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Mehr tote Radfahrer als Motorradfahrer

Verkehrsunfälle 2022 in Baden-Württemberg: weniger Tote

Ein Polizist sichert eine Unfallstelle

Polizei Baden-Württemberg

Ein Polizist sichert eine Unfallstelle

Erstmals starben mehr Radfahrende als Motorradfahrende. Das Land richtet die Arbeit für mehr Verkehrssicherheit auch am geänderten Mobilitätsverhalten aus.

„Die Unfallbilanz für das Jahr 2022 zeigt: Das Mobilitätsverhalten der Menschen ändert sich und damit auch die Gefahren im Straßenverkehr. Wir richten unsere Arbeit für mehr Verkehrssicherheit daran aus und werden mit den Präventionsmaßnahmen der Landesregierung auch stärker für veränderte Gefahren sensibilisieren“, sagte Ministerpräsident Winfried Kretschmann bei der Vorstellung der Verkehrsunfallbilanz am Dienstag, 14. März 2023, im Anschluss an die Kabinettssitzung. Neben der Vorstellung der Verkehrsunfallbilanz 2022 waren die Maßnahmen für die Sicherheit im Verkehr ein Thema im Ministerrat.

Die Verkehrsunfallbilanz 2022 als Grafik

Staatsministerium Baden-Württemberg

Die Verkehrsunfallbilanz 2022 als Grafik
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Staatsministerium Baden-Württemberg

Die Verkehrsunfallbilanz 2022 als Grafik
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Die Verkehrsunfallbilanz 2022 als Grafik
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Zahl der Verkehrstoten rund 20 Prozent unter Vor-Corona-Niveau

Der stellvertretende Ministerpräsident und Innenminister Thomas Strobl sagte: „Der Straßenverkehr wird immer sicherer. Unsere ambitionierte und engagierte Arbeit zahlt sich aus und zeigt Wirkung. Im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr 2019 haben wir zehn Prozent weniger Verunglückte und 20 Prozent weniger Tote – und das, obwohl mit dem Rückgang der Pandemie auch der Straßenverkehr im Land wieder deutlich Fahrt aufgenommen hat. Darauf ruhen wir uns freilich nicht aus. Das ist Ansporn, unsere bewährten gemeinsamen Aktivitäten auch in 2023 unermüdlich fortzuführen.“

Zu hohe Geschwindigkeit Ursache Nummer 1

Verkehrsminister Winfried Hermann ergänzte: „Es ist gut, dass die Zahl der Verunglückten und Toten im Straßenverkehr gegenüber 2019 zurückgegangen ist, aber nach wie vor gilt: Jede und jeder Getötete und Schwerverletzte ist eine und einer zu viel. Bei Verkehrsunfällen sterben die meisten Menschen im oder durch ein Auto. Und die meisten Autounfälle – vor allem die mit tödlichen Folgen – werden durch zu hohe Geschwindigkeit verursacht. Hier sind Reformen im Straßenverkehrsrecht auf Bundesebene dringend erforderlich.“ Städte und Gemeinden müssten mehr Freiheit für die Anordnung von Geschwindigkeitsbegrenzungen bekommen. „Die Überlebenschancen sind bei Unfällen mit Tempo 30 erheblich höher und das Verletzungsrisiko ist deutlich geringer als bei Tempo 50. Und angesichts der besonders hohen Zahl tödlicher Unfälle durch Raserei auf Landstraßen muss es auch in diesem Bereich leichter werden, Tempolimits anzuordnen“, so Hermann.

„Wir wollen die Anzahl der Verkehrstoten bis 2030 deutlich reduzieren – das haben wir im Koalitionsvertrag vereinbart. Dafür brauchen wir sowohl die ambitionierten Maßnahmen auf Landes- als auch auf Bundesebene“, betonte Ministerpräsident Kretschmann.

Die Entwicklung der Verkehrsunfallzahlen im Vergleich zum Vorjahr

Nach den Rückgängen der Unfallzahlen in den pandemiegeprägten Jahren stieg die Gesamtzahl 2022 wieder an.

