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Kindheitstraum erfüllt

Im Gespräch: Chako Habekost als Asterix-Übersetzer

Im Gespräch: Chako Habekost als Asterix-Übersetzer.

Hyp Yerlikaya

Im Gespräch: Chako Habekost als Asterix-Übersetzer.

Asterix und Obelix sind Kult. Auf der ganzen Welt und natürlich auch in Deutschland. Auf Hochdeutsch ohnehin, aber auch auf Plattdeutsch, Ruhrdeutsch, Schwäbisch, Münchnerisch oder Hessisch ... Die Mundart-Reihe, in der das beliebte Gallier-Duo seine Abenteuer in den jeweiligen Dialekten erlebt, erfreut sich bereits seit vielen Jahren großer Beliebtheit. Und seit Neuestem auch wieder auf Pfälzisch.

Nach langer Zeit, genauer seit "Asterix un de Avernerschild" (1997) und "Em Asterix soi Bobbelsche" (Der Sohn des Asterix, 1998) ist nun wieder ein Band in dem Dialekt erschienen, der auch in einem kleinen Teil von Baden-Württemberg ganz im Nordwesten (wie das Gallische Dorf) in seiner Kurpfälzer Variante gesprochen wird. Der dritte Band der "Asterix babbelt pälzisch"-Reihe trägt den Titel „Asterix als Palatinator“.

Asterix als Palatinator

Asterix®-Obelix®-Idefix® / © 2024 HACHETTE LIVRE/ GOSCINNY – UDERZO/Egmont Ehapa

Der neue Mundartband entführt Asterix, Obelix & Co. ins alte Rom - und zwar auf Pfälzisch

Der Übersetzung des Bandes, im Original „Asterix als Gladiator“ - hat sich ein wahrer Experte auf dem Gebiet angenommen: Kein Geringerer als der Pfälzer Comedian, Autor und Mundart-Spezialist Christian „Chako“ Habekost. Mit viel Liebe zum Detail, Sprachwitz und Humor hat er das gallische Gespann und die anderen schrullig-liebenswerten Charaktere aus der Feder des Kult-Autoren-Duos Albert Uderzo und René Goscinny in die Pfalz geholt. Wir haben mit Chako geredet.

nussbaum.de: Das Buch ist jetzt erschienen, gab es denn schon Feedback?

Christian "Chako" Habekost: Das Feedback ist großartig. Es ist wirklich so, dass uns das Interesse alle ein wenig überrollt hat. Was natürlich auch daran liegt, dass der letzte Band so lange her ist und dass es nach 20 Jahren überhaupt wieder einen pfälzischen Asterix gibt. Aber Chako und Asterix passen einfach auch gut zusammen.

nussbaum.de: Wie kam es denn überhaupt zu der Kooperation?

Chako: Der Verlag wollte mal wieder einen Asterix auf Pfälzisch machen und fragte bei Georg Tempel, einem Bekannten aus Dürkheim, der auch für den Verlag tätig ist, nach einer Empfehlung. Und bei so einer Anfrage überlegt man jetzt nicht länger als eine Sekunde, sondern fängt erst mal an zu jubeln.

nussbaum.de: Die Begeisterung deinerseits war ja auch nicht überhören. Du bist schon auch ein Stück weit Fan, oder?

Chako:
Ein Stückweit ist viel zu wenig. Es war ist wirklich so: Asterix war in meiner Kindheit das einzige Comic, das ich lesen durfte, weil meine Erziehungsberechtigten damals einen ziemlich hohen Bildungsauftrag zu haben glaubten (lacht). Asterix haben sie gerade so erlaubt und deswegen habe ich die natürlich alle gefressen. Und Asterix als Gladiator, das war immer mein Lieblings-Asterix. Als das Angebot vom Verlag zusammen mit der Wahlmöglichkeit kam, ich könne mir aussuchen, welchen Band ich übersetzen will, habe ich natürlich gesagt, jetzt schließt sich ein Kreis. Da bekommt man auch ein wenig Gänsehaut, was das Universum gerade mit einem macht.

nussbaum.de: Warum ist das denn dein Lieblingsband?

