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IFFMH 2024

„Körper im Film“ mit Samuel Koch in Heidelberg

Samuel Koch (l.) war beim IFFMH 2024 mit Moshtari Hilal (r.) im Gespräch über Körper im Film.

Sara Walter

Samuel Koch (l.) war beim IFFMH 2024 mit Moshtari Hilal (r.) im Gespräch über Körper im Film.

Die Retrospektive des diesjährigen Internationalen Filmfestivals Mannheim-Heidelberg (IFFMH) widmete sich dem Thema „Körper im Film“. Diesem Motto getreu fand am Samstag, dem 16. November, ein Panel im Heidelberger Karlstorbahnhof statt, welches sich mit mehreren diesbezüglichen Fragen beschäftigte: Wie werden durch Körper im Kino Geschichten erzählt? Welche Körper werden hauptsächlich gezeigt? Und welche bleiben unsichtbar?
Podiumsgäste waren der Schauspieler und Autor Samuel Koch (u.a. „Sturm der Liebe“, „Honig im Kopf”) und die Autorin, Künstlerin und Kuratorin Moshtari Hilal. Beide erzählten aus persönlicher Sicht und aus ihrer Arbeitsperspektive.

Umgang mit Körperlichkeit

Die Medienwissenschaftlerin und Kuratorin Dr. Sevda Can Arslan führte als Moderatorin durch die Veranstaltung.  Zu Beginn stellte sie die Frage in den Raum, wie die beiden Panelsprecher mit Körperlichkeit als Thema umgehen. Sie las ein Zitat von Koch vor, in welchem er sagte, er wolle einer passiven Zurschaustellung seiner selbst entgegenwirken, indem er sich aktiv zur Schau stelle. Auch heute, zehn Jahre später, stimmt Samuel Koch seiner Einstellung von damals lächelnd zu.
Nach seiner früheren Karriere im Turnsport lernte er in seiner Schauspielausbildung den Leib als Kombination von Körper und Geist näher kennen und fand heraus: Der Körper kann auch anders.

Die Moderatorin Dr. Sevda Can Arslan (l.) führte die beiden Panelgäste durch das Gespräch.

js

Die Moderatorin Dr. Sevda Can Arslan (l.) führte die beiden Panelgäste durch das Gespräch.

Körper und Reduktion

Seine Abschlussarbeit schrieb Koch über „Die Entdeckung des Schönen in der Reduktion“, in der er sich mit dem Thema Beeinträchtigungen auf der Bühne auseinandersetzte - ein Ansatz, der auch in seinem filmischen Schaffen zur Geltung komme, wie er im Panel erzählte. Seine erste große Kino-Hauptrolle in „Draußen in meinem Kopf“ (2018) war die eines MS-Patienten, wo er eben mit besagter Reduktion arbeitete: Laut Regie habe er sich für einen von Muskeldystrophie betroffenen Hauptcharakter zu viel bewegt, weshalb er sein Schauspiel während der Dreharbeiten konstant anpassen musste. 
Die Moderatorin stellte den Begriff „Disability Death Porn“ in den Raum, welcher Filme bezeichnet, in denen Menschen mit Beeinträchtigungen als bemitleidenswert dargestellt werden und am Ende der Geschichte sterben – davon hält Koch nicht viel. Auch wenn er nicht ausschließt, solche Rollen gespielt zu haben, ist er stets auf der Suche nach Rollen, die diese Konvention brechen. Als Beispiel dafür nennt er seine bisher letzte Rolle im Nationaltheater Mannheim im Stück „Wunden sind für immer“.  

„Stören und hoffen“

Konventionen zu brechen, ist kein einfaches Unterfangen, wenn es um Körper im Film geht. Hilal befasst sich in ihrer Arbeit mit dem Begriff „Hässlichkeit“ als Synonym von „hassenswert“, was automatisch mit Ablehnung, Ausgrenzung und Distanzierung einhergeht. Wie stellt man also Charaktere und Körper dar, die keinem konventionellen Schönheitsideal entsprechen aber keine negativen Assoziationen hervorrufen sollen?
„Das Publikum ist oft faul und will sich auf keine neuen Rollenbilder einlassen“, stellt sie fest. Koch stimmt zu und nimmt Filmschaffende in die Verantwortung, den Zuschauenden etwas „zuzumuten“, um dadurch einen Gewöhnungseffekt zu erzielen. Durch Provokation und Herausfordern alter Strukturen mögen vielleicht neue Rollenbilder akzeptiert werden. Als Fazit für das Panel und als Weg zu neuen Darstellungen einigten sich die beiden auf das Motto „Stören und Hoffen.“

Weitere Informationen

► Samuel Koch im Interview anschließend an das Panel

► Das IFFMH 2024 im Überblick