In acht Jahren eine Menge richtig gemacht
Wie viele Geflüchtete derzeit in Hemsbach leben, kann Beate Adler nicht auf den letzten Einer sagen. Die Integrationsbeauftragte der Stadt Hemsbach geht in ihrem Bericht in der jüngsten Gemeinderatssitzung von 350 aus. Die größte und zugleich am schwierigsten zu beziffernde Gruppe sind die Menschen aus der Ukraine.
„Viele von ihnen sind privat untergekommen“, sagt Adler. Sie sind vor allem nicht wie seit 2015 üblich über einen Verteilungsschlüssel seitens des Kreises nach Hemsbach gekommen. Dazu kommt, dass sie hauptsächlich von ehrenamtlichen Kräften betreut werden. Damit kommt Beate Adler bei ihnen weniger zum Zug. Anders verhält es sich mit den vielen Menschen, die aus anderen Ländern geflohen sind. Afghanistan, Gambia, Syrien, Nigeria, Iran, Eritrea, Irak, Sri Lanka, Kapverdische Inseln, Kamerun – die Liste mit Zahlen ist lang. Und sie steigt laut Adler jedes Jahr um ca. 40 Personen, die Hemsbach unterbringen muss.
Schwierige Situation Uhlandschule
„Geflüchtete, die in Arbeit sind oder eine Ausbildung haben, suchen sich oft eigene Wohnungen, so dass wieder Plätze in der Anschlussunterbringung frei werden“, führt Adler aus, dass die Stadt die Unterbringung in Wohnungen zumeist leisten konnte. Aber eben nicht immer. Sie verweist auf die 15 Familien mit insgesamt 90 Menschen, die derzeit in der ehemaligen Uhlandschule wohnen. Einige hätten sich Zelte in der Turnhalle aufgebaut, andere lebten in einem Zimmer mit drei Generationen und neun Personen. „Es ist für alle sehr schwierig, das über Jahre auszuhalten“, sagt Adler. Zugleich macht sie deutlich, wie wichtig der geschützte Raum, die eigenen vier Wände für Geflüchtete ist. Insbesondere, wenn sie mit Kindern kommen. Die Integrationsbeauftragte verweist auf die Traumata und Belastungen als Folge der Flucht. „Viele sind erstmal mit sich beschäftigt“, weiß sie aus ihrer Erfahrung. Und das habe Auswirkungen auf alles, was danach kommt – auch auf den Bereich der Sprachkurse. Die bietet man von städtischer Seite an, das Angebot beinhaltet auch das morgendliche Sprach-Café im JUZ, das laut Adler gerne von Müttern kleiner Kinder besucht wird.
Vielfältige Unterstützung
Raum- und Sprachangebot schaffen ist nicht die einzige Aufgabe, vor der die Stadt steht. 55 Schulkinder gibt es in den Reihen der Geflüchteten, zudem 32 Kleinkinder. Sie brauchen Schul- und Kindergartenplätze. Etliche Kinder besuchten VKL-Klassen, also Klassen, in denen die Kinder erstmal die Sprache lernen, für Jugendliche gibt es derweil Wartelisten an den beruflichen Schulen in Weinheim. Die Schulsuche ist eine der Unterstützungen, die das Integrationsmanagement leistet, genauso die Suche nach Ausbildung oder Arbeit. Außerdem erhalten Geflüchtete Hilfe beim Ausfüllen von Anträgen.
Erfolgsgeschichten
„Es gibt nicht das eine Integrationskonzept für den Geflüchteten“, sagt Adler, die aus acht Jahren Erfahrung spricht. Am 1. April 2017 hatte sie ihre Stelle angetreten. Und so weiß sie, dass es immer um den Hintergrund des einzelnen Menschen geht. Das zu ergründen, benötigt Fingerspitzengefühl. Und das gilt auch für die Zusammensetzung der Menschen in den städtischen Unterbringungen. In der Schlossgasse 39 in 24 Wohnungen 36 Personen aus 15 Nationen. „Es funktioniert gut“, sagt Adler. Sie nennt auch Zahlen dazu, wie viele der in Hemsbach lebenden Geflüchteten mittlerweile arbeiten. Es ist der überwiegende Teil, wobei Adler aufgrund der gesonderten Betreuung die Zahlen für die Menschen aus der Ukraine nicht vorliegen. Lediglich 82 arbeiteten nicht, die Hälfte von ihnen aufgrund der Tatsache, dass sie kleine Kinder betreuten. „Es sind meist Frauen“, macht Adler in diesem Zusammenhang auch auf ein weiter bestehendes Problem aufmerksam, das auch das Sprach-Café wohl kaum lösen kann.
Geflüchtete engagieren sich
Mit Blick auf die zurückliegenden acht Jahre spricht Beate Adler von kleinen Erfolgen. „Die Menschen fühlen sich wohl“, sagt sie. Und schiebt nach, dass sich einige Geflüchtete mittlerweile selbst ehrenamtlich in der Stadt engagierten. „Daran sieht man, dass wir eine Menge richtig gemacht haben. Wenn auch sicher nicht alles“, so Adler. (cs)