 

Anzahl / Veränderung gegenüber Vorjahreszeitraum

Polizeilich registrierte Verkehrsunfälle

293.721 / plus 7,2 Prozent im Vergleich zum Jahr 2021

Zahl der Verkehrstoten

350 Personen / 2021: 348 Personen

Anzahl verletzter Personen

42.213 / plus 12,7 Prozent im Vergleich zum Jahr 2021

Verkehrsunfälle mit Sachschaden

259.816 / plus 6,6 Prozent im Vergleich zum Jahr 2021

Veränderte Mobilität: Ein Blick auf ausgewählte Verkehrsmittel

 

Anzahl / Veränderung gegenüber Vorjahreszeitraum  

Motorradunfälle

4.744 / plus 15,1 Prozent im Vergleich zu 2021

Anzahl verletzter Personen bei Motorradunfällen

3.925 / plus 13,7 Prozent im Vergleich zu 2021

Fahrradunfälle

12.760

Zahl der Verkehrstoten bei Fahrradunfällen

75 / 2021: 57

„Im Vergleich zum Vorjahr starben in Baden-Württemberg fünf Motorradfahrende weniger – das ist der tiefste Stand seit Einführung der amtlichen Unfallstatistik im Jahr 1953, also seit 70 Jahren. Diese positive Entwicklung haben wir vor allem der konsequenten Umsetzung unseres 5-Punkte-Plans zu verdanken“, so Innenminister Thomas Strobl. Der 5-Punkte-Plan beinhaltet eine Überwachungsoffensive, verstärkte Prävention, kostenlose Technikchecks, offensive Öffentlichkeitsarbeit sowie die Entschärfung gefährlicher Strecken.

Erstmals starben mehr Radfahrende als Motorradfahrende

Die steigende Zahl der Unfälle mit Fahrrädern sei jedoch besorgniserregend, so Verkehrsminister Hermann. „Im letzten Jahr starben erstmals mehr Radfahrende als Motorradfahrende auf den Straßen Baden-Württembergs. Etwa zwei Drittel der tödlich Verunglückten war mit einem Pedelec unterwegs, 45 trugen keinen Fahrradhelm. Der Fahrradhelm kann Leben retten.“

Viel Geld für eine sichere Fahrradinfrastruktur

Um die Sicherheit zu erhöhen, würden Land und Kommunen viel Geld in eine sichere Fahrradinfrastruktur investieren. Dazu gehörten mehr separate und gut ausgebaute Fahrradwege und Radschutzstreifen, so Hermann. Ferner müssten bestimmte Standards eingehalten werden, zum Beispiel nicht zu enge Kurven und gute Sichtbarkeit. Wegen der wachsenden Verbreitung von Fahrrädern mit E-Antrieb und den zunehmenden Unfallzahlen in diesem Bereich werde der Aufbau eines Angebots flächendeckender Pedelec-Sicherheitstrainings zusammen mit den Fahrradverbänden unterstützt. Der Verkehrsminister sagte: „Wir haben mit rund 800.000 Euro die Trainings in ganz Baden-Württemberg gefördert. Bei der Fortführung durch den Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club e. V. (ADFC) engagieren sich nun Arbeitgeber und Versicherungen finanziell. Das ist ein gutes Zeichen.“

Weiterer Bestandteil der Mobilitätswende sind die Elektrokleinstfahrzeuge, wie etwa der E-Scooter. Die Zahl der Verkehrsunfälle unter Beteiligung von Elektrokleinstfahrzeugen hat mit 893 im Vergleich zum Vorjahr um fast 50 Prozent zugenommen. Trotz der Steigerung bleibt die Anzahl in Relation zur Gesamtunfalllage auf niedrigem Niveau. Drei Nutzer von Elektrokleinstfahrzeugen kamen ums Leben. Knapp 83 Prozent der schweren Verkehrsunfälle unter Beteiligung eines Elektrokleinstfahrzeugs wurden durch die Nutzerinnen und Nutzer selbst verursacht.

Hauptunfallursachen und Risikofaktoren

Nach wie vor ist überhöhte oder nicht angepasste Geschwindigkeit die Hauptunfallursache für tödliche Verkehrsunfälle. 112 Menschen mussten deshalb im vergangenen Jahr ihr Leben lassen.

Die Gesamtzahl der Alkohol- und Drogenunfälle stieg auf rund 5.300. Hierbei kamen im letzten Jahr 29 Menschen ums Leben und damit einer mehr als 2021.

