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Manöver notwendig für Weitertransport

U-Boot U17 im Technik-Museum Speyer gekippt (mit Video)

Das ausgemusterte U-Boot U17 ist auf dem Gelände des Technik Museums in Speyer gedreht worden, damit es 2024 nach Sinheim transport werden kann.

dpa / Uwe Anspach

Das ausgemusterte U-Boot U17 ist auf dem Gelände des Technik Museums in Speyer gedreht worden, damit es 2024 nach Sinheim transport werden kann.

U17 mit seinen 500 Tonnen hat am 28. April seine letzte Reise über das Meer, den Rhein und über Straßen zum Technik Museum Speyer angetreten. Das Unterseeboot der Klasse 206 A soll im Süden Deutschlands seinen letzten Hafen finden.

Im kommenden Jahr soll der ausgemusterte Stahlkoloss auf einem Ponton über den Neckar zum Partnermuseum nach Sinsheim (Baden) transportiert werden.

Neckarbrücken zu niedrig

Da einige Neckarbrücken, wie z. B. die Alte Brücke in Heidelberg, zu niedrig sind, muss das rund neun Meter hohe Gefährt vor der Durchfahrt um mehr als 70 Grad gekippt werden. Das gelang am Mittwoch (8.11.). Ein erster Versuch auf dem Areal war Ende September aus technischen Gründen abgesagt worden.

Gekipptes U-Boot U17 auf dem Neckar bei Heidelberg

Zeichnung: Technik Museum Speyer

Visualisierung des gekippten U-Bootes auf dem Neckar unter der Alten Brücke in Heidelberg

Auf den Startknopf drückte am Mittwoch der österreichische Extremsportler Felix Baumgartner, der 2012 aus der Stratosphäre gesprungen war. «Ich kenne Museumschef Hermann Layher seit mehr als 20 Jahren», sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Als gelernter Maschinenschlosser und Kfz-Mechaniker habe er geholfen, die richtige Technik zu finden. Ein Lastverteilband aus Stahl wurde an den Koloss geschweißt - als Schoner zwischen Rollen und Boot. So werden Verformungen vermieden.

Video: U17 in Speyer gekippt (8.11.)

Tests bereits im September

Die Drehvorrichtung für U17 wurde Ende September geliefert, und das Drehen als entscheidende Vorbereitung für den Weitertransport des U-Boots getestet. Die Leihgabe der Wehrtechnischen Studiensammlung des Bundesamtes für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) soll, voraussichtlich im Sommer 2024, vom Parkplatz des Technik Museums Speyer zum Schwestermuseum nach Sinsheim transportiert werden.

2010 ausgemustert

U17 war seit 1973 im Einsatz und zusammen mit U26 einst das erste deutsche U-Boot in US-amerikanischen Gewässern nach dem Zweiten Weltkrieg. Nach der Ausmusterung 2010 in Kiel bekam das Museum in Speyer 2023 vom Verband Deutscher Ubootfahrer den Tipp, dass U17 vom Bundesverteidigungsministerium ausgeliehen werden könnte. Tausende Schaulustige standen im Mai am Rheinufer in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen und verfolgten den Transport des knapp 50 Meter langen Oldtimers nach Speyer.

U17 auf dem Parkplatz in Speyer

Technik Museum Speyer

U17 wartet derzeit auf dem Parkplatz des Technik Museums Speyer auf weitere Vorbereitungen.

Video: So geht es mit dem U-Boot U17 weiter

Viele Vorbereitungen für die lange Reise

Bevor der Transport durch die Republik starten konnte, mussten in einer Kieler Werft die finalen Vorkehrungen getroffen werden. Anfang April verließ U17, welches am 14. Dezember 2010 in Eckernförde ausgemustert wurde, mit dem Schlepper „Holtenau“ der Schlepp- und Fährgesellschaft Kiel mbH-SFK das Marine-Arsenal der Bundeswehr, um danach im Stichhafen der German Naval Yards Kiel mit einem mächtigen 900 Tonnen Portalkran in ein Trockendock gehoben zu werden. Anschließend führten Experten der thyssenkrupp marine Systems GmbH die finalen Demilitarisierungsarbeiten durch, beispielsweise das Anbohren der Tauchzellen. Zudem wurde der Koloss von Algen, Muscheln und Seepocken befreit.

U-Boot U17 am Kran über dem Ponton

Technk Museum Speyer

U17 beim Verladen auf den Ponton

Beginn der letzten Reise

Endgültig für seeuntauglich befunden und sauber, war das U-Boot bereit für seine letzte große Reise. Am 28. April hob der gigantische Portalkran das über 50 Jahre alte U-Boot aus dem Trockendock, um es schwebend in Richtung Wasser zu bewegen. Dort wartete der hochseetaugliche Ponton auf das U-Boot. Von überdimensionalen Schlingen festgehalten, senkte sich das neue Exponat der Technik Museen Speyer und Sinsheim vorsichtig und kontrolliert auf den 85 Meter langen Schwimmkörper. Nachdem die vergleichsweise sanfte Senkaktion vollbracht war, machte sich die anwesende Mannschaft daran, den Koloss zu befestigen – den halben Tag wurde gehämmert und geschweißt.

