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Lebendige Geschichte

Vom Holzkirchlein zur Schwetzinger Stadtkirche

Seitenfenster mit Bild von Martin Luther.

gk

Das Seitenfenster mit Bild von Martin Luther beeindruckt die Besucher in der Schwetzinger Stadtkirche.

Im Jahr 1556 setzte Kurfürst Ottheinrich die Reformation in Schwetzingen um, was einen bedeutenden Wandel in der religiösen Landschaft der Region mit sich brachte. Unter seiner Herrschaft wurde die strenge Auslegung der reformierten Kirche, geprägt von den Lehren des Reformators Johannes Calvin und Ulrich Zwingli, zur verbindlichen Glaubensrichtung in der Pfalz. In der reformierten Theologie wird die Bibel, die als göttliche Offenbarung angesehen wird, als das zentrale Element des Glaubens betrachtet. Diese Auffassung spiegelt sich in der Schlichtheit der Kirchenräume wider, die oft ohne übermäßige Verzierungen auskommen.

Zwischen den Jahren 1698 und 1703 diente die St. Pankratius-Kirche als Simultankirche, wo sowohl Katholiken als auch Protestanten gemeinsam Gottesdienste abhielten. Mit der Religionsdeklaration und der darauffolgenden Kirchenteilung im Jahr 1705 erhielten die Katholiken die Kirche zurück, nun ausschließlich zur eigenen Nutzung. Auf dem Grundstück, das zuvor von der reformierten Kirche erworben worden war, wurde 1723 ein erster Kirchenneubau in Holzbauweise errichtet.

Dieser musste jedoch bald aufgrund von Baufälligkeit abgerissen werden. Kurfürst Carl Theodor gab daraufhin seine Zustimmung zum Bau einer steinernen Kirche. Die Evangelische Stadtkirche wurde schließlich 1760 fertiggestellt.

Chorraum mit Altar und Glasfenstern.

gk

Chorraum mit Altar und Glasfenstern.
Dachstuhl mit Spuren des Brands von 2004.

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Dachstuhl mit Spuren des Brands von 2004.
Altar und Glasfenster.

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Altar und Glasfenster.
Die Kanzel der Schwetzinger Stadtkirche.

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Die Kanzel der Schwetzinger Stadtkirche.
Seitenfenster mit Philipp Melanchton.

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Seitenfenster mit Philipp Melanchton.
Frontansicht der Evangelischen Stadtkirche.

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Frontansicht der Evangelischen Stadtkirche.
Evangelische Kirche mit neuem Lutherhaus.

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Evangelische Kirche mit neuem Lutherhaus.
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Kirche wurde erweitert und umgestaltet

Zwischen den Jahren 1884 und 1888 wurde die Stadtkirche erheblich erweitert und umgestaltet. Der stark baufällige Kirchturm wurde einer umfassenden Neugestaltung unterzogen. Im Zuge der Errichtung eines Glockenturms mit einer Höhe von 40 Metern waren nachhaltige Veränderungen an der Fassade der Kirche erforderlich. Der neu gestaltete steinerne Turm wurde bei der Wiedereröffnung mit vier Glocken ausgestattet, im Gegensatz zu den zuvor vorhandenen zwei Glocken, und erhielt später auch eine neue Turmuhr. Das heutige Erscheinungsbild des Innenraums ist das Resultat der Erweiterungsarbeiten, die zwischen 1912 und 1913 durchgeführt wurden.

Das Kirchenschiff wurde um die Länge von zwei Fensterachsen vergrößert, der Chorraum erhielt eine Erhöhung um zwei Stufen und es wurden drei Jugendstil-Rundbogenfenster im Stil der Neorenaissance hinzugefügt, die das Gesamtbild der Kirche bereichern. Die Rundbogenfenster zeigen auf der südlichen Seite Martin Luther und im Norden den Reformator Philipp Melanchton.

Dramatisches Ereignis im Jahr 2004

Am Morgen des 5. Januars 2004 erlebte die Stadtkirche dramatische Minuten, als ein Brandstifter im kleinen Saal des Lutherhauses ein Feuer legte, das das Gebäude nahezu vollständig beschädigte. Auch die Kirche blieb nicht unversehrt; an der Dachkonstruktion traten thermische Schäden auf. Bis heute sind die Spuren dieses Brandes im Dachgewölbe sichtbar. Das neu erbaute Lutherhaus dient heute als anmietbarer Veranstaltungsort mit teilbarem Saal mit Foyer, geeignet für 80 bis 450 Personen. Die Evangelische Stadtkirche passt sich den veränderten Gegebenheiten an.

„Vom Potenzial her ist der Raum der Kirche bei weitem nicht ausgeschöpft und wir haben auch viele Anfragen für Veranstaltung von Akteuren der Stadtgesellschaft,“ sagt Pfarrer Steffen Groß, der vor neun Jahren mit seiner Familie aus Norddeutschland nach Schwetzingen gekommen ist. Das Team der Kirchengemeinde ist momentan intensiv mit dem Projekt „Zentrum ´32“ beschäftigt. Ziel dieses Projekts ist es, den Kirchenraum noch umfassender und einladender für die gesamte Stadt zu gestalten. Es soll Raum geschaffen werden für verschiedene kulturelle Veranstaltungen wie Theatervorstellungen, Kunstausstellungen, Konzerte und Diskussionen.

Darüber hinaus wird auch die häufigere Nutzung des Kirchenraums für Proben des Chors und Lesungen der Kirchengemeinde als ein zentraler Bestandteil angesehen. Auch bei der Gestaltung der Gottesdienste geht die Kirchengemeinde der Evangelischen Stadtkirche neue Wege. Abendgottesdienste - am ersten Sonntag im Monat mit festlichem Abendmahl - wechseln mit „Freistil-Gottesdiensten“, bei denen Neues ausprobiert werden kann und Musikgottesdiensten mit Kirchenmusik ab.