Der Künstler schafft ganz eigene Stadtansichten.
Die Ausstellungseröffnung des Eislinger Kunstvereins war gut besucht. Dr. Hannelore Paflik-Huber führte gekonnt in die Arbeiten von Detlef Waschkau ein. „Das erste, was wir an einem Bild wahrnehmen, ist seine Oberfläche“, sagte Paflik-Huber.
Die große Geste steht am Beginn
Auf die Oberfläche legt Detlef Waschkau größten Wert, er bearbeitet sie in einer ihm eigenen Technik. Pinsel und Holzbeitel sind seine Werkzeuge, als Trägermaterial verwendet der Künstler ausschließlich hochwertiges, in vier Schichten verleimtes, Pappelholz. „Ein Holz, das sich gut bearbeiten lässt“, erklärte Paflik-Huber. Den Anfang macht eine große Geste mit dem Pinsel, gespeist aus der Lust am Unkontrollierten. Mit lasierenden, meist leuchtenden Farben malt er auf dem Holz. Farbe wird aufgesaugt, dringt ein und ist die erste Spur der Werkwerdung.
Eine Besonderheit ist das teilweise unbearbeitete Trägermaterial, das Waschkau bewusst als gleichwertiges Element stehen lässt. Im Zuge seiner Arbeit, sowohl malerisch, als auch bildhauerisch, kreiert der Künstler sowohl ein Bild, als auch ein Relief. „Detlef Waschkau zeigt uns seine Bildwelten“, so Hannelore Paflik-Huber.
Der Künstler formuliert präzise seine Vorstellungen des Urbanen in der heutigen Zeit, seinen persönlichen Blick auf Großstädte wie Berlin, New York, Kyoto oder Osaka. Er nimmt sich die künstlerische Freiheit und stellt seine ganz eigene Deutung der jeweiligen Stadt vor. Architektonische Details werden neu assembliert, Bekanntes und Unbekanntes in einen Dialog gesetzt und damit Stadtansichten geschaffen, die es in der Realität so nicht gibt.
Waschkau zeigt sein Stimmungsbild der jeweiligen Stadtansicht. Die Arbeiten ermöglichen viele Blicke und Blickwinkel auf das Stadtgeschehen, initiieren einen permanenten Wechsel. Waschkau wählt für seine Bilder ganz bewusst Großstädte aus, deren charakteristische Merkmale von großer Vielfalt und Komplexität geprägt sind.
Ein Beispiel ist Berlin, das einem ständigen Wandel unterworfen ist. Detlef Waschkau wählt einzelne markante und charakteristische Ansichten aus, etwa das Flugzeug vor dem Technikmuseum oder das berühmte Café Kranzler, erfindet eine neue, eigene Bildordnung des Neben- und Übereinanders. Jedem Bild wird eine bestimmte Farbstimmung zugeordnet, seien es Gelb-, Blau- oder Rottöne, die eine Grundstimmung erzeugen und eine malerische Klammer bilden.
„In allen Bildern finden sich die sogenannten unbestimmten Stellen“, erklärte Paflik-Huber. Teils füllt Waschkau sie mit monochromen Farben, teils legt er sie mit dem Holzbeitel frei und verknüpft damit den virtuosen Pinselstrich mit der bildhauerischen Arbeit am Relief.
Dematerialisierung und Konkretisierung
Es sind die Leerstellen, die eine wesentliche Rolle für den Bildaufbau und die ästhetische Wahrnehmung spielen. Die Bildbearbeitung ist ein Wechselspiel aus Auftragen und Abtragen. Dematerialisierung und Konkretisierung bedingen einander und werden vom Künstler sensibel gewichtet. Die Spannung zwischen einzeln gestalteten Flächen wird gehalten, ruhig-gedeckte Farbigkeit wechselt mit expressiv-heiterem Kolorit. In der Gesamtheit fügen sich die malerisch-plastischen Teilstücke zu figurativen Abbildern.
Im Jahr 1961 in Hannover geboren, lebt und arbeitet Detlef Waschkau in Berlin. In seinen Werken finden sich die Eindrücke von Auslandsaufenthalten in Japan, China oder den USA wieder, etwa die Skyline von New York, Queens in Manhattan oder eine Straße in Beijing. irs