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Begegnungstätte

Schwetzinger Café International: Engagiert für Geflüchtete

Doris Theilig mit Güney Aslan und Tochter: Sie besuchen regelmäßig das Café International für Geflüchtete in Schwetzingen.

gk

Doris Theilig mit Güney Aslan und Tochter: Sie besuchen regelmäßig das Café International für Geflüchtete in Schwetzingen.

Im Januar 2016 fanden zwei engagierte Personen zusammen, die sich seitdem leidenschaftlich für die Unterstützung und Pflege sozialer Beziehungen von geflüchteten Menschen einsetzen. Es handelte sich dabei um einen glücklichen Zufall: 

Johanna Senn-Dietrich, die viele Jahre als Lehrerin an einer Schule für Menschen mit geistiger Behinderung gearbeitet hatte und seit 2015 ehrenamtlich in der Integration von Flüchtlingen aktiv war, hegte den Traum, im Herzen Schwetzingens eine Anlaufstelle sowie einen Ort der Begegnung für Geflüchtete und Einheimische zu schaffen.

Noragha Beek macht inzwischen eine Ausbildung zum Verfahrenstechniker.

gk

Noragha Beek macht inzwischen eine Ausbildung zum Verfahrenstechniker.
Die "große Familie" des Café International.

gk

Die "große Familie" des Café International.
Nationalitäten-überschreitende Freundschaften.

gk

Nationalitäten-überschreitende Freundschaften.
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Auf ihrer Suche nach geeigneten Räumlichkeiten führte sie ein Gespräch mit Doris Theilig von der evangelischen Gemeinde am Schlossplatz 9. Wie es der Zufall wollte, hatte die evangelischen Gemeinde an ihrem Standort am Schlossplatz 9 gerade einen Gemeinschaftsraum eingerichtet, den sie fortan der Initiative kostenlos zur Verfügung stellte.

Im Januar 2016 wurde das Café International ins Leben gerufen, um als Begegnungsstätte für Menschen zu dienen. Seit 2020 beteiligt sich auch die Stadt Schwetzingen finanziell an Aktivitäten wie Ausflügen und Gestaltung von Sommerfesten. Ansonsten finanziert sich das Café ausschließlich durch Spenden.

Freundschaftenwurden geschlossen

Fast ein ganzes Jahrzehnt später, immer noch als fester Bestandteil der Integrationsarbeit in Schwetzingen aktiv, findet jeden Donnerstag von 17:00 Uhr bis 19:00 Uhr ein Treffen in den Räumlichkeiten der Evangelischen Gemeinde statt. An diesen Zusammenkünften nehmen vor allem geflüchtete Personen teil, die hauptsächlich aus afrikanischen Ländern oder dem Nahen Osten stammen.

Es ist anzumerken, dass Menschen, die aufgrund der kriegerischen Auseinandersetzungen in der Ukraine ihre Heimat verlassen haben, bislang nicht zu denjenigen gehören, die das Café International frequentieren. Diese wöchentlichen Treffen haben dazu geführt, dass viele tiefgehende Freundschaften entstanden sind und auch Patenschaften für die geflüchteten Teilnehmer aufgebaut wurden, wodurch ein starkes Gemeinschaftsgefühl hervorgebracht wurde.

Einfach für andere da sein 

Ein engagiertes Team, bestehend aus 15 Mitgliedern mit und ohne Migrationshintergrund, das unabhängig von jeglicher Organisation oder einem Verein arbeitet, kümmert sich mit viel Hingabe um die Begegnungsstätte. Stellvertretend seien als Mitglieder des Teams neben Johanna Senn-Dietrich, Thomas Vobis, hauptberuflich als Religionslehrer tätig, sowie die Erzieherin Martina Wüst, die ausgebildete Krankenschwester Doris Theilig von der Evangelischen Gemeinde und Christel Hoffmann, die sich jede Woche um das leibliche Wohl der Cafégäste kümmert, genannt.

Das Hauptziel dieser Initiative ist die Förderung und Pflege sozialer Beziehungen unter den Menschen. Sie fördert beispielsweise den Weg der Menschen mit Flucht- und Migrationshintergrund auf ihrem Weg zu einem selbstbestimmten Leben durch Sprachförderung für bessere Alltagskommunikation. Darüber hinaus ist es auch wichtig, den Geflüchteten Unterstützung in ihrem Alltag zu bieten.

