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Lutherkirchengemeinde

Neue Pfarrerin weiß die Vorzüge des Stadtlebens zu schätzen

Die Theologin Julia Glock übernimmt die Lutherkirchengemeinde in einer schwierigen Zeit.

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Die Theologin Julia Glock übernimmt die Lutherkirchengemeinde in einer schwierigen Zeit.

Bislang war Julia Glock als Pfarrerin in Unterdeufstetten/Bernhardsweiler im Landkreis Schwäbisch Hall tätig. Elf Jahre habe sie dort gearbeitet, berichtet sie. Es sei also Zeit für einen Wechsel gewesen. Außerdem wurde die Stelle an der Grenze zu Bayern zum Jahresende gestrichen.
Für die neue Stelle in Eislingen hat sich die Pfarrerin auch wegen der Stadt beworben. Sie habe nach den Jahren in einer ländlichen Gegend gerne wieder in eine Stadt gewollt. Dass viele Einkaufsmöglichkeiten zu Fuß oder mit dem Fahrrad erreichbar seien, sei ebenso ein Vorteil wie der Bahnhof am Ort. „Das ist toll“, findet sie. An ihrer bisherigen Stelle sei sie viel mit dem Auto unterwegs gewesen. Bei ihren ersten Erkundungen des Ortes sei ihr unter anderem der schöne Rathausplatz aufgefallen.
Lob für Stadt und Kirchengemeinde
Hinzu kommt, dass sie die Stellen­ausschreibung der Eislinger Kirchengemeinde angesprochen habe. „Ich habe eine große Offenheit gespürt“, sagt Glock. Wichtig sei ihr die Musik im Gottesdienst. Beim gemeinsamen Singen tanke sie spirituell auf, wie sie sagt.
Dass sie die Kirchengemeinde in einer schwierigen Zeit übernimmt, ist der Pfarrerin bewusst. Die Zahlen der Gemeindemitglieder sinken, in Eislingen ebenso wie im Land. „Das macht mich ein bisschen ratlos. Gleichzeitig möchte ich nicht aufgeben“, erklärt Glock. Eine Lösung für einen Mitgliederzuwachs, den habe sich momentan aber nicht. Die sinkenden Mitgliederzahlen wirken sich immer stärker auch auf die Kirchengemeinden aus. In Eislingen schließen sich die Christus- und die Lutherkirche ab Januar zusammen. Die Homepage wird bereits gemeinsam betrieben. Die Zahl der Pfarrer sinkt perspektivisch auf zunächst auf drei, dann auf zwei. Und diese verbleibenden Pfarrer müssen neben Eislingen auch Ottenbach betreuen. „Davor habe ich Respekt“, sagt die Pfarrerin mit Blick auf die zukünftigen Aufgaben.
Die Arbeit werde wohl mehr. Gleichzeitig könnten an manchen Stellen auch Synergie­effekte entstehen. Immerhin werde in zwei getrennten Kirchengemeinden auch viel Arbeit doppelt gemacht. Dem Zwang zur Veränderung könne aber auch etwas Positives abgerungen werden. Beispielsweise könne man nun den Mut haben, Neues auszuprobieren. „Gerade ist viel im Umbruch“, berichtet Glock aus dem Innenleben der Kirche.
Den Weg zum Pfarrberuf hat die 43-Jährige bereits kurz nach dem Ende der Schulzeit eingeschlagen. Verbunden war sie der Kirche bereits seit Kindertagen. „Ich bin in der Volkskirche aufgewachsen“, erinnert sie sich. Die Familie sei in der Kirchengemeinde verwurzelt gewesen. Nach dem Abitur entschied sich Glock aber zunächst für einen Freiwilligendienst nach Frankreich zu gehen. „Ich mochte die Sprache und wusste noch nicht so richtig, was ich machen möchte“, erklärt sie. In der Nähe von Bordeaux habe sie in einer Einrichtung mit schwer behinderten Menschen gearbeitet. „Da haben mich viele Fragen beschäftigt“, erklärt sie. Es sei keine einfache Zeit gewesen. Gleichzeitig habe sie gemerkt, dass sie gerne kreativ und spirituell arbeiten wolle. „Der Glaube hat mich getragen“, beschreibt sie es heute.
„Der Glaube hat mich getragen.“
Es folgte ein Studium der Theologie in Tübingen, Straßburg und Leipzig. „Das war mega­interessant“, meint Glock rückblickend. Die vielen unterschiedlichen Inhalte des Studiums von Liturgie, Bibelinhalten oder Geschichtswissenschaft sein sehr spannend gewesen. Allerdings sei das Studium eher wissenschaftlich und keine umfängliche Ausbildung für den Pfarrberuf.
Die Praxis erlernte sie beim Vikariat in Lorch. „Das war erstmal der Sprung ins kalte Wasser“, so Glock. Es folgte eine Zeit als Dienstaushilfe im Dekanat Crailsheim, bis sie ihre erste eigene Pfarrstelle in Unterdeufstetten/Bernhardsweiler antrat.
Nun erfolgt der Wechsel nach Eislingen, wo es in der Kirchengemeinde bereits viele Veränderungen gab und wohl auch weiter geben wird. Für die Aufgaben, die vor ihr liegen, kann die neue Pfarrerin zunächst jedoch noch einige Tage neue Kraft im Urlaub sammeln. Die Koffer sind quasi schon gepackt. Wohin es geht? Ins Elsass, verrät sie. bra