U17 mit seinen 500 Tonnen hatte am 28. April 2023 seine letzte Reise über das Meer, den Rhein und über Straßen zum Technik Museum Speyer angetreten. Dort wurde es in einem knapp einjährigen Prozess auf seine letzte Reise über den Neckar nach Sinsheim vorbereitet. Das ehemalige Marine-Unterseeboot der Klasse 206 A hat nach einem spektakulären Transport am 28. Juli 2024, im Technik Museum Sinsheim seinen letzten Hafen gefunden.
Ende einer Reise
U-Boot U17 ist am Ziel in Sinsheim angekommen (mit Video)
Speyer/Sinsheim. Der spektakuläre Transport des rund 350 Tonnen schweren U-Boots von Speyer zum Technik Museum Sinsheim ist zu Ende gegangen.
Video: Ankunft von U17 im Technik Museum Sinsheim
Viele Schaulustige empfingen den rund 350 Tonnen schweren Stahlkoloss mit Applaus und Musik am Museum. Der maritime Oldtimer soll ab Mitte 2025 im Museum zu besichtigen sein.
Vor der Rhein-Neckar-Arena in Sinsheim, direkt neben der Autobahn 6, hatte U17 am Samstag einen Zwischenstopp eingelegt. Dort fand am Samstagnachmittag eine U-Boot-Party statt. In der Nacht zum Sonntag legte das Boot die letzten Meter bis zum Technik Museum zurück. Dafür musste die A6 bis in die frühen Morgenstunden in beide Richtungen voll gesperrt werden.
Live-Stream: U-Boot U17 wird in Sinsheim begrüßt
Von Speyer nach Sinsheim
Los ging es am Sonntag, 30. Juni 2024, mit dem Straßentransport vom Technik Museum Speyer zum Rhein. Dort wurde das Boot auf seine Reise vorbereitet. Am Freitag, den 5. Juli ging es flussabwärts auf dem Rhein bis nach Mannheim. Dort wurde U17 dann zum ersten Mal auf seinem Transport auf die Seite gedreht, um die niedrigen Neckarbrücken passieren zu können.
Video: U17 im engen Bad Rappenau unterwegs
U17 passiert Alte Brücke in Heidelberg
Der Schubverband passierte Ilvesheim, Edingen-Neckarhausen und Ladenburg und kam im Laufe des Samstags, 6. Juli in Heidelberg an. Dort lag der Koloss bis Montag früh vor der Alten Brücke. Am frühen Morgen (8.7.24) passierte das U-Boot dann das Heidelberger Wahrzeichen, die massive Sandsteinbrücke. Noch bevor U17 Heidelberg verließ, wurde das U-Boot gekippt, um die Alte Brücke zu unterqueren. Souverän meisterte Kapitän Ben Kik die enge Herausforderung unter dem mittleren Brückenbogen. An den Abenden zuvor hatten die Macher des Metropolink-Festivals das U-Boot mittels Beamer und Mapping-Technologie zur 3D-Leinwand gemacht und atemberaubende Animationen an die Bootswand projiziert.
Video: U17 passiert das Nadelöhr Alte Brücke in Heidelberg
Fotostrecke: Ein U-Boot auf Reisen
Zwischenstation in Eberbach
Auf seinem Weg nach Haßmersheim durchquerte U17 am Montag das malerische Neckartal, um im Etappenziel Eberbach nochmals anzulegen und dort die Nacht zu verbringen. Vormittags ging es auf die rund 35 Kilometer lange Wasserstraße, vorbei an historischen Altstädten, Burgen, Weinbergen und der abwechslungsreichen Natur des Neckartals. Immer wieder versammelten sich Schaulustige am Ufer, um das einmalige Schauspiel zu beobachten. U17 passierte Neckargemünd auf einer engeren Flussschleife. Dann ging es an Neckarsteinach vorbei. Nach dem Passieren von Hirschhorn, der „Perle des Neckartals“, kam schließlich Eberbach in Sicht. Mit großem Hallo, eigenem U-Boot-Song und einem extra angelegten Sandstrand begrüßten die Eberbacher das Boot mit einer großen Party.
