Beim kooperativen Artenschutzprojekt „Gemeinsam für den Steinkauz“ verzeichneten wir in diesem Jahr mit 14 Steinkauz-Revierpaaren im Projektgebiet von Hemsbach-Laudenbach im Norden und Reilingen im Süden ein Rekordjahr. In den vergangenen beiden Jahren kündigte sich die Trendwende mit drei bzw. vier erfolgreichen Bruten in bis zu neun Revieren bereits an. Das gute Mäusejahr ermöglichte nun einen sprunghaften Anstieg auf 14 Revierpaare - darunter mind. 10 erfolgreiche Bruten und eine gescheiterte - mit mind. 47 Jungvögeln. Insgesamt konnten 2024 40 und damit doppelt so viele Steinkäuze beringt werden wie in den beiden vorangegangenen Jahren zusammen. Ein erster Wiederfund aus dem 25 km entfernten Kleinniedesheim bestätigt den Zuflug aus anderen Projektgebieten. Ein Kontrollfund eines im letzten Jahr aus dem Heidelberger Zoo supplementierten Jungkauzes belegt erstmals den Erfolg der Auswilderungsmethodik. Dieses 2023 ausgewilderte Weibchen hat nun vier Jungtiere aufgezogen. Von der Treuhandstiftung Käthe Reinhart der Heidelberger Volksbank-Stiftung erhielten wir in diesem Jahr eine großzügige Spende.
Der Amphibienschutz im Steinbruch Leferenz profitierte in diesem Jahr von dem verhältnismäßig feuchten Frühjahr. Gerade die streng geschützte und stark gefährdete Gelbbauchunke (FFH-Richtline-Anhang II, Rote Liste BW Kategorie 2) wurde durch die Niederschläge fast wöchentlich zum Ablaichen angeregt. In allen drei im vergangenen Jahr durch das Land Baden-Württemberg sanierten Amphibienbiotopen entwickelten sich die Gelbbauchunkenkaulquappen optimal, sodass wir in diesem Jahr eine große Anzahl an „Hüpferlingen” dokumentieren konnten. Besonders über die vielen erfolgreichen Metamorphosen auf der Ebene der Panoramaplattform haben wir uns gefreut, da dort aufgrund des nicht mehr funktionstüchtigen Biotops seit Jahren keine Reproduktion mehr gelungen war. Die vielen strukturellen Maßnahmen wie der Aufbau eines autarken Wasserbevorratungssystems mit 23.000 Liter Regenwasser, die Sanierung zentraler Amphibienbiotope und die Zurverfügungstellung von 12 Edelstahlwannen als Ablaichhilfen, die wir in den letzten Jahren initiiert und umgesetzt haben, zeigen nun ihre Wirkung.
Nach über 40 Jahren, in denen die Überplanung des Augustenbühls drohte, konnten nun 2024 für die aus dem Flächennutzungsplan entnommenen Bereiche gemeinsam mit dem Augustenbühl e.V. und Vertreter/-innen des Bauamts der Gemeinde Dossenheim sowie des LEV Rhein-Neckar erstmals Maßnahmen zur weiteren ökologischen Aufwertung ins Auge gefasst werden. Baumpflegearbeiten, Baumpflanzungen und Ausstattungen geeigneter Grundstücke mit Quartiermöglichkeiten für Vögel und Fledermäuse können in den nächsten Jahren umgesetzt werden. 20 Baumpflanzungen erfolgten bereits im November. Dies sind wichtige Schritte, auf die wir gemeinsam mit dem Augustenbühl e.V. viele Jahre hingearbeitet haben.
Das nachhaltige Wohnprojekt „Feldwinkel“ im Schwabenheimer Hof, das es sich zur Aufgabe gemacht hat, so ökologisch wie möglich zu bauen, haben wir gerne in dem Vorhaben unterstützt, das Haus mit zwei geräumigen Spaltquartieren für Zwerg- und Breitflügelfledermaus sowie acht Mehlschwalbennisthilfen, zwei Spatzennisthilfen sowie einer Halbhöhle auszustatten, und haben diese Maßnahmen entsprechend finanziert.
Mit dem Thema „Windkraft in Dossenheim“ haben wir uns 2024 intensiv beschäftigt. Klimakrise und Biodiversitätskrise hängen miteinander zusammen, bedingen und verstärken sich gegenseitig, weshalb keine der Krisen isoliert betrachtet werden sollte. Ohne Klimaschutz wird die Biodiversität weiter zurückgehen. Ein fehlender Artenschutz senkt dagegen die Pufferwirkung der Natur und verstärkt den Klimawandel. Entsprechend sind für den BUND und den NABU Klima- und Biodiversitätskrise gleichrangig zu betrachten, wie beide Verbände in ihrem gemeinsamen Positionspapier betonen.
