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Auf Badisch

Mundartgottesdienste von Wolfgang Müller in KA-Durlach

Für viele ist Dialekt Alltagssprache. Wolfgang Müller möchte in KA-Durlach mit seinen Mundartgottesdiensten den Kirchenbesuch zugänglicher gestalten.

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Für viele ist Dialekt Alltagssprache. Wolfgang Müller möchte in KA-Durlach mit seinen Mundartgottesdiensten den Kirchenbesuch zugänglicher gestalten.

„Alles soll in Liebe gscheh“ – das ist nicht nur die pfinzfränkische Übersetzung der Jahreslosung der evangelischen Landeskirche "Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe" aus dem 1. Korintherbrief 16,14. Dies war auch der wesentliche Bestandteil der Predigt des Prädikanten und Mundartdichters Wolfgang Müller während seines Mundartgottesdienstes in Durlach-Aue am 3. November. 

Zusammen mit seiner Ehefrau Rosie, seinem Enkel und Christoph Merkel, der den Gottesdienst mit seinen Mundartliedern ergänzte, bot er dem Publikum einen besonderen Zugang zum Gottesdienst, gewissermaßen auf Du und Du, an. Das kommt beim Publikum gut an, wie Wolfgang Müller verrät. „Wir haben unterschiedlich viele Anfragen ‚bedienen‘ können. Seit 2016 waren wir aber in nahezu 100 Kirchengemeinden zwischen Odenwald und Nordschwarzwald eingeladen.“ 

Frohe Botschaft „auf Ohrenhöhe“

Als Beweis dafür, wie seiner Ansicht nach die Mundart auf besondere Art und Weise Menschen miteinander verbindet und auf die Frage, ob der Mundartgottesdienst quasi eine besondere Sprache spreche, sagt Wolfgang Müller: „Unsere kernbadische Mundart ist die Alltagssprache der meisten Gottesdienstbesucher und -besucherinnen, innerhalb der sie auch ‚unter der Woche‘ miteinander kommunizieren. Wir verkündigen die Frohe Botschaft also eher auf Ohrenhöhe der Hörerinnen- und Hörer-Gemeinde und nicht theologisch überhöht von oben runter.“ 

Hat er den Eindruck, dass der Mundartgottesdienst bei den Menschen generell besser ankommt als der reguläre? „Es geht weniger um besser oder schlechter, vielmehr um stimmiger auf der Empfängerseite. Dass die Botschaft, die bei der Zuhörerschaft ankommt, ‚passt‘, ist wahrscheinlicher, glauben wir.“ 

Christoph Merkel (links) gestaltete den Gottesdienst mit seinen Mundartliedern mit.

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Christoph Merkel (links) gestaltete den Gottesdienst mit seinen Mundartliedern mit.

Ein Gottesdienst im pfinz-fränkischen Zungenschlag

Von der Form her halte Wolfgang Müller den Mundartgottesdienst wie einen in der Regel „normalen Sonntagsgottesdienst in einer Kirche“. Er ergänzt: „Wir sind aber auch offen für Gottesdienste zu besonderen Gelegenheiten und/oder an ungewöhnlichen Orten, wie zum Beispiel der Gottesdienst im Grünen oder in der Reithalle.“ 

Wie läuft so ein Gottesdienst nach Mundart in der Regel ab, nach der gängigen Liturgie des Gottesdienstes in der badischen Landeskirche, nur mit Mundart statt mit Hochsprache? „Bis auf wenige liturgische Grundbausteine – den Psalm oder das Vaterunser – wird der Gottesdienst zwar im pfinz-fränkischen Zungenschlag, aber in der Gemeinde gepflegten ‚Ordnung‘ gefeiert. Dabei ist es nach vorheriger Absprache auch denkbar, in ‚alternative‘ Gottesdienstabläufe Mundart-Bausteine einzubetten“, so Wolfgang Müller.

„Mundartstündle“

Auch über die Grenzen des Gottesdienstes hinaus kann und möchte Wolfgang Müller wirken: „Gerade wurden wir vom Ministerpräsidenten für ein Mundart-in-der-Schule-Projekt mit dem Landespreis für Dialekt in der Kategorie ‚Junge Generation‘ ausgezeichnet. Als Botschafter des Kernbadischen – also im Sprachraum der ehemaligen badischen Residenzstädte Durlach und Pforzheim gesprochenen Regiolekts – haben wir ein ‚Mundartstündle‘ konzipiert, das wir  - je nach Bedarf, mehr heiter oder besinnlich – vor allem dort anbieten, wo bürgerschaftliches Ehrenamt unterstützt und gewürdigt wird. Dass unser Aufscheinen ‚e seelsorgerliches Gschmäckle‘ hinterlässt, ist ganz im Sinne der Jahreslosung“, so Müller.