"Ein U-Boot in Eberbach" - Der Eberbacher U-Boot-Song
In Haßmersheim angekommen
Letzte Etappe von U17 auf dem Wasser war Haßmersheim. Wie in Heidelberg am Tag zuvor musste U17 vor dem Losfahren erneut geneigt werden, bevor die Van der Wees Crew ein letztes Mal die Vorbeifahrt an historischen Städten und Dörfern, malerischen Landschaften und idyllischer Natur genossen. Pünktlich zu den 1250-Jahr-Feierlichkeiten lief der Verband in Haßmersheim ein. Hunderte Schaulustige pilgerten zum Einlauffest an den Neckar und begrüßten U17 mit Kanonenschüssen, einem Posaunen- und Shanty-Chor und einer zünftigen Party.
Weiter geht's auf der Straße
Die finale Land-Etappe dieses epischen Transports ist zweifellos die anspruchsvollste. Mit präziser Logistik und Expertise muss das Team das U-Boot auf dem 30-achsigen Tieflader mit 240 Rädern durch enge Straßen und anspruchsvolles Terrain manövrieren, um es sicher an seinen finalen Bestimmungsort zu bringen. Um vier Uhr morgens am Samstag, 13. Juli, begann die Crew mit der finale Anlandung des 50 Meter langen Kolosses. Herausforderung hierbei war, dass der Landgang im Gegensatz zum Roll-off im Naturhafen Speyer im Mai 2023 im fließenden Gewässer stattfand. Notwendige und ständige Anpassungen waren der Grund, warum der Roll-off insgesamt fünf Stunden dauerte.
Video: U17 bricht von Speyer nach Sinsheim auf
Noch vor Sonnenaufgang wurde der Schubverband samt dem auf 1,40 Meter aufgebockten U-Boot quer im Neckar positioniert. Erst als Frieder Saam, Fahrer der Spedition Kübler GmbH, den Zündschlüssel seines LKWs umdrehte und aus dem Führerhaus stieg, konnten das Transportteam und die Schaulustigen aufatmen.
Am Sonntag, 14. Juli, startete der Straßentransport. Um 8 Uhr morgens machte sich der Tross auf zum Parkplatz im Fünfmühlental, kurz vor der Siegelsbacher Mühle. Vor Neckarmühlbach unterfuhr der Tieflader das Förderband einer Zementverladung. Um hindurchzukommen, wurde U17 unmittelbar davor geneigt und direkt im Anschluss wiederaufgerichtet. Im Fünfmühlental verbrachte der Konvoi die Nacht.
Von Haßmersheim nach Sinsheim
Am Montag, 15. Juli, ging es weiter in Richtung Bad Rappenau - zunächst nach Siegelsbach, an den Rand des Odenwaldes. Die wenigen Kilometer bis zum Technik Museum Sinsheim werden nochmals höchste Präzision und Koordination erfordern. Vor allem am 16. Juli war es bei der Durchfahrt durch Bad Rappenau zwar sehr knifflig und eng, aber auch hier hat alles geklappt.
Video: U-Boot U17 in Siegelsbach
Drehung in Bad Rappenau hat geklappt
Am Mittwochabend, 17. Juli, wurde das Boot in Bad Rappenau erneut gedreht, um dann die Bahnlinie überqueren zu können. Aktuell parkt U17 in Bonfeld bei der Straßenmeister. Da für den U-Boot-Transport die im Bereich der AS Bad Rappenau entlangführende L1107 bereits im Laufe des 20. Juli gesperrt wird und der notwendige Drehvorgang des U-Boots aufgrund der Erfahrungen der letzten Tage zahlreiche Besucher anziehen wird, ist an dieser Stelle mit erheblichen Verkehrsbehinderungen auf der L1107 zu rechnen. Zur Wahrung der Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer werden daher zusätzlich die Auf- und Abfahrten von der A6 an der AS Bad Rappenau in beiden Fahrtrichtungen für den Zeitraum vom Eintreffen des U-Boots an der AS Bad Rappenau bis zur bereits angeordneten Vollsperrung der BAB A6 gesperrt.
Am Samstag ging's auf die A6
Am Samstag, 20. Juli, fuhr der Tieflader spätabends auf die Autobahn A6 auf. Der Autobahnfahrt bis zur Anschlussstelle Sinsheim-Steinsfurt folgte die Fahrt zu einem Parkplatz zwischen Reihen und Ittlingen.
Durch Ittlingen, Hilsbach und Weiler
An den darauffolgenden Tagen durchfährt der 50 Meter lange und 9 Meter hohe Koloss die Ortschaften Ittlingen (24.7.), Hilsbach (25.7.) und Weiler bis zum Stadion des Bundesligisten TSG 1899 Hoffenheim (26.7.).