Hilfestellungen bei verschiedenen Herausforderungen

Dies umfasst Hilfestellungen bei verschiedenen Herausforderungen, wie zum Beispiel bei Behördengängen, Arztbesuchen oder Gesprächen mit Lehrern. Durch gemeinsame Veranstaltungen, wie Ausflüge und Feste, wird das Zusammengehörigkeitsgefühl innerhalb der Gemeinschaft gestärkt, und die Mitglieder lernen sich besser kennen und entwickeln dadurch stärkere Bindungen zueinander. Ursprünglich versammelten sich im Begegnungscafé hauptsächlich erwachsene Geflüchtete, die oft aus unterschiedlichen Ländern und Kulturen stammten.

Im Laufe der Jahre hat sich jedoch die Zusammensetzung der Besucherinnen und Besucher deutlich verändert. 

Heute ist der Anteil an Kindern, die größtenteils in der Region geboren wurden, erheblich gestiegen und hat dem Café neues Leben eingehaucht. Diese Kinder bringen frische Energie und Freude mit sich, während sie gleichzeitig dazu beitragen, eine freundliche und einladende Atmosphäre zu schaffen.

Sprachdefizite in der deutschen Sprache

Bei den erwachsenen Geflüchteten sind nach wie vor Sprachdefizite in der deutschen Sprache zu beobachten, was oft eine Hürde für ihre Integration darstellt. Viele von ihnen haben Schwierigkeiten, sich in Alltagssituationen mündlich und schriftlich auszudrücken. Auf der anderen Seite haben die Kinder, die regelmäßig den Kindergarten oder die Schule besuchen, bereits einen fortgeschrittenen Stand in der deutschen Sprache erlangt.

Durch den täglichen Kontakt mit der deutschen Sprache und den interaktiven Lernumgebungen, in denen sie sich befinden, sind sie in der Lage, besser zu kommunizieren und sich schneller in die Gesellschaft einzugliedern.

Diese Entwicklungen zeigen das Potenzial für eine positive sprachliche und soziale Entwicklung innerhalb der Gemeinschaft des Begegnungscafés.

Gelungene Integration

Ein ausgezeichnetes Beispiel für gelungene Integration ist der 15-jährige Esey, der ursprünglich aus Eritrea stammt. Esey kam vor 18 Monaten nach Deutschland und besucht seitdem die Schimper-Gemeinschaftsschule in Schwetzingen. In dieser relativ kurzen Zeit hat er bereits einen beeindruckenden deutschen Wortschatz erlangt, was seine Bemühungen und Motivation zeigt, sich in die neue Umgebung einzugewöhnen. Güney Aslan, die zuvor 23 Jahre als Lehrerin in der Türkei gearbeitet hat, lebt nun seit zwei Jahren in Deutschland.

Ihr Mann, der ebenfalls aus der Türkei stammt und dort 27 Jahre als Psychologe tätig war, ist zusammen mit Tochter und Sohn nach Deutschland gekommen. Leider sind beide momentan arbeitslos. Um ihre Sprachkenntnisse zu verbessern und sich besser integrieren zu können, besucht Güney einen Deutschkurs. 

Mit anderen Menschen austauschen

Noragha Beek, der aus Afghanistan stammt, lebt hier seit 2015 als anerkannter Asylant. Noragha hat bereits fünf Jahre in der Vormontage eines Produktionsbetriebs gearbeitet und ist nun dabei, eine Ausbildung zum Verfahrensmechaniker zu absolvieren. Diese Weiterbildung zeigt seinen Antrieb und Willen, aktiv am Arbeitsleben teilzunehmen.

Alle drei, Esey, Güney und Noragha, besuchen regelmäßig das Café International, wo sie sich mit anderen Menschen austauschen und Kontakte knüpfen können. Zudem springt Noragha auch als Helfer ein, wenn es notwendig ist, was seinen Gemeinschaftssinn und seine Hilfsbereitschaft unterstreicht. (gk)