Am 10. Juni 1474, heute vor genau 547 Jahren, trat Barbara Gonzaga die Reise in die Fremde – und ihre neue Heimat an: Vom mondänen Mantua begab sie sich auf den Weg zu ihrem Ehemann Graf Eberhard im Bart ins provinzielle Urach. Detaillierte Reisebeschreibungen und Briefe vermitteln einen lebendigen Eindruck von der anstrengenden Reise über die Alpen.
Barbara Gonzaga, Tochter des Markgrafen von Mantua
Barbara Gonzaga war die Tochter des Markgrafen Ludovico III. Gonzaga von Mantua und der Markgräfin Barbara von Brandenburg. Das oberitalienische Mantua zählte zu den aufstrebenden italienischen Stadtstaaten des 15. Jahrhunderts, die sich zu einem Zentrum der Renaissancekultur entwickelten. Im April 1474 verlobten sich Barbara Gonzaga und Eberhard im Bart, wenig später heirateten sie im Dom von Mantua. Graf Eberhard im Bart reiste im Anschluss an die Trauung direkt nach Württemberg, seine Braut folgte ihm wenig später: Am 10. Juni 1474 brachen die damals 18-jährige Barbara Gonzaga und ihr Gefolge in Richtung Norden auf. Ihre strapaziöse Reiseroute führte von Mantua aus über die Alpen nach Urach – wo Graf Eberhard im Bart, im Residenzschloss seine frisch angetraute Ehefrau erwartete.
Vorbereitungen für die Reise
Die Reise Barbara Gonzagas über die Alpen wurde sorgfältig vorbereitet. Ludovico III. Gonzaga bemühte sich um einen Geleitbrief für seine Tochter. Ihr Bruder Rudolfo begleitete den Brautzug mit 70 weiteren Personen, darunter sieben Hofdamen und zwei Edelfräulein. Ein Kaplan sorgte für das seelische, ein Arzt für das körperliche Wohlbefinden. 217 Pferde, 30 Maultiere und sechs Wagen waren notwendig, um das Gepäck der Reisegesellschaft über die Alpen zu transportieren. Hinzu kam Personal wie Eseltreiber und Träger. Zahlreiche Briefe der Braut und ihrer Begleiter dokumentierten die Reise ausführlich. Fast täglich schrieb Barbara ihren Eltern. Der Abschied von Zuhause fiel ihr nicht leicht: Die ersten Tage schrieb sie, dass jeder Schritt weg aus ihrer Heimat sie traurig mache.
Von Mantua nach Verona
Nach einer anstrengenden ersten Etappe erreichte der Brautzug das rund 40 Kilometer entfernte Verona. Rudolfo Gonzaga, der Bruder Barbaras, reiste zunächst zu Pferde. Später wechselte er, einer schmerzenden Wunde wegen, in eine Maultierschleppe. Diese entpuppte sich als unbequem, weswegen er ein weiteres Mal umstieg und in einem Karren reiste. Für die letzten Kilometer der Tagesreise schwang er sich wieder aufs Pferd – seine Schwäche wollte er öffentlich nicht zeigen. Vor den Toren Veronas wurde die Reisegesellschaft begrüßt, die Gäste in einer feierlichen Prozession in die Stadt geleitet. Barbara war an dem Abend zu einem offiziellen Abendessen eingeladen. Ihr Bruder Rudolfo musste sich erholen, um am nächsten Tag die Reise fortsetzen zu können.
Von Trient aus über die Alpen
Drei Tage später erreichte die Reisegruppe Trient, wo sie eine Pause einlegten. Vor allem die ungeübten Damen im Gefolge Barbara Gonzagas genossen diese sehr: Sie waren vom Reiten erschöpft. Frisch gestärkt zog die Reisegesellschaft am 15. Juni weiter in Richtung Alpen. Um die Mittagshitze zu umgehen, brach man bereits um drei Uhr morgens auf und erreichte am Nachmittag Neumarkt. Dort speiste man amAbend in einem schönen Garten. Barbara beschloss allerdings, an den kommenden Tagen nicht mehr so früh aufzubrechen. Ihr schien der fehlende Schlaf mehr zuzusetzen als die Hitze. Der Himmel schien ihr beizupflichten: Die Etappe des folgenden Tages verlief im Schatten einer großen Wolke. Weiter ging es über Bozen, Klausen, Brixen, Matrei bis nach Innsbruck.