Entspannen, auf Englisch Relax, Kunst oder Liebe ertasten? Kein Problem bei Gabi Weiß. Denn sie fertigt Wandbilder, in die sie in umgekehrter Braille-Schrift diese und andere Wörter schreibt.
Dazu fügt sie kreisrunde Vertiefungen, die sie später bunt ausmalt, in Bretter, die wie die entsprechenden Punkte in der Blindenschrift angeordnet sind. Wie sie auf die Idee kam? „Ich wollte eigentlich nur Bilder mit bunten Punkten machen und dann ist mir das eingefallen“, sagt sie.
Atelier im Elternhaus
Gabi Weiß, geboren 1965, ist ausgebildete Schreinerin und betreibt das „HolzARTelier“ in der Ochsentorstraße 3, ihrem Elternhaus. Hinter dem ehemaligen Hoftor hat sie den vorderen Hofbereich in ein kleines Zwischengebäude errichtet. Rund 20 Quadratmeter misst dieser Ausstellungsraum, daneben öffnet sich das eigentliche Atelier, vierzig Quadratmeter groß. Dort stehen Holzstücke unterschiedlicher Größe zwischen Bohrmaschine, Säge, Werkzeug und Dekupiersäge, die ist eine elektrisch betriebene Laubsäge.
1993 legte sie die Gesellinnen-Prüfung zur Schreinerin ab. „Ich wollte auf jeden Fall einen kreativen Beruf erlernen“, erinnert sie sich. „Ich will etwas erschaffen, was man hinterher in der Hand halten kann.“ Ursprünglich sei ihre Idee gewesen, Möbeldesignerin zu werden. Deshalb habe sie lernen wollen, mit dem Material Holz, mit all seinen Eigenheiten und den passenden Maschinen und Werkzeugen umzugehen. Auch wenn der Beruf des Schreiners sehr vielfältig sei, so sei ihr doch bereits in der Ausbildung klar geworden, dass sie nicht lange in der klassischen Schreinerei im Innenausbau oder Möbelbau würde arbeiten wollen.
Wohnaccessoires als Geschenk
Das HolzARTelier eröffnete Gabi Weiß 1995. „Ich musste erst umbauen und ein bisschen was produzieren“, erinnert sie sich. Insgesamt sei sie sehr blauäugig gewesen, dass alles gut gehen würde. „Wenn man jünger ist, hat man noch das Vertrauen“, sagt sie.
Es hat sich gelohnt: Im Ausstellungsraum steht eine große Auswahl an Gebrauchsgegenständen, Wohnaccesoires und Wandbildern. „Ich fertige, was mir so einfällt“, berichtet sie. Es gibt Vesperbretter, Schatullen, Wanduhren, Kerzenständer, Holzhäuschen, Schmuckbuchstaben, gerade mal zehn Zentimeter hohe Stühlchen, dreidimensionalen Wandschmuck. „Am Anfang habe ich öfter Kleinmöbel gemacht“, erinnert sie sich. „Es war dann jedoch oft so, dass die Kunden ein bestimmtes Stück, etwas größer oder aus anderem Holz wollten.“ Solche Arbeiten mache sie deshalb jetzt hauptsächlich auf Auftrag. „Die Wohnaccessoires sind auch gefragter“, sagt sie. „Sie können leicht als Geschenk verwendet werden.“
Keine Ecken und Kanten
Viele Arbeiten sind bunt gefärbt: schwarze Holzhasen vor roten Kreisen, Häuschen mit Dächern in Erdfarben, ein Fahrradfahrer fährt aus einer hellgrünen Wand. Manches gestaltet sie aus Restholz, das sie nicht wegwerfen will, weil sie sicher ist, dass daraus noch etwas werden kann. Viel gestaltet sie mit der Dekupiersäge aus einem einzigen Stück Massivholz, was besonders bei filigranen Strukturen schwierig sei. Sie raspelt, feilt und schleift reichlich: „Ein Gegenstand muss sich gut in der Hand anfühlen und keine Ecken und Kanten haben.“
In Durlach fühlt sich Gabi Weiß wohl, auch wenn seit den 1990er Jahren viele Läden mit kreativen Produkten geschlossen haben und auch sie die Veränderungen spürt. Ihre Arbeit sieht sie als Kunsthandwerk, in dem sie gern Herausforderungen annimmt: „Wie kann ich eine Idee umsetzen, wo sind die Grenzen?“ (rist)
Info
HolzARTelier, Gabi Weiß, Ochsentorstr. 3, 76227 Karslruhe, Tel. 0721 401028, www.holz-atelier.de
Öffnugnszeiten
Donnerstag 10 bis 13 Uhr
Freitag 10 bis 18 Uhr
Samstag 10 bis 13 Uhr
Handwerksberuf „Schreiner*in“
Schreiner*in, auch Tischler*in genannt, ist ein Ausbildungsberuf im Handwerk. Die Ausbildung findet dual im Betrieb und an der Berufsschule statt.
Schreiner*innen stellen Möbel aller Art, Messe– und Ladeneinrichtungen und Innenausbauteile wie Fenster und Türen her. Sie reparieren beschädigte Holzwerke, beraten Kund*innen, fertigen Skizzen mit der Hand oder am Computer an. Auch in einer Schreinerei wird immer mehr mit neuen Techniken gearbeitet. (rist)
