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Jungtiere bei den Quolls

Tüpfelbeutelmarder in der Wilhelma Stuttgart haben Nachwuchs

Quoll-Jungtier in der Wilhelma Stuttgart

Wilhelma Stuttgart/Birger Meierjohann

Neugierig klettert das Quoll-Jungtier im Gehege herum.

Nachdem im Dezember in der Terra Australis der Wilhelma Stuttgart erstmals die Jungtiere der Koalas aus den Beuteln ihrer Mütter schauten, hat sich nun Kindersegen bei einer wenig bekannten Beuteltierart eingestellt: Nämlich bei den Quolls – oder auch Tüpfelbeutelmardern.

Bei der Geburt groß wie Reiskörner

Bereits Ende Oktober hat eines der Quoll-Weibchen im Zoologisch-Botanischen Garten Stuttgart nach einer Tragzeit von nur 34 Tagen möglicherweise bis zu 30 Jungtiere zur Welt gebracht. Sie waren nackt, blind und gerade einmal so groß wie Reiskörner. Mit der Geburt begann ein erster Überlebenskampf. So hat es die Natur bei Tüpfelbeutelmardern vorgesehen: Das Weibchen verfügt im Beutel über nur sechs Zitzen, an der sich jeweils ein Jungtier festsaugen kann. Die meisten von ihnen sterben daher schon in den ersten Lebensstunden.

Quoll-Mutter mit Jungtieren in der Wilhelma Stuttgart

Wilhelma Stuttgart/Birger Meierjohann

Die Quoll-Mutter trägt kurz vor Weihnachten 2024 ihre Jungtiere spazieren.

Zu groß für den Beutel

Ein skurriler Anblick bot sich den zuständigen Tierpflegerinnen und Tierpflegern, als die Sprösslinge der Quolls mehrere Wochen alt waren. Dann waren sie nämlich schon längst viel zu groß für den Beutel der Mutter, wurden aber dennoch ständig umhergetragen. Dafür mussten sie sich mit dem Kopf im Beutel an den mütterlichen Zitzen festsaugen – während der Rest des Körpers unter dem Leib der Mutter hin und her baumelte. Zunächst befanden sich Mutter und Jungtiere hinter den Kulissen. Seit der zweiten Februarwoche kann man sie mit  Geduld und guten Augen im Nachttierbereich der Terra Australis beobachten.

Jungtiere der Quolls an den Zitzen der Mutter in der Wilhelma Stuttgart

Wilhelma Stuttgart/Birger Meierjohann

An den Zitzen festgesaugt, wurden die Jungtiere rund um die Uhr von der Quoll-Mutter umhergetragen.

Bedeutender Zuchterfolg für den Artenschutz

Volker Grün, stellvertretender Direktor der Wilhelma und zugleich Kurator in der Terra Australis, ist begeistert: „Die Nachzucht von Quolls ist sehr anspruchsvoll. Darum ist unser Zuchterfolg so wertvoll für das europäische Zuchtprogramm. Die Tiere haben von Natur aus eine sehr niedrige Lebenserwartung. Auch im Zoo werden sie selten älter als sechs Jahre. Hinzu kommt, dass Weibchen, die nicht schon in den ersten Lebensjahren Nachwuchs bekommen, erfahrungsgemäß auch später nicht mehr trächtig werden. Bei uns hat alles auf Anhieb geklappt – der beste Beweis, dass wir ihnen optimale Bedingungen bieten.“

Jungtier der Quolls in der Wilhelma Stuttgart.

Wilhelma Stuttgart/Birger Meierjohann

Die Jungtiere der Quolls erkunden selbständig ihre Anlage im Nachttierbereich der Terra Australis.

In Zoos sind Quolls eine Rarität

Außer in der Wilhelma werden sie deutschlandweit nur in drei weiteren zoologischen Gärten gehalten. Da die heimlichen Jäger ausschließlich im Schutze der Nacht auf Beutefang gehen, sind sie in der Stuttgarter Wilhelma im Nachttierbereich der im Sommer 2023 eröffneten Terra Australis zu sehen. Dort steht die Welt Kopf: Nachts ist es hell, am Tage dafür dunkel. Für die Besucherinnen und Besucher bedeutet das, dass sie sich ausreichend Zeit nehmen sollten, bis sich ihre Augen an das Dämmerlicht in diesem Bereich gewöhnt haben. Dann aber gibt es viel zu sehen: Von Fuchskusus über Kurzkopfgleitbeutler und Rote Rattenkängurus bis zu den Quolls.

Gefährdete Art

Die etwas mehr als mardergroßen Raubbeutler waren ursprünglich im Südosten Australiens und auf Tasmanien weit verbreitet. Heute gilt die Art in ihren letzten Lebensräumen auf Tasmanien und einigen kleineren Inseln als stark gefährdet. Auf dem australischen Festland wurden die sie bereits vor vielen Jahrzehnten aufgrund von Krankheiten und eingeführter Raubtiere wie Hauskatzen und Füchsen sowie Verfolgung durch den Menschen ausgerottet. Punktuell wurde die Art in eingezäunten und fuchs- und katzensicheren sicheren Reservaten wieder angesiedelt.