Jeder achte tödliche Verkehrsunfall ist auf Ablenkung zurückzuführen. „Wir dürfen nicht müde werden, klarzumachen: Schon die kleinste Unachtsamkeit, der kurze Blick von nur drei Sekunden auf das Smartphone, verursacht bei einer Geschwindigkeit von 50 Kilometern pro Stunde (km/h) einen Blindflug von fast 42 Metern, bei 100 km/h sogar einen von 83 Metern“, warnte Innenminister Thomas Strobl.

Im Jahr 2022 hatte ein Drittel (48 Personen) der (144) getöteten Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer, die einen Sicherheitsgurt hätten tragen müssen, diesen nicht oder nicht richtig angelegt.

Verkehrsüberwachung

Verstöße

Anzahl

Geschwindigkeitsverstöße

Knapp 1,5 Millionen

Anzeigen wegen Fahrens unter Alkohol-, Drogen- oder Medikamenteneinfluss

circa 29.000

Anzeigen wegen unerlaubter Handy-Nutzung

circa 89.000

Gurtverstöße (inklusive fehlender Kindersicherung)

circa 98.000

Verstöße rund um den Radverkehr

circa 18.000

Verstöße von Motorradfahrenden

circa 6.000

„Nur, wenn wir die Risikofaktoren und Hauptunfallursachen der schwersten Verkehrsunfälle kennen, können wir unsere Verkehrssicherheitsarbeit optimal und gezielt daran ausrichten. Die Verkehrsüberwachung ist hier ein ganz wichtiger Baustein. Sie rettet Menschenleben. Denn vor allem hoher Kontrolldruck und Strafen führen nachweislich zu Verhaltensänderung“, so Minister Thomas Strobl.

Verkehrssicherheitsarbeit und Verkehrsunfallprävention

2022 wurden fast 13.000 Präventionsveranstaltungen angeboten und damit rund 242.000 Menschen erreicht.

„Der Radverkehr ist wesentlicher Bestandteil des Mobilitätswandels. Deshalb müssen wir alles dafür tun, das Radfahren so sicher wie möglich zu machen. Unsere Präventionsarbeit setzt dabei bereits bei den Kleinsten in der Grundschule an“, so Strobl und Hermann. Seit vergangenem Jahr laufen unter dem Dach des Landesprogramms „MOVERS – Aktiv zur Schule“ die Aktivitäten des Verkehrs-, des Kultus- und des Innenministeriums für eine eigenständige und sichere Mobilität von Kindern und Jugendlichen. Ein wichtiger Baustein des Programms ist die Radfahrausbildung. „Es ist ein großer Erfolg, dass wir auch 2022 wieder fast 95.000 Kinder in der praktischen Radfahrausbildung fit für den Straßenverkehr machen konnten. Jede Minute, die wir unseren Kleinsten widmen, ist gut für deren Sicherheit“, betonten Innenminister Strobl und Verkehrsminister Hermann.

Kampagnen wie „Abgefahren – Ra(d)geber Verkehr“ und „#RIDE IT RIGHT – e-scootern aber sicher“ klären über das richtige Verhalten auf und sollen dazu beitragen, dass sich alle bei zunehmendem Rad- und Scooterverkehr auch an die Regeln halten. Darüber hinaus wird das Innenministerium diesen Sommer eine Kampagne für mehr gegenseitige Rücksichtnahme an den Start bringen.

„Präventionsarbeit geht nur im Verbund und so vernetzen wir in unserem bundesweit einmaligen Bündnis „GIB ACHT IM VERKEHR“ wichtige Partner der Verkehrssicherheitsarbeit. Gemeinsam arbeiten wir jeden Tag daran, unsere Straßen noch sicherer zu machen“, so Innenminister Thomas Strobl.

Speedmarathon 2022 in BW - Billanz: 253 Fahrverbote

Weitere Infos zur Verkehrsunfallbilanz

Grafische Darstellung zur Verkehrsunfallentwicklung im 1. Halbjahr 2022 (PDF)

GIB ACHT IM VERKEHR – Die landesweite Verkehrssicherheitsaktion in Baden-Württemberg

→ Polizei Baden-Württemberg