Die Werke der Klassik von Mozart und Franz Schubert versprachen einen spannenden Abend im Rahmen des Mozartfestes. Sich galant zwischen den Welten zu bewegen, schaffte das Südwestdeutsche Kammerorchester aus Pforzheim unter dem Dirigat seines Chefdirigenten Douglas Bostock in Perfektion.
Mit Gustav Holsts St. Pauls Suite op.29 Nr.2 begann es den großen kammermusikalisch-orchestralen Abend im Rokokotheater. Zunächst nur in Streicherbesetzung, in der es auf jedes Instrument ankommt.
Jedes einzelne ist hörbar in diesem neuzeitlichen Werk, mit seinen feinfühligen Einsätzen und nötiger hoher Exaktheit, es fordert jeden Musiker. Figurativ modellierte Streicherklänge, gezupfte Einzeltöne von einer sehnsuchtsvollen ersten Violine geführt im dritten Satz, hinführend zum ganzheitlichen Klang, erfordert ein detailliertes Hinhören.
Ebenso zum Ende des vierten Satzes, in dem der Komponist einzelne Instrumente heraushebt, brillant umgesetzt von den Instrumentalisten, ein spannendes Hörerlebnis.
In den Konzertsälen der Welt zuhause
Nun setzte sich der Solist Oliver Schnyder an den bereitstehenden Flügel. Dieser junge Pianist ist bereits in den großen Konzertsälen der Welt zu Hause und beglückte jetzt das Publikum mit seinem meisterlichen Spiel in Mozarts Klavierkonzert B-Dur KV 595.
Im Orchester kommen die Bläser hinzu und es beginnt mit dem Allegro, in dem alsbald sich das Klavier mit jubelnden Einwürfen beteiligt, die von den Bläsern und Streichern versetzt übernommen werden. Mit einer selbstverständlichen Sicherheit präsentiert der Pianist die perlenden Läufe. Den zweiten Satz beginnt er mit einem liedhaften Thema, das immer wiederkehrt wie ein Lockruf oder die Aufforderung an das Orchester, es aufzugreifen und weiter auszubauen.
Virtuose Herausforderung für den Pianisten
Der dritte Satz ist für den Pianisten die virtuoseste Herausforderung, hier ist er ganz bei sich und kostet die Intensität voll aus. Welch wunderbarer Mozart aus seinen Händen und den Musikern des Orchesters! Großer Beifall und Bravo-Rufe belohnen ihn und die Musiker.
Nach der Pause stehen wieder zwei gegensätzliche Werke im Programm: die „Pavane couleur du temps“ des Schweizer Komponisten Frank Martin und zum Abschluss Franz Schuberts Sinfonie Nr. 5B-Dur D 485. Ersteres ist, wiederum für kleines Orchester (nur Streicher), eine Entführung in eine Klangwelt voller Schönheit und Sehnsucht. Als Vorlage ein Märchen, die Tonsprache von spätromantischen und französischen Einflüssen geprägt, verführt es zum Schwärmen und Träumen. Doch Schuberts darauffolgendes Frühwerk mit seiner Fülle an sinfonischen Klängen ist die Kür des Abends.
Wohl auch für den Dirigenten, der mit akzentuierendem Taktstock, gefühlvoller Mimik und hocherhobenen Armen seiner Begeisterung und überfließenden Herzens-Beteiligung Ausdruck verleiht und einen Bann bricht. Dem begeisterten Publikum wird noch eine kleine Zugabe mit dem Menuett aus Joseph Haydns Sinfonie Nr 53 gewährt. (aw)