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Kloster Schusssenried

Heiliges Grab in der Klosterkirche wieder aufgebaut

Kloster Schussenried Heiliges Grab

Ana Sofia Suárez Lerche / ssg

Vor dem Heiligen Grab (v.l.): Ana Sofia Suárez Lerche (wissenschaftliche Volontärin SSG), Dr. Felix Muhle (Restaurator SSG), und Dr. Christian Katschmanowski (Konservator SSG)

Kloster Schussenried ist um ein Highlight reicher: In Kooperation mit der katholischen Kirchengemeinde Bad Schussenried präsentierten die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg das barocke Heilige Grab in der Klosterkirche St. Magnus. Vom 1. April bis zum 18. Mai können Besucherinnen und Besucher das prachtvolle Passionstheater wieder an seinem historischen Standort bestaunen.

Lange verborgener Klosterschatz

Bis 1956 war es in Gebrauch, dann verschwand es für lange Zeit auf dem Dachboden und später im Depot: Schussenrieds Heiliges Grab. In der Klosterkirche St. Magnus füllt das über sieben Meter hohe Ensemble nach fast 70 Jahren wieder den vordersten Teil des nördlichen Seitenschiffes aus. Dr. Christian Katschmanowski, Konservator bei den Staatlichen Schlössern und Gärten Baden-Württemberg, freut sich: „Das kostbare Kunstwerk in seiner ganzen Dimension wieder am Originalstandplatz zu sehen, ist mehr als außergewöhnlich.“ Jahr für Jahr bauten es lokale Schreiner hier zur Passionszeit auf. In Folge einer Liturgiereform wurde es nach 1956 nicht mehr aufgestellt. Bis dahin waren Heilige Gräber in vielen katholischen Kirchen zu finden. In der Karwoche und der Osterzeit führten sie den Gläubigen Tod und Auferstehung Christi bildlich vor Augen. „Deshalb haben wir uns gemeinsam mit der katholischen Kirchengemeinde Bad Schussenried entschieden, das Grab wieder in diesem Zeitraum zu zeigen,“ erklärt der Konservator. Nicki Schaepen, leitender Pfarrer der Seelsorgeeinheit Bad Schussenried, ergänzt: „Wir werden das Heilige Grab in die Liturgie der Kar- und Osterzeit einbinden.“ Die Staatlichen Schlösser und Gärten und die katholische Kirchengemeinde ermöglichen damit ein Erlebnis wie vor fast 300 Jahren – als das Heilige Grab in Schussenried zum ersten Mal für die Gläubigen in der Kirche zu sehen war.

Kloster Schussenried Heiliges Grab

Ana Sofia Suárez Lerche / ssg

Das barocke Heilige Grab in der Klosterkirche St. Markus

Effektvolle Kulisse – großes Spektakel

Den Bau gab Abt Didacus Ströbele 1729 bei dem oberschwäbischen Maler Johann Bergmayer in Auftrag. Dr. Felix Muhle, Restaurator bei den Staatlichen Schlössern und Gärten Baden-Württemberg, begleitet und erforscht das Heilige Grab seit 15 Jahren. Ein Team von Restauratorinnen und Restauratoren für Gemälde und Holz konservierte und dokumentierte das barocke Passionstheater. Beim Pressetermin erklärte er: „Dass sich dieses liturgische Denkmal aus dem 18. Jahrhundert erhalten hat, ist wunderbar und ein großer Glücksfall.“ Heilige Gräber sollten die Menschen mit ihrer gemalten Scheinarchitektur und den farbigen Lichtern beeindrucken. Der Restaurator erläutert weiter: „Die gemalte barocke ‚Perspectiv-Kunst‘ in sieben Ebenen faszinierte die Menschen damals vermutlich genauso wie uns heute immersive Techniken.“ Das Heilige Grab in Schussenried verfügt über eine ausgetüftelte Beleuchtung mit farbigen Glaskugeln. Mit Wasser befüllt, wirken sie wie optische Linsen. Das Licht fällt von hinten durch die blauen, roten, gelben und grünen Kugeln und wird so effektvoll gestreut.

Historisches Passionstheater

Heilige Gräber haben sich nur selten in den Kirchen erhalten. Zu finden sind sie heute vor allem noch in Bayern und Tirol. Konservator Dr. Christian Katschmanowski ordnet ein: „In Oberschwaben gibt es nur sehr wenige dieser Gräber, etwa in Altshausen und Dietenheim.“ Im Barock erreichten die theaterartigen Kulissenbauten monumentale Dimensionen. Das zeigt auch das Schussenrieder Exemplar. Über eine Höhe von sieben Metern und eine Tiefe von vier Metern verteilen sich 32 im Umriss ausgeschnittene Architekturteile auf zwei Stockwerken. Das Heilige Theater ist ganz aus Holz gefertigt und die Wechseltafeln sind mit Szenen der Passionsgeschichte bemalt. Jeweils seitlich der mittleren Toröffnung werden die Bildtafeln mit den Figurenszenen aufgesteckt. Im Zentrum steht die Grabeshöhle, in der, je nachdem welche Phase der Passionszeit gerade ist, eindrucksvoll der Leichnam Christi liegt. In einer Ausstellung in 2010 waren ausgewählte Kulissenteile zwischenzeitlich im Neuen Kloster zusammengesetzt und ausgestellt. Der vollständige Wiederaufbau zur Karwoche 2023 macht das Heilige Grab nun in seiner ganzen Pracht wieder erfahrbar – und das am ursprünglichen Standort.

Klosterkirche Schussenried

ssg

Der heilige Magnus ist der Patron der ehemaligen Klosterkirche in Schussenried.

Das Heilige Grab erleben

Das Heilige Grab wird in die liturgischen Handlungen während der Kar- und Osterzeit eingebunden. Zudem erfahren Interessierte bei Sonderführungen an ausgewählten Sonntagen mehr über die theologische Dimension und die technischen Besonderheiten des Schussenrieder Heiligen Grabes aus restauratorischer Sicht. Kurzführungen für Gruppen sind auf Anfrage möglich. Ein Teil der übrigen Tafeln, die nach Gründonnerstag, Karfreitag und Karsamstag nicht mehr in der Kirche zu sehen sind, sind nach der Karwoche im Neuen Kloster ausgestellt. Zusätzlich zeigt die Krippensammlerin Hansi Schmehle-Knöpfler ausgewählte Passionsdarstellungen aus ihrem großen Bestand.

Informationen und Anmeldungen zu den Sonder- und Gruppenführungen sind unter Tel. 07583 9269140 oder per Mail an info@kloster-schussenried.de möglich.