Am Morgen des 29. April setzte sich der Verband, gezogen von einem 23 Meter langen niederländischen Schlepper, in den Kieler Fjörde in Bewegung. Ein ehrfurchtsvoller Moment, immerhin verließ hier ein Stück maritimer Geschichte den Hafen. „U17 ist sicher platziert und abfahrbereit. Das U-Boot wurde unseren Transportpartnern übergeben und ist damit in besten Händen“ so Projektleiter Michael Einkörn vom Technik Museum Sinsheim.

U-Boot U17 beim Transport auf dem Rhein bei Speyer

Technik Museum Speyer

U-Boot U17 beim Transport auf dem Rhein bei Speyer - Zeichnung von Ulrich Ehret

Ankunft des U-Boots in Speyer

Der Weitertransport des U-Bootes startete am 11. Mai um sechs Uhr morgens mit dem Zwischenziel Nijmegen. Am Tag darauf schipperte das Schubschiff Pieter van der Wees samt Ponton über die „Rhein-Passage“ nach Süden, vorbei an Duisburg, Düsseldorf und Köln – hier nächtigte U17 an der Landebrücke an der Bastei. Danach war das Boot am berühmten Deutschen Eck in Koblenz und dem sagenumwobenen Loreley-Felsen entlang in Richtung Mainz unterwegs, ehe es am 17. Mai in Speyer an einem Naturhafen angekommen ist.

Video: U17 landet in Speyer an

Vom Fluss auf die Straße

Da der Ankerplatz im Naturhafen Speyer Teil eines Naturschutzgebietes ist, fand das Anlanden von U17 von der Öffentlichkeit abgeschirmt statt. Anschließend ging eine Spezialfirma ans Werk und baut mit einem 200 Tonnen-Kran eine Rampe vom Land auf den Ponton. Mit Flex, Brenner und Plasmaschneider ausgestattet, machte sich das 25-köpfige Werkstatt-Team der Museen daran, die Lashings zu entfernen. Diese hielten das Boot beim Wassertransport an Ort und Stelle. Sie mussten weg, da die fast 500 Tonnen erneut angehoben wurden. Dabei kamen acht Hydraulikzylinder mit jeweils 100 Tonnen Leistung zum Einsatz. Hier wurden die Kolben unter die Hebekonstruktion platziert und drückten diese um 15 Zentimeter hoch. Danach wurde alles unterbaut. Der Vorgang wurde so lange wiederholt, bis die Konstruktion auf mindestens 1,40 Meter angehoben war. Das Unterfangen stellte das Team vor eine große Herausforderung. Sobald die benötigte Höhe erreicht war, kam ein Tieflader zum Einsatz. Der 30-Achser fuhr auf den Ponton und unter die Konstruktion, sodass diese abgesetzt werden konnte. Von der Werkstatt ausreichend gesichert, konnte das U-Boot nun an Land befördert werden. Am 21. Mai erfolgte der finale Straßentransport ins Technik Museum Speyer.

Video: U17 wird auf den Tieflader gehoben

Video: U17 unterwegs auf der Straße

Vor der Verschrottung gerettet

Bereits im Dezember 2017 hatte der Auto - Technik - Museum e.V. sein Interesse beim Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr auf Übernahme beziehungsweise Leihgabe eines Unterseebootes bekundet. Die damalige Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen sagte schließlich zu. „Das war eine ganz tolle Nachricht. Wir wussten, dass es einige Firmen gab, die Interesse an den ausgemusterten U-Booten haben, um sie einer Verschrottung zuzuführen. Und das wäre furchtbar schade“, so Museumspräsident Hermann Layher. Dieser Metall-Koloss ist geradezu perfekt für das Museum. Er ist eine Weiterentwicklung des im Technik Museum Speyer ausgestellten U-Bootes U9. Dort entstand auch die Idee, solch ein Exponat nach Sinsheim zu bringen.

Die Geschichte von U17

Bevor U17 am 14. Dezember 2010 in Eckernförde ausgemustert wurde, war es seit 1973 im Einsatz. Das Besondere an diesem fast 50 Meter langen und 500 Tonnen schweren Exemplar ist, dass es während eines Übungsprogramms als erstes Nachkriegs-U-Boot den Atlantik überquerte. Nach dessen Außerdienststellung lag es elf Jahre im Marinearsenal in Wilhelmshaven, bis es am 1. Juli 2021 das vorletzte Mal in See stach. Das Boot wurde von dort nach Kiel zur Werft Thyssenkrupp Marine Systems geschleppt, wo es demilitarisiert wurde.