Chako: Weil ich das als kleines Kind schon so faszinierend fand, darin das antike Rom im kompletten Zustand zu sehen. Mit KI ist das heute kein Problem, man kann mit der Drohne durch das antike Rom fliegen, aber damals, in meiner Kindheit kannte man eben nur die Ruinen. Mit Asterix konnte ich durch römische Straßen laufen, habe römische Zebrastreifen gesehen, römische Weinstuben – bei mir natürlich pfälzische, die Arena und Wagenrennen. Das alles zu erleben - das hat mich damals schon fasziniert.

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Asterix als Palatinator

Asterix®-Obelix®-Idefix® / © 2024 HACHETTE LIVRE/ GOSCINNY – UDERZO/Egmont Ehapa

Ab in die Arena: in "Asterix als Palatinator" erleben Asterix, Obelix & Co. spannende Abenteuer in Rom - auf Pfälzisch

nussbaum.de: Und titelmäßig war der Sprung vom Gladiator zum Palatinator nicht so weit …

Chako: Ja genau. Klar, dass das Pälzische schon im Titel angelegt ist, macht das Ganze perfekt.

nussbaum.de: Welcher ist denn dein Lieblingscharakter bei Asterix?

Chako: Das kann ich gar nicht sagen. Als Buchautor bewundere ich diese Charakterzeichnung, dass ein dicker, Großer und so ein kleiner Dünner zusammenkommen, der eine eher ein wenig - ich sag‘s mal pfälzisch - „olwer“ (grob, grobschlächtig, Anm. d. Red.) und der andere eher der Pfiffige. Das ist einfach grandios, so etwas muss Erfolg haben. Das sind ja Archetypen der menschlichen Erzählkunst, die wahrscheinlich bis in die Steinzeit zurückreichen. Dick und Doof, Pat und Patachon, Tim und Struppi, Tom und Jerry … insofern kann ich gar nicht sagen, welche meine Lieblingsfigur ist.

nussbaum.de: Dann machen wir es doch einfach konkreter - im Buch?

Chako: Troubadix ist mir schon ein wenig ans Herz gewachsen. Als Künstler, der die ungeahnte Gelegenheit bekommt, im Kolosseum vor Zehntausenden von Menschen aufzutreten, und vorher Lampenfieber hat. Wenn er dann raustritt, und sein pfälzisches Liedgut anstimmt, was aber natürlich gar nicht so gut klingt bei ihm, dann birgt das eine zusätzliche Komik. Und wenn er am Ende beim Bankett, wenn alle am Schorletrinken und Saumagen essen sind, wieder dasitzt, gefesselt und geknebelt …

nussbaum.de: … Von Künstler zu Künstler ist das ja ein empathischer Moment.

Chako: Naja, wenn er halt net singe kann, hätte er sich vielleicht einen anderen Beruf aussuchen sollen.Wobei, das ist ja heute auch egal. Es gibt ja genug Sänger, die nicht singen können und trotzdem Erfolg haben. Vielleicht haben Uderzo und Goscinny mit dieser Figur das schon ein wenig vorweggenommen. Mit diesem Lampenfieber, bevor er rausgeht in die Arena, konnte ich jedenfalls mitfühlen. Und dann rollen sich die Löwen übereinander und wollen abhauen und die Leute sagen „Pälzer, halt‘s Maul“ … das ist schon sehr witzig.

Asterix als Palatinator

Asterix®-Obelix®-Idefix® / © 2024 HACHETTE LIVRE/ GOSCINNY – UDERZO/Egmont Ehapa

Er singt auch auf Pfälzisch nicht besser ... Troubadix spielt bei "Asterix als Palatinator" eine tragende Rolle.

nussbaum.de: Was waren denn die Herausforderungen bei der Übersetzung?

Chako: Es gibt nicht nur 80 Millionen Fußballtrainer in Deutschland, sondern auch mindestens 1,2 Millionen pfälzischbabbelnde Menschen, die immer alles besser wissen als der Übersetzer. Es gibt Kurpfälzisch, es gibt Südpfälzisch, das Pälzisch was im Westrich, bei Kusel gesprochen wird, in Eberbach sprechen die Menschen ganz anders als in Mannheim und in Ladenburg. Und ich habe versucht, alles zusammenzufassen. Das heißt von jeder Art, auf die man Pfälzisch sprechen kann, ist ein bisschen etwas dabei. Das ist auch durch meine Biografie begründet. Ich bin rechtsrheinisch geboren, wohne jetzt aber über die Hälfte meines Lebens linksrheinisch - das drückt sich natürlich auch in meinem Pfälzisch aus. Letztlich ist es ein Sprachraum und der kümmert sich nicht um politische oder historische Grenzen. Und dass es da Unterschiede gibt, ist doch eigentlich eher etwas Schönes, als etwas, bei dem man den Finger heben und den Besserwisserr spielen muss.