Bereits zum Ende des letzten Jahres hatten wir mit Sorge die mangelnde Sachlichkeit und Differenziertheit bei diesem Thema beobachtet. Insbesondere beim Arten- und Naturschutz kursieren viele Falschinformationen und Simplifizierungen. Daher entschieden wir uns zu Beginn des Jahres, als Beitrag zur Versachlichung der Diskussion ein umfangreiches FAQ zu erarbeiten, das auf unserer Homepage zur Verfügung steht und in einer Artikelserie in den Gemeindenachrichten veröffentlicht wurde. Bereits bei der Veranstaltung am 31. Januar formulierten wir die Notwendigkeit vertiefender Prüfungen nach den Methodenstandards der LUBW, um mit diesen eine belastbare Datengrundlage zu schaffen, die eine seriöse und differenzierte Bewertung des Konfliktpotenzials erst ermöglicht. Bei der vom Forum Energiedialog organisierten Waldbegehung am 25. Juli wiederholten wir dies und formulierten unsere wichtigsten Forderungen an die Auswahl eines möglichen Projektierers gegenüber der Gemeinde Dossenheim und den Fraktionen des Gemeinderats. Mittlerweile herrscht in Dossenheim Konsens, dass im Rahmen einer speziellen artenschutzrechtlichen Prüfung (saP) die Realisierbarkeit eines naturverträglichen Ausbaus ergebnisoffen geprüft werden soll. Dies ist eine entscheidende Weichenstellung, mit der im weiteren Prozessverlauf Sachlichkeit, Planungssicherheit und Akzeptanz einhergehen. Wir begrüßen es, dass unsere Anregungen bisher konstruktiv aufgenommen wurden und bieten diese im Rahmen des in Aussicht gestellten Projektbeirats zukünftig an.
Eingebracht haben wir uns 2024 auch bei Auftakt zur Biotopverbundplanung. Die Planung und Umsetzung des Biotopverbunds erfolgt bei uns durch den Nachbarschaftsverband Heidelberg-Mannheim. Zum Auftakt des Planungsprozesses informierte dieser gemeinsam mit dem zuständigen Fachbüro die Öffentlichkeit im Rahmen einer Informationsveranstaltung über Ziele und Mitwirkungsmöglichkeiten.
Auf der BUND-Streuobstwiese haben wir in mehreren Arbeitseinsätzen die Obstbäume gepflegt, die Wiese zweischürig gemäht und das Mahdgut zusammengerecht. Der dortige undicht gewordene Teich wurde mit Unterstützung der Gartenbaufirma Wolf saniert und steht nun den Tieren im Natura 2000-Vogelschutzgebiet wieder zur Verfügung. Auch im Steinbruch Leferenz traf sich die Arbeitsgruppe zur Pflege der Biotopbereiche.
Im Rahmen unserer Natur- und Umweltbildung haben wir verschiedene Veranstaltungen und Exkursionen angeboten, die insgesamt über 250 Interessierte nutzten. So boten unsere Aktiven eine Eulen-, Specht-, Amphibien- und Fledermausexkursion an und hielten einen Vortrag zum Steinkauzschutzprojekt. Auch an dem Kinderferienprogramm der Gemeinde Dossenheim beteiligten wir uns. Der BUND-Landesverband besuchte uns im September, um unsere Arbeit beim Amphibienschutz im Steinbruch Leferenz, dem Steinkauzschutzprojekt sowie beim Thema Flächenschutz im Augustenbühl kennenzulernen. Die Landesvorsitzende Sylvia Pilarsky-Grosch lobte die gute Zusammenarbeit zwischen dem Landes- und unserem Ortsverband sowie unseren Mut, neue Wege zu gehen.
Bei bestem Frühlingswetter beteiligten wir uns am Blütenwegfest und informierten über unsere lokale Arbeit im Natur- und Umweltschutz. Ein reichhaltiges Kaffee- und Kuchenangebot lud zum Verweilen und Genießen ein.
Mit dem LEV organisierten wir im Februar den Landschaftspflegetag am Blütenweg, um zugewachsene Trockenmauerabschnitte freizustellen. Mit der KjG haben wir im Rahmen der bundesweiten Aktion 72-Stunden um die kath. Kirche Quartierhilfen für Vögel und Fledermäuse installiert und mit „Konfis“ die Nistkästen in und um die ev. Kirche gereinigt. Der Livestream aus dem Turmfalkennistkasten der ev. Kirche ermöglichte es, erstmals das Brutgeschehen über drei Kameraperspektiven live in Farbe mitzuverfolgen.
Für die vorbildhafte Entscheidung der beiden Dossenheimer Kirchengemeinden, die jeweiligen Kirchen nicht wiederzubeleuchten, erhielten sie im März die BUND-Plakette „Wir sind Nachtretter“. Es ist ein deutliches Signal, dass beide Kirchen die Plakette gut sichtbar an den Kirchenportalen montiert haben und so auf den ökologischen Wert der Nacht aufmerksam machen und zur Nachahmung anregen.
All dies wäre ohne unsere vielen privaten wie behördlichen Unterstützer, Förderer und Projektpartner nicht möglich. Daher möchten wir uns an dieser Stelle ganz herzlich für die wunderbare, engagierte, freundschaftliche und couragierte Zusammenarbeit bedanken. Unser Dank gilt auch allen, die unsere Projekte mit kleinen und großen Spenden oder einer Förderung finanziell unterstützt haben.
Unsere Projekte und Angebote führen wir auch 2025 fort. Den Start macht am 19. Januar 2025 um 16 Uhr die Exkursion „Faszination Eulen“, zu der Sie sich unter m.ziara@web.de gerne schon anmelden können. Einen Überblick über unsere Aktivitäten finden Sie auf unserer Homepage.
Nun wünschen wir Ihnen ein frohes, friedliches und gesundes Jahr 2025!
Ihr BUND Dossenheim
(P. Reister)