Die bekannteste Schlossbewohnerin feiert 2022 ein großes Jubiläum: Vor dreihundert Jahren verstarb „Liselotte“ von der Pfalz. Am 2. November präsentierten die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg gemeinsam mit Kooperationspartnern bei einem Pressetermin im Ottheinrichsbau das Programm zum Jubiläum. Der Höhepunkt, eine internationale Tagung, wird an ihren beiden wichtigsten Wirkungsorten abgehalten – Schloss Heidelberg und Schloss Versailles.
300. Todestag der Liselotte
„Kaum eine Persönlichkeit ist auf so bedeutende und zugleich tragische Weise mit dem Heidelberger Schloss verbunden wie Elisabeth-Charlotte von der Pfalz“, erklärt Michael Hörrmann, Geschäftsführer der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg. „Es freut uns sehr, dass wir ihr Jubiläum mit einem hochkarätigen Programm hier vor Ort gemeinsam mit namhaften Kooperationspartnern begehen können“, erläutert Michael Hörrmann mit Blick auf die Veranstaltungen, die anlässlich des 300. Todestages der Kurpfälzer Prinzessin in Schloss Heidelberg stattfinden werden. Am 8. Dezember 1722 – vor genau 300 Jahren – verstarb Elisabeth-Charlotte von der Pfalz, besser bekannt als „Liselotte“. Die Staatlichen Schlösser und Gärten nehmen dies zum Anlass, einen besonderen Blick auf die wohl herausragendste Bewohnerin des Heidelberger Schlosses zu werfen.
Tagung in Heidelberg und Versailles
Die Tagung „Von Heidelberg nach Versailles. Elisabeth-Charlotte von der Pfalz, «Liselotte» 1652–1722–2022“ wird sich mit dem Leben der pfälzischen Prinzessin und im Besonderen dem schriftlichen Nachlass auseinandersetzen: „Dank des umfassenden Briefkonvoluts – von dem wir über 5.000 Briefe kennen – ist Liselotte beiderseits des Rheins einer breiteren Öffentlichkeit bekannt“, erklärt Prof. Dr. Sven Externbrink, vom Lehrstuhl für Geschichte der Frühen Neuzeit der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg. Der Initiator der internationalen Tagung betont: „Dieses unschätzbare kulturgeschichtliche Zeugnis, bisher nur in Teilen nach wissenschaftlichem Standard transkribiert und ediert, soll aus der Perspektive aktueller Forschungen betrachtet werden.“ An allen vier Tagen werden Referentinnen und Referenten aus Frankreich, Deutschland, Italien, England und der Schweiz erwartet. Die Tagung ist ein internationales Kooperationsprojekt des Historischen Seminars der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, des Deutschen Historischen Instituts Paris, dem Centre de Recherche du Château de Versailles und den Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg. Gefördert wird die Tagung von der Fritz Thyssen Stiftung.
Living History im Schloss
In Schloss Heidelberg wird es zudem am Wochenende des 5. und 6. November ein neues Vermittlungskonzept zu Liselottes Leben geben. „Bei diesen Living History-Szenen können unsere Besucherinnen und Besucher mit den historischen Persönlichkeiten interagieren,“ erklärt Dr. Uta Coburger, Konservatorin bei den Staatlichen Schlössern und Gärten, den innovativen Ansatz. Dabei tauchen die Gäste an beiden Tagen mehrmals in die faszinierende Biografie der „Madame Palatine“ ein: „Liselotte ist ideal für dieses Format, denn wir kennen ihre Sprache und ihren Erzählstil. Und wir wissen um ihre Vorlieben und Sorgen“, führt die Konservatorin aus: „Die vielen eigenhändig verfassten Briefe machen die historische Persönlichkeit nah- und greifbar.“ In der szenischen Darstellung mit zeitgenössischen Kostümen tritt die junge pfälzische Prinzessin mit ihrem „alten“ Ich in einen Dialog über enttäuschte Hoffnungen, große Pläne, Pfälzer Leibspeisen und höfische Intrigen. Das Angebot ist an beiden Tagen kostenlos im Schlosshof erlebbar und findet um 13.00, 14.00, 15.00 und 16.00 Uhr statt.
Liselotte von der Pfalz
Ihre Kindheit verbrachte Elisabeth Charlotte von der Pfalz vor allem in Schloss Heidelberg. Sie war die Tochter von Kurfürst Karl I. Ludwig und Charlotte von Hessen-Kassel und zugleich Enkelin des „Winterkönigs“ Friedrich V. und seiner Frau Elisabeth Stuart, der englischen Königstochter. Mit 19 Jahren wurde die junge Prinzessin aus politischem Kalkül mit Philipp Herzog von Orléans verheiratet. Die Ehe machte die Kurpfälzerin nicht nur zur Herzogin von Orléans, sondern auch zur Schwägerin des französischen Königs Ludwigs XIV. Über ihr Leben am schillernden Hof des Sonnenkönigs, berichtete Liselotte in Briefen an Verwandte und Freunde. So entstanden ausführliche Beschreibungen des Alltags am Hof des „Roi Soleil“ und der Zeit der Régence, den sieben Jahren nach dem Tod von Ludwig XIV., als Liselottes Sohn Philipp Frankreich regierte. Die Erinnerung an die Pfalz, die sie nach ihrer Hochzeit nie wiedersehen sollte, prägte ihre Korrespondenz bis zum Tod.