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Virtuoser „Road Trip“ in der Museumsscheuer

Marvin Scondo und Erwin Ditzner mit der ElVille Bluesband

Claudia Häcker

Marvin Scondo und Erwin Ditzner mit der ElVille Bluesband

Damit war nicht zu rechnen. Mitten in den Sommerferien und zur klassischen Urlaubszeit, nach einem Tag mit knackigen Temperaturen, an denen man gerne auch mal zu Hause mit einer gut gekühlten Flasche den Nachbarn auf die Terrasse einlädt. Solch ein Tag war Dienstag, 20. August, als uns eine unerwartete Menge Leute mit dem Vorsatz überraschten, sich gute Live-Musik in der Museumsscheuer anzuhören, und diese bestens gelaunt füllten. Die selbstgebraute Currywurst kam mega (sagt man heute so …) an, die kunstvoll belegten Käsebrötchen waren um neun vergriffen, Schorle und Kellerbier flossen in Strömen.

Aber es geht ja eigentlich bei den Blues Sessions um die Musik, und es ist ja auch immer ein kompetentes Publikum anwesend, welches sehr genau beurteilen kann, was die ElVille Bluesband jedes Mal abliefert, und dieses fachkundige Publikum wurde voll bedient, ja bestens bedient …

Gleich zwei Gäste wurden durch Bandleader Tom Schaffert angekündigt. Statt Sam Sommer, der etatmäßige Drummer der Band war im Urlaub, für ihn kam Erwin Ditzner, einer der außergewöhnlichsten „Schlagwerker“, den wir je gesehen und gehört habe, einigen wird er vorher nicht bekannt gewesen sein. Ditzner stammt aus der Region, er begann mit zehn Jahren Schlagzeug zu spielen, und erhielt eine klassische Ausbildung am Wiesbadener Konservatorium. Sein musikalischer Weg liest sich abenteuerlich und aufregend. Unter anderem spielte er in der Mitte der 80er bei Guru Guru, war Mitbegründer der legendären Formation Mardi Grass.bb, ab Anfang der 90er widmete er sich immer mehr dem Jazz, und er sorgte maßgeblich dafür, das diese Blues Session die jazzigste wurde, die wir je hatten! Ditzner zeigt auf seinem minimalistischen Drum Set schon im ersten instrumentalen Stück aus der Feder von Tom Schaffert, wo die Reise hingehen sollte, und bereits bei der zweiten Nummer lieferte er sich mit Bassist Frowin Ickler (den man bei so was nicht zweimal bitten muss) ein „Battle Duett“, das es in sich hatte. Das Publikum tobte – beim zweiten Stück! Den ganzen Abend zauberte dieser freundliche Mensch mit Rauschebart unfassbare Virtuosität auf seinen Fellen und Becken, in keinster Weise aufdringlich, nie sich nach vorn drängelnd, es war schlicht ein Erlebnis, ihn zu hören und zu sehen.

Marvin Scondo kam als zweiter Gast hinzu, ein Gitarrist und Sänger mit größter Hingabe in seinem „Wirken“. Der Rest dieses wunderbaren Abends wurde geprägt von seinen Eigenkompositionen. Scondo hat den Blues, sowohl in der Stimme, als auch an seiner Gibson Les Paul Gitarre, die er an diesem Abend spielte. Er beschreibt seine Musik aber auch als einen „Road Trip“, und wahrlich auf einem solchen durften wir ihm folgen. Scondo erzählt, und lässt Bilder ihn uns erscheinen. „Viva la Vida“ brachte die Scheuer zum Mitsingen, die Band nahm aufmerksam und mit erkennbar größtem Spaß seine Bälle auf. Überhaupt die Band – seit gefühlt 20 Jahren spielt die Truppe bei uns, und überrascht uns immer wieder, bleibt unberechenbar. So auch wieder dieses Mal, als das zweite Set nach der Pause mit einem „Kracher“ begann. Auf Wunsch des Organisten Tom Karp wurde „Tropic of Capricorn“ von Brian Auger gespielt. Was? Wer? Brian Auger spielte in den Sechziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts mit seiner Band Trinity und mit der einzigartigen Sängerin Julie Driscoll eine Musik, die die Grenzen von Rock, Blues und Jazz verwischte. Das hört man wahrhaftig nicht alle Tage, und dass muss man spielen können, Tom Karp kann das. Großartig! Vielen Dank an die fünf Musiker, und vielen Dank an die 130 Zuschauer*innen für einen unvergesslichen Abend.

Sollten die Herren Ditzner und Scondo irgendwann Dossenheim wieder beehren, empfehlt es sich dringend, alles stehen und liegenzulassen, so wie immer, wenn es heißt: Blues Session mit der ElVille Bluesband in der Museumsscheuer. Das nächste Mal wieder am 22.10., dann bringt die ElVille Bluesband einen jungen Künstler mit, Lukas Schüssler, wieder ein Gitarrist und Sänger, wieder jemanden, so Tom Schaffert, der neu als Gast eingeführt würde. Wir sind gespannt …

 

 

Live-Musik am Kerwe-Samstag

14.09.2024  ab 17:00

Museumscheuer, Rathaus Str. 47

Eintritt frei!

Die Kerwe rückt näher! Vormerken: ein paar Schritte oberhalb des Trubels am Kronenburger Hof, in der wunderschönen Museumsscheuer (Heimatmuseum), in fast familiärer Atmosphäre den Abend bei unterschiedlichster Live-Musik genießen, dabei essen und trinken – das ist unser seit Jahren erfolgreiches Konzept und unser Beitrag zur Dossemer Kerwe!

Dieses Jahr spielen:

Mojo Jazz Fellas, das ist ein swingend-bluesiges Jazz Duo mit feinem Sound und überraschender Mischung aus Jazz, Blues, Swing, Bossa Nova und ein wenig Pop.

Das Programm von Curry Beat besteht aus eigenen und Cover Songs von Stevie Wonder, Lenny Kravitz über White Stripes, Bob Marley, The Cure, bis hin zu Police und Madness.

Delta Rock steht für handgemachte Rockmusik aus dem Rhein-Neckar-Delta. Kraftvoll, authentisch und virtuos. Im Gepäck hat die Band Rockklassiker der 70er, 80er und 90er Jahre. 


 

(Nolze)