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Bad Schönborn. Der Verein „Lernort Kislau“ widmet dem Juden Ludwig Marum, der in Kislau ermordet wurde, eine Ausstellung für dessen Einsatz gegen den NS.
Vielen Menschen im Kraichgau, in der Hardt und der Rhein-Neckar-Region ist nicht bewusst, dass die Schlossanlage Kislau am Ortsausgang Bad Schönborn in Richtung Kronau in früheren Zeiten Kaserne, Militärhospital, Gefängnis und in den Jahren 1933 bis 1939 sogar Konzentrationslager war. Der Verein „Lernort Kislau“, zuvor „Lernort für Zivilcourage und Widerstand e.V.“(LZW), mit Projektleiterin Dr. Andrea Hoffend aus Karlsruhe bemüht sich seit einigen Jahren um einen Lernort der erinnert, mahnt und informiert, was die Nazidiktatur einst in Baden anrichtete.
Ausstellung zu Ludwig Marum
Noch ist die bauliche Umsetzung des Lernorts Kislau nicht endgültig absehbar, doch bereits jetzt möchte der Verein neueste Erkenntnisse seiner Forschung über Kislau in der NS-Zeit einer breiten Öffentlichkeit zugänglich machen. Noch bis Ende Mai geht in Bad Schönborn (Rathaus Mingolsheim) eine Sonderausstellung zum Thema „Ludwig Marum – Ein Leben für Recht und Republik“ über die Bühne. Die Ausstellung, die täglich zu den üblichen Öffnungszeiten des Rathauses mit barrierefreiem Zugang besucht werden kann, wird von der „Gedenkstätte Deutscher Widerstand“, dem Landesarchiv Baden-Württemberg und dem „Forum Ludwig Marum e.V.“ durchgeführt. Seit 2012 wird an der Umsetzung des Projekts „Lernort Kislau“ gearbeitet.
Der Lernort soll, wie aus Broschüren hervorgeht, an die rund 1.700 Häftlinge in Kislau – darunter auch der im März 1934 ermordete SPD-Politiker Ludwig Marum – erinnern.
Der im pfälzischen Frankenthal geborene Rechtsanwalt und SPD-Politiker war jüdischer Herkunft und hatte sich für die Weimarer Demokratie und gegen den Nationalsozialismus eingesetzt. Deswegen war er bei den Nazis verhasst. Ludwig Marum (1882 bis 1934), der in Kislau ermordet wurde und in Karlsruhe seine letzte Ruhestätte fand, sei den Nazis stehts ein „Dorn im Auge“, gewesen.
Hintergrund zum Schloss Kislau
Das auf Bad Schönborner Gemarkung gelegene Schloss Kislau im nördlichen Landkreis Karlsruhe gehörte zu den wenigen Lagern des NS-Regimes, das niemals von der SA, der SS oder Gestapo befehligt wurde. Bis zuletzt und nach dem Verfall des Dritten Reiches blieb es der Ministerialbürokratie des Landes unterstellt.
Mehrere Fälle schwerer Misshandlungen sind dokumentiert. Die Ermordung des ehemaligen Landesjustizministers Ludwig Marum durch SS-und SA-Männer am 29. März 1934 scheint nach jetzigem Kenntnisstand das einzige Schwerverbrechen zu sein, das im KZ Kislau begangen wurde.
Verschiedene Opfergruppen
Da das Konzentrations- und Bewahrungslager Kislau deutlich länger bestand als andere, frühere Einrichtungen, bildete die Gruppe der inhaftierten Gefangenen nahezu sämtliche Opfergruppen des NS-Regimes bis hin zu Sinti und Roma sowie auch spätere Krankenmorde ab. Im Frühjahr 1939 wurde KZ Kislau als eines der letzten frühen Lager im Deutschen Reich aufgelöst. Bis zu diesem Zeitpunkt hatten dort mehr als 1.700 Häftlinge um ihre Freiheit und um ihr Leben gebangt. Von Kislau aus waren Hunderte weiter zu den Konzentrationslagern nach Dachau (Bayern) oder Buchenwald (Thüringen) transportiert und viele ermordet worden.
Ab 1934 war Kislau auch Durchgangslager für zurückkehrende deutsche Fremdenlegionäre. Diese mussten sich dort einer ideologischen Umerziehung unterwerfen. Der im Jahre 2012 gegründete Verein „Lernort Zivilcourage & Widerstand“ aus Karlsruhe möchte auf dem Gelände des KZ Kislau, das seit Jahren als Außenstelle der Justizvollzugsanstalt Bruchsal (JVA) genutzt wird, eine Erinnerungsstätte und ein Lernort errichten. Bislang erinnert lediglich eine Stele vor den Toren der Einrichtung, dass dort von 1933 bis 1939 ein Konzentrationslager war, in dem Häftling Ludwig Marum einsaß.
„Zukünftig sollen in Kislau vor allem auch Schüler und Jugendliche angesprochen und geschichtliche Zusammenhänge vermittelt werden“, heißt es.
Alle Infos zum Verein, zu Führungen und Ausschreibungen gibt es hier.