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Kloster Hirsau

Ulme zu Hirsau: Ludwig Uhland besang sie im Kloster

Kloster Hirsau

Günther Bayerl / SSG

Das Kloster Hirsau war bis zu seiner Zerstörung im Jahr 1692 eine bedeutende Benediktinerabtei im Nordschwarzwald.

Ludwig Uhland zählt zu den großen schwäbischen Dichtern: Straßen, Schulen und Plätze sind nach dem Tübinger benannt. Am 12. November 1862 – vor genau 160 Jahren – starb er. Mit seinem Gedicht über „Die Ulme zu Hirsau“ setzte Ludwig Uhland dem Kloster Hirsau ein lyrisches Denkmal.

Inspiriert von Kloster Hirsau

Zwischen dicht bewaldeten Schwarzwaldhöhen ruht Kloster Hirsau im Nagoldtal. Die Ruinen und zerborstenen Mauern der Benediktinerabtei zeugen von der bedeutenden Stellung, die das Kloster einst innehatte. Die stimmungsvolle Landschaft hat eine einnehmende Wirkung, einen besonderen Reiz – auch den schwäbischen Dichter Ludwig Uhland faszinierte die weitläufige Ruine im Schwarzwald. Eines seiner bekanntesten Gedichte entstand beim Blick auf das Kloster: „Die Ulme zu Hirsau“ inspirierte den Dichter. Der rund dreißig Meter hohe Baum schlug Wurzeln zwischen den Trümmern des herzoglichen Jagdschlosses, seine Zweige wuchsen hoch in den Himmel hinaus. Heute vor genau 160 Jahren, am 12. November 1862, starb Ludwig Uhland. Straßen, Schulen und Plätze im ganzen Land sind nach dem schwäbischen Dichter benannt sind.

Ludwig Uhland Dichter

SSG

Der Dichter Ludwig Uhland schuf das bekannte Gedicht "Die Ulme zu Hirsau".

Dichter, Professor, Politiker

Ludwig Uhland wurde 1787 in Tübingen geboren. Während seines Studiums knüpfte er Kontakt zu Justinus Kerner, Gustav Schwab und Karl Mayer – die Geburtsstunde des „Schwäbischen Dichterkreises“. Doch Uhland war nicht nur von hohem sprachlichem und dichterischem Geschick. Er war auch Jurist und Professor für deutsche Sprache und Literatur an der Universität Tübingen. Uhland trug Wesentliches zur Erforschung der mittelalterlichen deutschen Literatur bei. Zudem wandte er sich der Politik zu: 1848 wurde er zum Abgeordneten der Frankfurter Nationalversammlung gewählt, dem ersten gesamtdeutschen Parlament.

Kloster Hirsau Schloss

Andrea Rachele / SSG

Im Pfälzischen Erbfolgekrieg wurde das Kloster Hirsau von französischen Truppen zerstört und nicht wieder aufgebaut.

Das Kloster Hirsau

Zu Uhlands Zeiten war Kloster Hirsau schon lange eine Ruine. Die Anlage ging im Pfälzischen Erbfolgekrieg im 17. Jahrhundert in Flammen auf. Die Bewohner der umliegenden Ortschaften nutzten die Überbleibsel des Klosters als Steinbruch. Erst die Romantik weckte das Bewusstsein für die Schönheit von Ruinen. So auch bei Uhland: Die „Ulme zu Hirsau“ zählt zu seinen Meisterwerken. Das Gedicht selbst inspirierte den Komponisten Richard Strauss später zu seinem Werk op. 43 Nr. 3, ein Lied für Gesang und Klavier. 1989 musste die Ulme aufgrund einer Krankheit gefällt werden, was bei vielen Menschen Trauer auslöste. Mit seinem poetischen Werk setzte Ludwig Uhland der Ulme und der Ruine jedoch eine bleibende Erinnerung, die bis heute anhält.

Die Ulme zu Hirsau

Zu Hirsau in den Trümmern,

Da wiegt ein Ulmenbaum

Frischgrünend seine Krone

Hoch überm Giebelsaum.


Er wurzelt tief im Grunde

Vom alten Klosterbau,

Er wölbt sich statt des Daches

Hinaus in Himmelsblau.


Weil des Gemäuers Enge

Ihm Luft und Sonne nahm,

So trieb's ihn hoch und höher,

Bis er zum Lichte kam.


Es ragen die vier Wände,

Als ob sie nur bestimmt,

Den kühnen Wuchs zu schirmen,

Der zu den Wolken klimmt.


Wenn dort im grünen Tale

Ich einsam mich erging,

Die Ulme war's, die hehre,

Woran mein Sinnen hing.


Wenn in dem dumpfen, stummen

Getrümmer ich gelauscht,

Da hat ihr reger Wipfel

Im Windesflug gerauscht.


Ich sah ihn oft erglühen

Im ersten Morgenstrahl;

Ich sah ihn noch erleuchtet,

Wann schattig rings das Thal.


Zu Wittenberg im Kloster

Wuchs auch ein solcher Strauß

Und brach mit Riesenästen

Zum Klausendach hinaus.


O Strahl des Lichts, du dringest

Hinab in jede Gruft!

O Geist der Welt, du ringest

Hinauf in Licht und Luft!