Und dann wollte ich nicht nur einfach übersetzen, wie ein Übersetzer einen deutschen Roman ins Englische übersetzt, sondern auch die Regionalität, die Eigenarten und das, was die pfälzische Sprache gegenüber der hochdeutschen zum Vorteil gereicht, unterbringen. Nämlich, dass sie ganz andere, viel schönere, buntere, blumigere Ausdrücke hat.

nussbaum.de: Würdest du im Hinblick auf die gute Resonanz sagen, dass das Interesse am Dialekt wieder gewachsen ist?

Chako: Ich würde es gerne so sehen, dass jetzt ein neues Interesse an Mundart da ist und dass auch jüngere Menschen wieder den Zauber dieser Sprache begreifen. Andererseits habe ich aber auch meine Zweifel. Ich glaube aber, dass Asterix Kult ist und Kult geblieben ist. Sogar nach dem Tod der beiden Schöpfer geht die Erfolgsgeschichte ja weiter. Und wenn dann bei den Menschen noch eine Verbindung zu ihnen selbst da ist, zu ihrer Heimat, zu ihrer regionalen Identität, dann ist das eine Win-Win-Situation. Ich glaube nicht, dass der Dialekt an sich wieder mehr Stellenwert gewonnen hat – leider. Der Erfolg liegt wohl eher darin, dass es in einer globalisierten Welt, in der sich auch das eigene Land plötzlich ganz anders anfühlt und darstellt als noch vor 20 Jahren, für Menschen wichtiger geworden ist, eine regionale Identität, also Heimat im besten Sinne zu haben. Und da gehört ein Asterix auf Pfälzisch auch dazu.

nussbaum.de: Gab es etwas, wobei es schwer war, es adäquat abzubilden?

Chako: Nein, eigentlich nicht. Das mag jetzt klischeehaft klingen, aber es war von vorne bis hinten ein echter Spaß. Erstens, diese Geschichte noch mal zu entdecken, die ich als kleiner Junge schon geliebt habe und zweitens aus der Geschichte dann noch etwas Eigenes zu machen.

Am Anfang habe ich gedacht, wie machen wir das eigentlich - die Gallier sind ja die Pfälzer, also die Unterdrückten, die versuchen ihre eigene Lebensart gegen eine Übermacht von außen zu bewahren. Wenn jetzt aber die Römer auch Pfälzisch babbeln, passt das irgendwie nicht. Die müssten ja dann eigentlich eher schwäbisch babbeln, oder? (lacht) Aber als dann plötzlich Cäsar in der Arena pfälzisch babbelt, habe ich gemerkt, das hat jetzt wirklich eine ganz eigene Komik. Und dann konnte ich dem auch noch „des hot’s frieher nicht gewwe“ in den Mund legen – da merkte ich, so ist es richtig. Und ich habe auch viel mit den Namen gearbeitet. Du kannst mich übrigens gerne noch nach meinen Lieblingsnamen fragen … Die habe ich nämlich auch.

nussbaum.de: Ja, die will ich natürlich gerne erfahren.

Chako: Also ich habe zwei Lieblingsnamen - der eine ist der Gladiatoren-Manager, der die Kämpfe organisiert. Den habe ich Felicitus Magathus genannt, nach dem Fußballtrainer Felix Magath. Und der zweite Name, das ist der vom Gladiatorentrainer, der mit Obelix boxt. Der heißt Schiganebuggelus, das fand ich auch lustig. Es gibt es pfälzisches Wort, Schiganebuckel, also einer, der andere schikaniert. Das passte. Und die Namen der vier Garnisonen um das Pfälzische Dorf sind auch net so schlecht, find ich: Olwerkolwum, Olwerniggelum, Olwerdolwerum und Olwerum. Olwer wie die die Räämer halt sind, weeschwie’schmään?!