Das deutsche Grundgesetz feiert in diesem Jahr sein 75. Jubiläum. Kultur und Kunstfreiheit, ausgedrückt im Motto „Freiheitskunst,“ hat sich der Kult2024, der Kulturpreis der Technologieregion Karlsruhe, dieses Jahr auf die Fahnen geschrieben. Die Vernissage mit Preisverleihung an Kunstschaffende, die sich dieses Themas angenommen hatten, fand am Sonntag (24. November 2024) in der Städtischen Galerie, Fruchthalle Rastatt, statt.
Vermittelnde Wertschätzung
Der KULT ist ein Projekt der Kulturregion Karlsruhe und ein Preis, der alle zwei Jahre verliehen wird, eine der drei Auszeichnungen in der Preisfamilie der TechnologieRegion Karlsruhe. Wie die Kulturwissenschaftlerin und Moderatorin des Nachmittags, Prof. Dr. Chris Gerbing, weiter erläuterte und der Geschäftsführer der TechnologieRegion Karlsruhe GmbH, Jochen Ehlgötz, später im direkten Interview bestätigte, wirke der Kult-Preis „insbesondere nach innen, soll Wertschätzung gegenüber den vielen, vielen Gruppen innerhalb der Region geben, die sich im kulturellen, im Integrations- und im Migrationsbereich engagieren.“
Kunstfreiheit
Er solle einerseits auf die Lebensqualität in der TechnologieRegion Karlsruhe fokussieren und andererseits den Blick auf die große Bereitschaft zum Ehrenamt in der Region lenken. Aus diesem Grund findet die Preisverleihung immer an verschiedenen Orten innerhalb der TechnologieRegion Karlsruhe statt. 75 Jahre Grundgesetz schließe auch die Kunstfreiheit ein. „‘Freiheitskunst‘ - Das Wortspiel ist offensichtlich, aber es geht – und das zeigen auch die vielfältigen Einreichungen – um viel mehr, als um die Freiheit innerhalb der Reichweite des Grundgesetzes und die Kunstfreiheit an sich. Eine breite Palette künstlerischer Antworten aus dem Amateur- und Hobby-Bereich erreichte die TRK bis zum Bewerbungsende: Aus insgesamt 68 Kunstwerken wurden 15 in einer Präqualifikationsphase ausgewählt, die in der Fruchthalle in Rastatt angeschaut werden können“, sagte Prof. Dr. Gerbing.
Erst der Wohlstand, dann die Demokratie?
So thematisierten die Einreichungen Frauenrechte, gerade im Iran, wo sie fast gänzlich nicht gelten, die Frage, ob Wohlstand vor Demokratie komme oder die Vergangenheitsbewältigung nach dem Nationalsozialismus oder der DDR. Yousif Dlkhwaz, der aus Hannover kommt und damit eigentlich kein Preisträger der Region ist, erhielt als Anerkennungspreis eine Kulturkarte für Hannover für sein Bild „Der Sonnenuntergang“. Es thematisiert Flucht und Vertreibung. Auch Ruth Becker wurde für „Erst kommt der Wohlstand, dann die Demokratie!?“, ausgezeichnet. „Dem Titel zugrunde liegt die Überlegung, dass, wenn der Wohlstand gefährdet ist, das auch die Demokratie betrifft. Leider werden dann häufig populistische Parteien gewählt. Demokratie bedeutet für mich Freiheit. Ist Freiheit nur im Wohlstand möglich? Ein ergebnisoffenes bzw. zur Diskussion eröffnendes Werk - ein Ruf nach Freiheit“, so Becker über ihr Bild.
Frauenproteste im Iran
Theresa Martin erhielt mit ihren erst 18 Jahren einen Preis für ihr Bild „Freiheit in Flammen“. Es sei beeindruckend, wie sie sich als noch sehr junge Frau mit dem Thema Freiheit auseinandergesetzt habe. Ramona van Stavel erhielt einen Preis für „Womanrights is just another word for nothing left to lose“; ein Kunstwerk, das sich mit den Frauenprotesten im Iran beschäftigt. Alles in allem eine gewaltige Bandbreite, die der Begriff Freiheit offeriert.