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Hochwasser in Winterbach

Gemeinde Winterbach

 

 

 

Liebe Einwohnerinnen und Einwohner,

bei dem Jahrhunderthochwasser am ersten Juniwochenende im Rems-Murr-Kreis ist Winterbach ohne größere Schadensfälle davon gekommen. Dass die Rems nicht über die Ufer getreten ist und sich somit keine Wassermassen in den Ort und die Wohngebiete ergossen haben, ist vor allem der unermüdlichen Arbeit der Stauwärter, der Freiwilligen Feuerwehr mit Unterstützung durch benachbarte Wehren und das Technische Hilfswerk sowie den Winterbacher Handwerksunternehmen zu verdanken, die gemeinsam über das ganze Wochenende und am Morgen des 4. Juni oft bis zur völligen Erschöpfung Sicherungsmaßnahmen angebracht und den Pegelstand rund um die Uhr kontrolliert haben. 

Nach anhaltenden Regenfällen waren die Pegelstände der Flüsse im Landkreis ab Samstagmorgen, 1. Juni bedrohlich angestiegen, begleitet von einer Warnung des Deutschen Wetterdienstes vor weiterem Dauerregen. Der Katastrophenstab der Gemeinde, bestehend aus dem Bürgermeister, den Feuerwehrkommandanten, Mitarbeitern des Rathauses, des Bauhofs und der Kläranlage, hat die ansteigenden Pegel der Rems kontinuierlich beobachtet, Stauwärter Eugen Hetzinger war seit den Nachtstunden gemeinsam mit seinem Kollegen Wolfgang Schaal am Rückhaltebecken in Winterbach im Einsatz und hielt sich bereit, das Becken bei Bedarf einzustauen. 

Am Samstagmittag schließlich wurden aufgrund der weiter steigenden Pegelstände nacheinander alle Rückhaltebecken zwischen Schwäbisch Gmünd und Winterbach eingestaut. Auch in Winterbach wurden die Tore am Staubauwerk komplett geschlossen, lediglich das mittlere Tor blieb noch zu etwa 30 % geöffnet. Gegen 14.30 Uhr am Samstag betrug der Wasserspiegel direkt vor dem Stauwehr in Winterbach etwa 4,80 Meter mit steigender Tendenz. Durch den reduzierten Durchfluss der Rems füllte sich das Rückhaltebecken südlich von Rems und Bundesstraße zunehmend und bildete im Laufe des Tages einen großen Stausee. Hierdurch konnte ein Übertreten der Rems über die Dämme verhindert werden. 

Nach zunächst leicht fallenden Pegelständen am Sonntagmorgen ließen die Vorhersagen einen erneuten Anstieg im Laufe des Tages erwarten.  Zwar konnten die Rückhaltebecken an Rems und Wieslauf zu diesem Zeitpunkt noch Schlimmeres verhindern, allerdings begann das Wasser nun von unten über die Lehenbachverdolung und das Grundwasser in der Bachstraße nach oben zu drücken. Die Winterbacher Ortsdurchfahrt wurde daraufhin für den Verkehr gesperrt und die Kanaldeckel mit Betonblöcken vor dem Hochdrücken durch das Wasser gesichert. Am Sonntagnachmittag errichtete die Feuerwehr Winterbach mit Unterstützung weiterer Wehren sowie dem Technischen Hilfswerk und unter tatkräftiger Mithilfe der örtlichen Handwerker an der Remsbrücke einen Schutzdamm aus massiven Baumstämmen. Zudem wurde nördlich der Rems ein Überflutungsraum auf einer landwirtschaftlich genutzten Fläche zwischen Winterbach und Hebsack vorbereitet. 

Nachdem sich die Lage am Sonntagabend zunächst wieder entspannte, sodass der Remspegel die Remsbrücke und somit die Ortslage von Winterbach nicht mehr gefährdete, konnten nach gemeinsamem Beschluss aller Beteiligten die Schutzdämme wieder abgebaut werden. Am Abend wurde auch die außerordentliche Lage aufgehoben und die Tore am Stauwehr wurden für einen kontrollierten Abfluss geöffnet. Alle Wettervorhersagen ließen verlauten, die Gefahr eines Übertretens der Dämme sei überstanden. Aber es kam leider ganz anders: Durch extremen Starkregen innerhalb kürzester Zeit insbesondere im Wieslauftal spitzte sich die Lage auch in Winterbach im Laufe der Nacht wieder dramatisch zu. In den frühen Morgenstunden des Montags, 4. Juni wurde ein Punkt erreicht, an dem trotz aller Maßnahmen wie dem erneuten Aufbau von Schutzdämmen an der Remsbrücke der Katastrophenfall nicht mehr auszuschließen war. Eine Evakuierung der an der Rems liegenden Wohngebiete wurde somit unumgänglich, mittels Sirenenalarm und Durchsagen der Feuerwehr wurde die Bevölkerung alarmiert und betroffene Einwohnerinnen und Einwohner wurden in die Lehenbachhalle und die Salierhalle evakuiert.

Der schnelle und reibungslose Verlauf der Evakuierungsaktion und der Unterbringung, der Verpflegung und der Beistand für die evakuierten Winterbacher ist dem sensiblen und empathischen Agieren der Polizei, der Feuerwehr, des Deutschen Roten Kreuzes, der evangelischen Kirchengemeinde und den Mitarbeitenden der Gemeindeverwaltung zu verdanken. Viele Winterbacher haben sich in den Morgenstunden des Montags spontan aufgemacht, um sich für die Betroffenen zu engagieren oder zu schauen, wie sie helfen können.

Das Winterbacher Rückhaltebecken ist in diesen Morgenstunden über den vorgesehenen Maximalpegel hinaus eingestaut worden. Dabei haben alle Beteiligten auf kommunaler und Kreisebene der Lage entsprechend gehandelt und gemeinsam Entscheidungen getroffen – ein Beleg für die gute Zusammenarbeit und die große Solidarität im Remstal. Glücklicherweise hat es aufgehört zu regnen und der Pegel stagnierte, als das Hochwasserrückhaltebecken am Limit war. So konnte nicht nur Winterbach, sondern auch alle anderen Kommunen unterhalb entlang der Rems vor einer Hochwasserkatastrophe bewahrt werden. Im Laufe des Vormittags entspannte sich die Lage, die Pegel oberhalb von Winterbach begannen wieder zu sinken und so konnte das Rückhaltebecken am Montagvormittag kontrolliert entleert werden.

Unsere Gemeinde ist bei diesem Jahrhunderthochwasser relativ unbeschadet davongekommen. Insbesondere die Stauwärter und die zahlreichen örtlichen Einsatzkräfte haben für unsere Sicherheit und die Versorgung in diesen Tagen alles gegeben und waren tagelang im Einsatz, oft bis an die Grenzen der Belastbarkeit und darüber hinaus. Dabei war die Zusammenarbeit aller Beteiligten hervorragend und es wurde Hand in Hand gearbeitet.

Ihnen allen, die in dieser besonderen Lage dazu beigetragen haben, dass wir in Winterbach und im unteren Remstal eine große Katastrophe abwenden konnten, gebührt für ihre Leistung und ihren unermüdlichen Einsatz mein größter Dank und Respekt, auch im Namen des Gemeinderats. 

Sie können stolz sein auf das, was Sie geleistet haben und Winterbach kann stolz auf seinen beeindruckenden Zusammenhalt und seine außergewöhnliche Gemeinschaft sein.

 

Ihr

 

 

Sven Müller 

Bürgermeister 

 

 

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