Diesmal spielte die sechsköpfige Combo „Laid Black“. Bandleader, Arrangeur und Schlagzeuger war Willi Ester, der den Stücken eine ganz eigene Note vergab.
Durch das Programm führte Andreas Leutheusser, Alt- und Tenorsaxofonist, der auch seine Klarinette mitgebracht hatte. Er stellte zunächst die Gruppe vor mit Fabian Brecht am Tenorsaxofon, Klaus Unser an der E-Gitarre und Paul Dupont am Bass, der bereits zwei Wochen zuvor mit der Band „Funkgerät“ auf dem Schlossplatz aufgetreten war. Leutheusser freute sich über den Neuzugang aus der Schweiz, Judith Simon am Baritonsaxofon.
Jazz, Traditional und Latin
Der Gig begann traditionell mit „Take the A-Train“, einer Swing-Melodie, die zum Standard-Repertoire des Duke Ellington Orchestra gehörte. Jazzhistorischer Nachfolger des Swing war der Bebop, zu dessen glanzvollen Komponisten Charlie Parker gehörte. Von ihm spielte die Gruppe zwei weniger bekannte Stücke. Dann wurde das Programm deutlich rhythmischer.
Zum Beispiel mit „Manteca“ von Dizzy Gillespie, der sich schon Ende der 1940er Jahre dem Afro-Kubanischen Jazz zugewandt hatte und die „Clave“ in den Jazz integrierte. Die „Clave“ ist ein rhythmisches Basismuster aus der kongolesischen Musiktradition, die im Rumba, Son und in der brasilianischen Musik Eingang gefunden hat. Entsprechend interpretierte „Laid Black“ das Stück funky und mit latin-Rhythmen. Auf ähnliche Weise spielte die Band auch „Nica’s Dream“ von Horace Silver und reicherte es an mit einem verspielten Solo des Altsaxofonisten Leutheusser.
Das Stück hatte Horace Silver der Baroness Kathleen Annie Pannonica de Koenigswarter, einer Jazzfanatikerin der Familie Rothschild, gewidmet; sie hatte sich von ihrer Familie entfremdet, um mit Jazzmusikern in den USA zusammenzuleben und sie zu fördern.
Romantisch
Zurück zum afroamerikanischen Rhythmus des Handclappings in den schwarzen Kirchen und dem Shuffle spielte die Gruppe „The Preacher“, ebenfalls von Horace Silver. Besinnlicher war die Interpretation von „Song for my father“, einem melodiösen Hardbop-Stück, wiederum von Horace Silver. Hier brillierten solistisch Fabian Brecht am Tenorsaxofon und Judith Simon am Baritonsaxofon.
Noch etwas moderner war temporeiche „Oleo“ von Sonny Rollins, das der legendäre Tenorsaxofonist mit dem noch legendäreren Miles Davis Quintett eingespielt hatte. Als führendes Instrument setzte Leutheusser diesmal seine Klarinette ein. Dann wurde es romantisch: „Aranjuez“, eine herrliche klassische Komposition von Joaquín Rodrigo. „Laid Black“ tat es Chick Corea gleich und entwickelte das Stück zu einer wunderbaren instrumentalen Jazz-Fusion-Version, die Chick Corea seinerseits mit dem Titel „Spain“ umschrieben hatte.
Mit lateinamerikanischen Rhythmen ging es weiter mit „Recado Bossa Nova“ und weiteren Stücken von dem „Daddy des Hardbob-Tenors“ Hank Mobley. Bossa ist gefällig, smooth und elegant.
Komplexe Rhythmen
Mit dem siebzehnten Tune endete das Programm: „Pick up the pieces“ von der irischen Average White Band, ein klassisches Funkstück, immer wieder gespielt, immer wieder spannend und gern gehört. Endlich kam der Gitarrist Klaus Unser solistisch zum Zug.
Basis des Stücks bildete die Rhythmussektion, bestehend aus Willi Ester an den Drums, der sich mehrfach als Solist hervorgetan hatte, aber vor allem die komplexen Rhythmen des Latinjazz und Bossa Nova hervorragend gemeistert hatte, und dem rhythmusstarken, talentierten jungen Paul Dupont am Bass.
Dann war die vorgegebene Zeit für den Gig zu Ende. Das Publikum wollte mehr, eine Zugabe folgte in diesem sonnendurchfluteten Genre: „Blue Bossa Nova“ von Kenny Dorham, ein Tune zum Mitsingen, und man fühlte sich fast wie an der Copacabana. (rw)