Solche Bilder kennen die meisten Menschen wohl nur aus der Zeitung oder aus dem Fernsehen. Vom Boden bis unters Dach zugemüllte Räume und von Ungeziefer bewohnte Kühlschränke, deren Inhalt kaum noch zu identifizieren ist. Wenn sich die städtische Mitarbeiterin Angelika Sialaki auf den Weg macht, weiß sie oft nicht genau, was sie erwartet. Zuständig ist sie für die Wohnungsnothilfe der Stadt. Die Arbeit ist notwendiger denn je. Während der jüngsten Sitzung des Kultur-, Sport und Sozialausschusses (KSSA) wurde ihr Stellenanteil um 0,2 auf 0,8 erhöht.
Manchmal geht es ganz schnell. Jobverlust, Scheidung, Krankheit, Sucht - wenn Lebenskrisen aufeinandertreffen, ein stabiles soziales Umfeld womöglich fehlt, und dann auch noch die Wohnung gekündigt wird, droht der Weg in die Obdachlosigkeit. In Eislingen wird seit einigen Jahren versucht, in solchen Fällen so früh wie möglich gegenzusteuern.
Das hilft einerseits den Betroffenen. Andererseits spart es der Stadt Geld. Denn die Obdachlosenunterbringung ist eine kommunale Pflichtaufgabe. Kann der Einzug in eine Obdachlosenunterkunft verhindert werden, dann profitieren alle davon. „Wir handeln, bevor das Kind in den Brunnen gefallen ist“, beschrieb es der Oberbürgermeister Klaus Heininger.
Wenn viele Probleme aufeinandertreffen
Dass sich die Situation weiter verschärft, hängt auch mit dem seit Jahren angespannten Wohnungsmarkt zusammen. „Die Liste für Wohnungssuchende wird länger“, so Heininger. Das hat zur Folge, dass auch die Gründe für eine drohende Obdachlosigkeit vielschichtiger werden.
Erste Priorität hat für die Verwaltungsmitarbeiterin Sialaki der Erhalt des Wohnraums. Lassen sich Mietrückstände begleichen? Welche Anträge müssen gestellt werden? Lässt der Vermieter nochmal mit sich reden? Es ist eine Mischung aus Verwaltungstätigkeit und Sozialarbeit, die Sialaki regelmäßig vor sich hat. Wenn die bisherige Wohnung verlassen werden muss, vermittelt sie Beratungsangebote, hilft bei der Wohnungssuche. Das ist aber angesichts der beschriebenen Rahmenbedingungen oft schwierig. „Der Wohnungsmarkt ist leergefegt“, weiß sie. Von rund 100 betreuten Personen konnte bei 54 die Obdachlosigkeit vermieden werden.
Besonders schwierig wird es, wenn die Klienten wenig Mitwirkungsbereitschaft zeigen. „Ich versuche die Menschen zu motivieren, aus ihrem Trott herauszukommen“, sagt Sialaki. Doch oft steckten vielschichtige Probleme hinter den Verhaltensweisen der Menschen. Sucht- oder psychische Krankheiten verhindern oft den Weg in ein bürgerliches Leben. Mitunter äußern sich die beschriebenen Krankheiten in einer hohen Konfliktbereitschaft. Und zuweilen trifft es ausgerechnet jene, die auf dem Weg zurück in die Normalität helfen wollen. „Wir wurden auch schon angegriffen“, berichtete Sialaki. Sprachbarrieren erschweren die Arbeit mitunter zusätzlich.
Ein Problem sei ferner der ständige Zeitmangel gewesen. „Ich muss viel priorisieren“, sagt die Rathausmitarbeiterin. Oft sei keine Zeit für eine noch notwendige Nachsorge. Denn oft müssten bei den Betreuten nach Klärung der Wohnungsfrage eigentlich finanzielle oder soziale Herausforderungen angegangen werden. Andernfalls droht womöglich erneut der Verlust der Wohnung. Zumindest das Zeitproblem soll nun mit der Erhöhung des Stellenanteils auf 0,8 verringert werden. Die Mitglieder des KSSA stimmten dem Antrag einstimmig zu.
Mehr Zeit für die Wohnungsnothilfe
Eine weitere Herausforderung ist die Kurzfristigkeit, mit welcher manche Menschen ein Dach und ein Bett brauchen. Sofern die Stadt durch eine drohende Zwangsräumung von einer möglicherweise bevorstehenden Obdachlosigkeit erfährt, bleibt noch etwas Zeit zum Handeln. Zuweilen tauchen aber Menschen ganz unvermittelt auf dem Rathaus auf, beispielsweise nach einer Entlassung aus dem Gefängnis oder nach einer längeren Krankheit aus einer Klinik. Andere wurden von der Polizei nach häuslicher Gewalt der Wohnung verwiesen und stehen dann ohne Dach über dem Kopf da.
Ein Erfolg ist, dass wesentlich weniger Menschen als früher in den Obdachlosenunterkünften wohnen müssen. Von 40 Personen im Juni 2023 werden laut Stadt derzeit noch 25 ordnungsrechtlich untergebracht. 17 Personen konnten die Notunterkünfte verlassen und nur zwei mussten neu aufgenommen werden. „Wir haben eine tolle Erfolgsquote“, betonte der Oberbürgermeister Heininger angesichts der vorgestellten Zahlen. bra