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Klimaschutz: Elektromobilität und Moore

Umweltpreis für Nürtinger Ingenieur Thomas Speidel

Für seine Ideen in der Elektromobilität und ein System zum schnelleren Laden von Elektroautos wird der Nürtinger Unternehmer Thomas Speidel mit dem Deutschen Umweltpreis ausgezeichnet. Den mit insgesamt 500 000 Euro dotierten Preis teilt er sich mit der Moorforscherin Franziska Tanneberger (46) aus Greifswald.

Georg Wendt/dpa

Für seine Ideen in der Elektromobilität und ein System zum schnelleren Laden von Elektroautos wird der Nürtinger Unternehmer Thomas Speidel mit dem Deutschen Umweltpreis ausgezeichnet. Den mit insgesamt 500 000 Euro dotierten Preis teilt er sich mit der Moorforscherin Franziska Tanneberger (46) aus Greifswald.

Für seine Ideen in der Elektromobilität und ein System zum schnelleren Laden von Elektroautos wird der Nürtinger Unternehmer Thomas Speidel in diesem Jahr mit dem Deutschen Umweltpreis ausgezeichnet. Den mit insgesamt 500.000 Euro dotierten Preis der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) teilt sich der 57-Jährige mit der Moorforscherin Franziska Tanneberger (46) aus Greifswald. Sie wird für ihren Einsatz für die Renaturierung von Mooren gewürdigt. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier überreicht den Umweltpreis am 27. Oktober in Mainz. 

Speidel, Gründer und Geschäftsführer des Schnelllade-Spezialisten ADS-TEC Energy am Rande der Schwäbischen Alb, wird nach DBU-Angaben vor allem für den mutigen Kurswechsel seines Familienbetriebs von einer Zulieferfirma für Verbrennermotoren zu einem Innovationstreiber für die Energiewende geehrt. Zudem habe sein Unternehmen innovative Hochleistungssysteme entwickelt, die unter anderem das Aufladen von Elektroautos innerhalb von Minuten ermöglichten, hieß es. Dabei handele es sich um batteriegepufferte Schnelllader, die laut Speidel flexibel an Straßen, Firmengebäuden sowie in Wohngebieten ohne Garagen oder Wallboxen aufgestellt werden können. 

Tanken an der Ladesäule in wenigen Minuten statt Stunden 

Bei Säulen wie der ChargeBox fließt Energie langsam und stetig in den nur etwas mehr als ein Quadratmeter Grundfläche großen Speicher, um dann rasch beim Laden große Mengen auf einmal abzugeben. «Wie bei einem WC-Spülkasten, der sich langsam füllt und sich bei Nutzung ruckzuck leert», erklärt Speidel. 

Diese batteriegepufferten Superschnelllader können aus Sicht der Jury des Umweltpreises selbst bei schwachem Netz nicht nur minutenschnell E-Fahrzeuge mit Strom betanken. Sie ermöglichen auch auf anderen Feldern Erträge, können lokal erzeugte Solarenergie ebenso speichern wie günstige Energie bei Erzeugungsüberschuss aus dem Netz.

DBU-Generalsekretär Alexander Bonde lobte zudem Speidels «strategischen Weitblick und die dafür notwendige unternehmerische Risikobereitschaft». Innovationen wie die des Unternehmers seien «echte Wegbereiter» für mehr Elektromobilität, Klimaschutz und eine <br/>umfassende Energiewende.

Unternehmer warnt vor verpasstem Anschluss für Branche

Allerdings steht die Branche ordentlich unter Druck. Denn um die Klimaziele bis 2030 zu erreichen, sollen nach dem Willen der Bundesregierung rund 15 Millionen E-Fahrzeuge bundesweit zugelassen sein – das ist mehr als das Zehnfache im Vergleich zu 2023. Im selben Zeitraum sollen bundesweit eine Million öffentliche Ladepunkte installiert sein – auch das wäre eine Verzehnfachung. 

Speidel sieht auf diesem Weg noch Bedarf für eine stärkere und zweifelsfreie Fokussierung in der Politik. Er warnt zudem vor einem verpassten Anschluss. «Es stellt sich nicht mehr die Frage, ob wir die Elektrifizierung wollen und ob Photovoltaik oder Wind wichtige Beiträge zur Energieversorgung leisten können», sagte er der Deutschen Presse-Agentur. «Diese Grundsatzfrage ist ebenso geklärt wie die Frage nach dem künftigen Antrieb. Dieser ist elektrisch.» 

Politische Konsensbildung und Lobbyisten bremsten oft die Einführung von Innovationen. Viele Vorstellungen seien ähnlich eines «Barbie-Wunschlands» und nicht per Vorgabe mit der realen Welt kompatibel. Gesellschaft und Wirtschaft würden obendrein durch eine kleinteilige und erdrückende Bürokratie gebremst. «Der Weg bis zur Ausführung ist wahnsinnig langsam, die Gesellschaft und auch die Wirtschaft werden durch eine erdrückende Bürokratie übermäßig belastet. Das schadet dem Standort und der Wettbewerbsfähigkeit», sagte Speidel. 

Als Folge habe Deutschland bereits die Solarindustrie und Batterieproduzenten verloren. «Und nun stellt sich die Frage, ob auch Kernindustrien wie der Maschinenbau und das Auto als Nächstes folgen werden», sagte der Nürtinger. 

Moore sind wichtig für den Klimaschutz

Wissenschaftlerin Tanneberger gilt laut DBU als treibende Kraft bei der Revitalisierung und Wiedervernässung von Mooren. Sie sei auch Brückenbauerin zwischen Wissenschaft, Politik und Landwirtschaft. Natürliche und nasse Moore spielen eine wichtige Rolle beim Klimaschutz, weil sie der Atmosphäre Kohlendioxid entnehmen und ihn speichern. Moore sind laut Tanneberger auch Wasserspeicher und wichtig für die Artenvielfalt.

Allerdings sind in Deutschland mehr als 90 Prozent der Moore trockengelegt, wodurch klimaschädliche Treibhausgase entweichen. Bundesweit verursachten trockene Moore sieben Prozent der Treibhausgasemissionen und seien die Ursache für den Verlust von Biodiversität. Tanneberger habe mit ihrer Arbeit gezeigt, wie sich Moorschutz und Landwirtschaft miteinander vereinbaren lassen, hieß es.

Der Deutsche Umweltpreis wird alljährlich von der DBU für entscheidende und vorbildliche Leistungen zum Schutz und Erhalt der Umwelt vergeben.