Synagoge statt. Offiziell eingeweiht wurde sie allerdings erst 1806 in Anwesenheit des Markgrafen.