Im Jahr 1983 gründete Günter Widmann, ein begeisterter Sammler der Durlacher Vergangenheit, das „Durlacher Stichekabinett“. Ich habe ihn in seinem umfangreichen wie außergewöhnlichen Privatmuseum in der Durlacher Mittelstraße besucht und interviewt, daher kann ich euch heute über ihn, über seinen Werdegang und vor allem über seine umfangreiche Sammlung berichten.
Günter Widmann berichtete mir bei seinem Besuch, dass seine Affinität und Sammelleidenschaft zu Historischem mit den von der Mutter verbotenen Besuchen zum Kruschteln auf dem Dachboden des Elternhauses in der Mittelstraße 8 begann. Verborgenes aus längst vergangenen Zeiten zogen ihn buchstäblich an: Fundstücke reihten sich alsdann aneinander, wie auf einer Perlenkette eingefädelt. Als Grundstock dienten dabei alte Drucke und Unterlagen vom Großvater Josef Widmann, dem Firmengründer der Druckerei WIDMANN GmbH. Urkunden, Einladungen und Geschäftsdrucke waren zu Beginn Schwerpunkt der Sammlung. Schrittweise wurde das umfangreiche Archiv mit Stichen, Drucken, Lithographien sowie um eine respektable Auswahl an Glückwunsch- und Einladungskarten erweitert.
Viele Zeugnisse Durlacher Geschichte folgten
Danach kamen Ansichtskarten, Bücher, Gemälde, eine umfangreiche Sammlung seltener Durlacher Fayencen, Krüge, Ausgrabungen und weitere Zeugnisse der ehemals selbstständigen Stadt Durlach dazu. Handschriften und Gebrauchsgegenstände verschiedensten Ursprungs wurden oft schon dem Museum einfach geschenkt.
Das „Durlacher Stichekabinett“ versteht sich nach eigenen Angaben von Günter Widmann als moderne Plattform und Infobörse für Sammler, als Quelle für alte Durlacher Stadtansichten – als Archiv für die unterschiedlichsten Publikationen. Kaufen und Verkaufen, aber auch Sammeln und Erhalten sind Gegenstand des Unternehmens.
Beim Museumstrakt des innerstädtischen beachtlichen Privat-Museums im Herzen von Durlach sind ausreichend Parkplätze mit kurzen Wegen vorhanden. Besichtigungen können nach Voranmeldung hin und wieder erfolgen. Kontaktmöglichkeit besteht über seine Homepage: www.durlacher-stichekabinett.de.
„Badisches Train Bataillon Nr. 14 Durlach“
Zum Jahresbeginn 2014 präsentiert das „Durlacher Stichekabinett“ seine Museumsbestände über das „Badische Train Bataillon Nr.14 Durlach“ erstmals in gedruckter Form. Die Originalausgabe mit 96 Seiten im handlichen DIN-A4-Format zeigt in bestechender Qualität Relikte aus der Zeit von 1895 bis 1914 wie Reservistenkrüge, Säbel, Uniformstücke, Ansichtskarten und diverse Reservistika. Begleitende Texte lockern das an sich trockene Thema entsprechend auf.
Mit nicht unerheblichem Aufwand ist es dem Heimatsammler und Herausgeber Günter Widmann gelungen, sowohl die Porzellan- und Keramikkrüge, als auch die Abbildungen auf den Krügen, originalgetreu und farbfrisch im eigenen Fotostudio aufzunehmen. Nach fast 16-monatiger Vorarbeit konnte Günter Widmann die vorliegende Ausgabe druckreif erstellen.
Einblicke in die Geschichte
Nach einer persönlichen Einführung des Sammlers über seine Leidenschaft und Liebe zu Durlach kommt er schnell beim Thema an. Übersichtlich und in ansprechender Größe sind neben den vielen Einzelabbildungen der Objekte auch Reservistenpfeifen und Fotos von Reservisten dargestellt. Es folgen auf den nächsten Seiten wunderschöne alte Train Ansichtskarten sowie Darstellungen von überraschend gut erhaltenen Reservistenbildern in der klassischen Ausführung der Zeit. Selbst eine alte Verordnung über die Bedingungen, unter denen dem Militär Pferde geliefert bzw. von diesem Pferde übernommen werden durften, ist dabei.
Militärpässe und ein extrem seltener, vielleicht gar einmaliger Glaskrug mit bekannten Durlacher Motiven auf dem Deckel, beenden den ersten Teil. Auf den dann folgenden 60 Seiten sind die unterschiedlichen Formen und Ausführungen, die bei Durlacher Reservistenkrügen vorkommen, mit je 2 Ansichten pro Krug sowie der dazugehörigen Lithophanie (Bodenbild) zu sehen.
Alle Krüge sind nach Jahreszahl und Kompanie geordnet. Noch nie wurden derart viele Reservistenkrüge des Durlacher Train Bataillons so übersichtlich und detailgetreu der Öffentlichkeit präsentiert. Begleitende Texte helfen dem interessierten Sammler bei speziellen Fragen zur Größe und Ausführung weiter.
Das Nachschub- und Versorgungsbataillon
Dieses ausgesprochen vielseitige Nachschub- und Versorgungsbataillon hatte außer dem Lazarett für Verwundete sogar ein Pferdelazarett und darüber hinaus eine Reihe weiterer Abteilungen und Einrichtungen. Sogar eine Schwimmschule war an der nahe gelegenen Pfinz, nicht weit vom heutigen Durlacher Freibad, eingerichtet.
Obwohl ein großes Denkmal in Durlach an die tapferen Soldaten erinnert und selbst eine Straße dem Train gewidmet ist, gibt es außer der heute noch existierenden ehemaligen Trainkaserne kaum Relikte aus dieser Zeit. Die nur in einer kleinen Auflage erschienene Ausgabe wurde als kartonierte Paperback-Version und als gebundener Hardcover-Band hergestellt und füllt bei Militariasammlern und den einschlägigen Fachhändlern eine schon lange bestehende Informationslücke. Auch dieses einmalige Werk kann ausschließlich direkt durch das „Durlacher Stichekabinett“ unter folgender E-Mail-Adresse: widmann.durlach@gmail.com erworben werden.
Nun bleibt mir nur noch ein herzliches Dankeschön an Günter Widmann auszusprechen für seinen unermüdlichen Einsatz für die Bewahrung Durlacher Geschichte und hoffe, dass seine wertvollen Sammlungen auch für die Nachwelt erhalten bleiben. Herzlichst, Eure „Weiße Frau vom Turmberg“. (sh)