Ankunft am 28. Juli
In der Nacht von Samstag auf Sonntag, 27. und 28. Juli, wird der Transport dann in spektakulärer Art und Weise die A6 überqueren und danach einen letzten Stopp einlegen. Am Sonntag, 28. Juli, rollt der Transport vormittags über die Sinsheimer Neulandstraße bis zum Gelände des Technik Museums Sinsheim.
Animation: Die einjährige Reise des U-Boots U17
Die Reise bisher (von Kiel nach Speyer): Viele Vorbereitungen für die lange Reise
Bevor der Transport durch die Republik starten konnte, mussten in einer Kieler Werft die finalen Vorkehrungen getroffen werden. Anfang April 2023 verließ U17, welches am 14. Dezember 2010 in Eckernförde ausgemustert wurde, via Schlepper das Marine-Arsenal der Bundeswehr, um danach im Stichhafen der German Naval Yards Kiel mit einem mächtigen 900 Tonnen-Portalkran in ein Trockendock gehoben zu werden. Anschließend führten Experten der thyssenkrupp marine Systems GmbH die finalen Demilitarisierungsarbeiten durch, beispielsweise das Anbohren der Tauchzellen. Zudem wurde der Koloss von Algen, Muscheln und Seepocken befreit.
Beginn der letzten Reise
Endgültig für seeuntauglich befunden und sauber, war das U-Boot bereit für seine letzte große Reise. Am 28. April 2023 hob der gigantische Portalkran das über 50 Jahre alte U-Boot aus dem Trockendock, um es schwebend in Richtung Wasser zu bewegen. Dort wartete der hochseetaugliche Ponton auf das U-Boot. Von überdimensionalen Schlingen festgehalten, senkte sich das neue Exponat der Technik Museen Speyer und Sinsheim vorsichtig und kontrolliert auf den 85 Meter langen Schwimmkörper. Nachdem die vergleichsweise sanfte Senkaktion vollbracht war, machte sich die anwesende Mannschaft daran, den Koloss zu befestigen – den halben Tag wurde gehämmert und geschweißt.
Am Morgen des 29. April 2023 setzte sich der Verband, gezogen von einem 23 Meter langen niederländischen Schlepper, in den Kieler Fjörde in Bewegung. Ein ehrfurchtsvoller Moment, immerhin verließ hier ein Stück maritimer Geschichte den Hafen.
Ankunft des U-Boots in Speyer
Der Weitertransport des U-Bootes startete am 11. Mai 2023 um sechs Uhr morgens mit dem Zwischenziel Nijmegen. Am Tag darauf schipperte das Schubschiff Pieter van der Wees samt Ponton über die „Rhein-Passage“ nach Süden, vorbei an Duisburg, Düsseldorf und Köln – hier nächtigte U17 an der Landebrücke an der Bastei. Danach war das Boot am berühmten Deutschen Eck in Koblenz und dem sagenumwobenen Loreley-Felsen entlang in Richtung Mainz unterwegs, ehe es am 17. Mai 2023 in Speyer an einem Naturhafen ankam.
Video: U17 landet in Speyer an
Vom Fluss auf die Straße
Da der Ankerplatz im Naturhafen Speyer Teil eines Naturschutzgebietes ist, fand das Anlanden von U17 von der Öffentlichkeit abgeschirmt statt. Anschließend ging eine Spezialfirma ans Werk und baut mit einem 200 Tonnen-Kran eine Rampe vom Land auf den Ponton. Mit Flex, Brenner und Plasmaschneider ausgestattet, machte sich das 25-köpfige Werkstatt-Team der Museen daran, die Lashings zu entfernen. Diese hielten das Boot beim Wassertransport an Ort und Stelle. Sie mussten weg, da die fast 500 Tonnen erneut angehoben wurden. Der 30-Achser fuhr auf den Ponton und unter die Konstruktion, sodass diese abgesetzt werden konnte. Ausreichend gesichert, konnte das U-Boot nun an Land befördert werden. Am 21. Mai erfolgte der finale Straßentransport ins Technik Museum Speyer.
Neckarbrücken zu niedrig
Da einige Neckarbrücken auf dem Weitertransportweg über Wasser, wie z.B. die Alte Brücke in Heidelberg, zu niedrig sind, muss das rund neun Meter hohe Gefährt vor der Durchfahrt um mehr als 70 Grad gekippt werden. Das gelang am Mittwoch, 8. November 2023 in einem Testlauf erstmals erfolgreich.
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► Die Geschichte von U17 und die Vorbereitung für die letzte Etappe auf dem Neckar